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Artikel aus dem Handelsblatt Journal „ENERGIEWIRTSCHAFT“ vom 31.08.2022
Wolfgang Langhoff, Vorstandsvorsitzender der BP Europa SE, im Gespräch mit der Handelsblatt Journal Redaktion über die Wachstumsziele im Bereich Wasserstoff, Großprojekte in Australien und den Charme von Schwegenheim
Herr Langhoff, Big-Oil meldet dank des florierenden Öl- und Gasgeschäfts Rekordgewinne. War es nicht das Ziel, diese Gewinne zu reduzieren und in neue Geschäftszweige zu investieren?
Die Nachfrage nach Öl und Gas ist nicht nur in Deutschland gewaltig. Wirtschaft und Verbraucher in ganz Europa fürchten eine Energieknappheit über den Winter. Als bp ist es unsere Aufgabe und Verantwortung, die Energie bereitzustellen, die sie brauchen, um die Herausforderung zu meistern. Zugleich bleiben unsere Mittel- und Langfristziele unangetastet: Bis 2050 oder früher wollen wir unser Netto-Null-Ziel erreichen. Dafür investieren wir im großen Stil. Und die ersten Erfolge sind sichtbar.
Handelt es sich dabei nicht in Wirklichkeit um Pilotversuche denn skalierbare und damit tragfähige Geschäftsfelder?
In unserer Raffiniere in Lingen haben wir die erste Produktionsanlage für nachhaltige Flugkraftstoffe im industriellen Maßstab in Betrieb genommen. In der schottischen See bauen wir einen Windpark in der Größe Berlins. Und in Australien errichten wir mit 26GW eine der weltweit größten Anlagen zur Wasserstoffproduktion. Aus Pilotphasen sind wir längst rausgewachsen.
Wie weit sind Ihre Projekte im Bereich Wasserstoff in Deutschland vorangeschritten?
Wir sind kurz davor, für unsere beiden Projekte in Deutschland – Lingen Green Hydrogen und GET H2 – die Investitionsentscheidung zu treffen. Was noch fehlt, ist die endgültige Zusage der Capex-Förderung im Rahmen der IPCEI-Förderung. Wir erwarten diese noch in diesem Jahr.
Ihre Wettbewerber sowie Kunden haben eigene Wasserstoffprojekte begonnen. Welche Rolle kann und will bp in diesem umkämpften Markt spielen?
Unser Ziel ist ein Marktanteil von zehn Prozent in unseren Zielmärkten. Dafür konzentrieren wir uns einerseits auf Projekte in Nachfragezentren rund um unsere Raffinerien in Deutschland, den Niederlanden und Spanien. Andererseits wollen wir in Angebots-Hubs wie in Australien und dem Nahen Osten in großen Mengen Wasserstoff günstig produzieren.
Wird der Wasserstoff für alle Sektoren reichen oder sollte es eine Priorisierung geben?
Es ist Konsens, dass Deutschland seinen Bedarf niemals aus inländischen Projekten wird decken können. Und gerade in der Phase des Hochlaufs wird insbesondere bei grünem Wasserstoff eine Priorisierung notwendig sein. Aus unserer Sicht sind drei Faktoren für den schnellen Hochlauf entscheidend: Eine zügige Skalierung der Angebots- Hubs, eine ausgeprägte Kooperationskultur in der Wirtschaft, um Angebot und Nachfrage auszutarieren und Flexibilität bei der Farbenlehre.
In Deutschland gibt es eine starke Fixierung auf grünen Wasserstoff. Wie bewertet bp die Farbenlehre im internationalen Kontext?
Grüner Wasserstoff ist das Optimum und muss langfristig unser Ziel sein. Kurzfristig wird jedoch davon nicht genug zur Verfügung stehen. Darum sollten wir uns nicht von vornherein einschränken. Wasserstoff aus Erdgas, der am Ort der Erzeugung durch CO2-Abspaltung oder die Weiterverwendung von festem Kohlenstoff flankiert wird, kann mehr als nur eine Brückenlösung sein. Wir sind gut beraten, ergebnisoffen zu denken. So kann die Transformation schneller und günstiger gelingen.
Gilt das denn auch für den Mobilitätsbereich? Immerhin konzentrieren Sie sich an Aral-Tankstellen primär auf E-Ladelösungen.
Die Investitionsentscheidungen der Autobauer und das Kaufverhalten der Kunden beim PKW zeigen klar in Richtung E-Mobilität. Darum sind wir in den vergangenen Jahren mit „Aral pulse“ zum größten Anbieter von öffentlich zugänglichen ultraschnellen Ladestationen in Deutschland geworden – mit bis dato über 860 Ladepunkten. Um den Ausbau zu beschleunigen, gehen wir auch Partnerschaften ein, etwa mit Volkswagen. Im Schwerlastverkehr bleibt jedoch auch Wasserstoff eine vielversprechende Option.
Zuletzt haben Sie jedoch auch für den Schwerlastverkehr E-Ladesäulen installiert. Wäre es für bp nicht einfacher und finanziell lukrativer, sich auf eine Technologie zu konzentrieren?
In Schwegenheim in Rheinland-Pfalz, an einer besonders verkehrsgünstig gelegenen Aral-Tankstelle, haben wir den ersten Lade-Hub für E-LKW in Betrieb genommen und dafür eng mit Daimler Trucks zusammengearbeitet. Auch hier gilt: Wir sehen seitens der Hersteller die Investitionen und schaffen frühzeitig das Ladeangebot. Das wird auch für Wasserstoff gelten, da seitens der OEMs entsprechende Projekte im Bereich Brennstoffzelle wie Wasserstoffverbrennung vorangertrieben werden. Wir richten uns nach dem Bedarf unserer Kunden. Das galt in den vergangenen fast 125 Jahren Aral-Geschichte. Und das gilt für die Zukunft.