Artikel aus dem Handelsblatt Journal „Betriebliche Altersversorge und Kapitalanlage“ vom 24.05.2023
Eine Altersversorgung, die ein gutes Leben im Alter ermöglicht, ist ein zentraler Pfeiler unseres Sozialstaates. Die gesetzliche Rente spielt dabei eine herausragende Rolle. Sie ist für die allermeisten Bürgerinnen und Bürger in diesem Land das Fundament ihrer Alterssicherung. Das ist richtig und wichtig – heute genauso wie in der Zukunft.
Die gesetzliche Rente ist finanziell gut aufgestellt. Der Rentenbeitragssatz liegt seit 2018 stabil bei 18,6 Prozent. Das wird voraussichtlich in den nächsten Jahren auch so bleiben. Entscheidend für diese günstige Entwicklung ist ein stabiler Arbeitsmarkt. Heute gibt es in Deutschland fünf Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr, als noch vor zehn Jahren prognostiziert. Gleichzeitig wissen wir: In den nächsten Jahren wird durch den demografischen Wandel die Gesamtzahl der Arbeitskräfte in Deutschland zurückgehen, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Für die kommenden Jahre hat deswegen das Thema Fachkräftesicherung Priorität: Je erfolgreicher wir bei der Frauenerwerbsbeteiligung, der qualifizierten Zuwanderung, bei der Ausund Weiterbildung und bei der Beschäftigung Älterer sind, desto besser für das Rentensystem.
Wir machen die Rente zukunftssicher
Dazu hat die Bundesregierung in dieser Wahlperiode bereits diverse Rentenvorhaben umgesetzt. An erster Stelle stehen die Verbesserungen bei den Erwerbsminderungsrenten, wodurch künftig rund drei Millionen Bürgerinnen und Bürger eine spürbar höhere Erwerbsminderungsrente erhalten als bisher.
Zudem werden wir die Haltelinie für das Rentenniveau von 48 Prozent langfristig verlängern, um die gesetzliche Rente auch für die heute junge Generation verlässlich zu gestalten. Und wir werden mit dem Aufbau eines ergänzenden Generationenkapitals die Finanzierungsbasis der Rentenversicherung verbreitern und damit die langfristige Beitragssatzentwicklung weiter stabilisieren.
Die gute Nachricht ist: Die Renten sind stabil und zukunftssicher. Darauf kann sich jeder und jede verlassen. Wer darüber hinaus mit einer Zusatzrente vorsorgt, für den ist die Betriebsrente oft die erste Wahl. Inzwischen haben ca. 18,4 Millionen Beschäftigte bei ihrem aktuellen Arbeitgeber einen entsprechenden Anspruch. Das sind immerhin schon rund 53,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Doch ich finde, hier gibt es noch Luft nach oben.
Die Betriebsrenten werden gestärkt
Die Bundesregierung wird deshalb die Betriebsrente weiter stärken, damit sie noch mehr Beschäftigte nutzen können. Ein wichtiger Impuls dafür sind die Sozialpartnermodelle – also kollektiv organisierte und auf Tarifverträgen basierende Betriebsrenten. Sie werden gemeinsam von den Sozialpartnern getragen und verantwortet. Das schafft Vertrauen, insbesondere bei den Beschäftigten, die ihre betriebliche Altersvorsorge in guten Händen wissen.
Sozialpartnermodelle können kostengünstig und effizient organisiert werden und tarieren das allen kapitalgedeckten Systemen immanente Spannungsverhältnis zwischen Chancen und Sicherheit optimal aus. Inzwischen gibt es auch schon die ersten Modelle dieser Form der Betriebsrente. Ich bin überzeugt: Möglichst viele Beschäftigte müssen die Chance erhalten, davon zu profitieren.
Wie das gelingen kann, dazu haben Expertinnen und Experten unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die wir gemeinsam in dem von mir initiierten Fachdialog Betriebsrente im letzten halben Jahr erörtert haben. Jetzt steht die gesetzliche Umsetzung an. Ziel muss es sein, die Verbreitungslücken bei Geringverdienern und in kleinen Unternehmen nach und nach zu schließen. Ich bin mir sicher, dass es uns damit gelingt, neue Impulse zu setzen, die die Betriebsrente weiter in dem stärken, was sie am besten kann: in der Sicherstellung von qualitativ hochwertigen kapitalgedeckten Zusatzrenten für möglichst viele Beschäftigte.