Industrie und Gewerbe sind bei der Energiewende im Hintertreffen. Nur wenige Betriebe verfügen über tragfähige, ganzheitliche Konzepte. Viele scheuen das Thema vollständig, und die Zahl spezialisierter Anbieter ist begrenzt. Dabei sind gerade diese Sektoren als Haupttreiber von CO₂-Emissionen und den damit verbundenen Kosten entscheidend. Es müssen zeitnah Lösungen geschaffen werden.
In Deutschland sind mittlerweile über 95 GWp PV-Leistung in Betrieb. Diese Leistung verteilt sich auf über 4 Millionen Einzelanlagen, deren Anzahl sich überproportional auf den Bereich der Einfamilienhäuser konzentriert. Ähnlich sieht es im Bereich der Batteriespeicher aus: 83% der installierten Speicherkapazität entfallen auf das Heimspeichersegment. Fest steht: In Deutschland waren die Arbeitnehmer bei der Energiewende schneller als die Arbeitgeber.
Potenziale und Hürden für Gewerbe und Industrie
Der globale Boom von erneuerbaren Lösungen hat primär die einfachsten Kundengruppen, insbesondere Hausbesitzer, bedient. Zwischen Energiepreiskrise und Systemvertrieb à la Enpal, EKD und Co gibt es in Deutschland kaum noch Hausbesitzer, die in den letzten 3 Jahren keine Berührpunkte mit entsprechenden Anbietern hatten.
Gewerbe und Industrie wurden aufgrund ihrer Komplexität ignoriert oder als Notnagel gesehen, der zu viel Fragen auf- und zu wenig Rendite abwirft. Doch gerade im deutschen Mittelstand steckt Potenzial dezentrale Prosumer-Lösungen zu schaffen. Installateure scheitern hier oft an der aufwändigen Akquise und Stadtwerke agieren zu langsam. Spezialisierte Ingenieurbüros sind ebenso selten wie überlastet.
Diese Problematik lähmt beispielsweise den Mieterstrom, der auf dem Papier oftmals ein klares Win-Win-Win zwischen Installateur, Eigentümer und Mieter darstellt. Während beim Einfamilienhaus mal ein Modul mehr oder weniger installiert und zwischen 5 oder 10 kWh Speicher variiert wird, gilt es beim Mieterstrom zwischen einer Vielzahl von Betreiber- und Messkonzepten zu wählen, Investoren zu begeistern und Mieter zu überzeugen.
Ferner stellt das produzierende Gewerbe mit teils exotischen Verbrauchsprofilen und Lastspitzen eine zusätzliche Herausforderung aber auch ein enormes Potenzial dar. Spätestens während der Energiekrise fand ein Umdenken bei den entsprechenden Betrieben statt und der Wunsch nach Lösungen zur Lastspitzenglättung wuchs. Die wenigsten Anbieter beschäftigen sich jedoch mit den spezifischen Lastgängen der Unternehmen, sondern behandeln Gewerbe ähnlich wie Privatkunden. Das führt zu schlecht umgesetzten erneuerbaren Energiesystemen und Frustration in der Kundengruppe.
Drei Maßnahmen für eine erfolgreiche Energiewende in Industrie und Gewerbe
Um das Potenzial dieses Segments auszuschöpfen, sind folgende Maßnahmen entscheidend:
- Steigerung der Kompetenz am Markt: Anbieter wie die Stadtwerke müssen gezielt Know-how aufbauen. Partnerschaften mit Startups oder gezielter Einsatz von Software bei der Planung und Beratung können hierbei unterstützen. Die steigende Zahl an Installationsunternehmen, die sich verstärkt auf den Gewerbekundenbereich fokussieren, stellt dabei einen wichtigen Faktor dar.
- Sensibilisierung der Kundengruppe: Egal ob Gastronomie, Handwerksbetrieb, Mittelständler oder energieintensives Gewerbe – fast jeder kann von passenden erneuerbaren Lösungen profitieren. Auch wenn die Energiemenge bei Aufdach-PV im Vergleich zum gesamten Bedarf gering erscheint, führt dies dennoch direkt zu Einsparungen.
- Kontinuität und Klarheit: Zusätzliche Anreize und weniger Bürokratie – wie das Solarpaket 1 – sind ein wichtiger Anfang reichen jedoch noch nicht aus. Wichtiger als neue Anreize ist es, langfristig klare Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Markt Lösungen entwickeln kann, die Bestand haben.
Industrie und Gewerbe als Kunden der Stadtwerke könnten eine treibende Kraft für die Energiewende sein. Das vergangene Jahr 2024 zeigt bereits, dass wir auf dem richtigen Weg sind und im Vergleich zum Vorjahr verstärkt Projekte umgesetzt werden. Es braucht jedoch mehr innovative Lösungen, entschlossene Anbieter und mutige Unternehmen, um dieses Potenzial mit Nachdruck zu nutzen.
Reonic unterstützt als Software-Partner bereits über 40 Stadtwerke und Energiedienstleister sowie rund 700 Installateure in 6 Ländern bei Vertrieb, Planung und Installation von erneuerbaren Lösungen für Privat- und Gewerbekunden. Sektorengekoppelt und wissenschaftlich fundiert. Von der Leadgeneration bis zur Netzanmeldung.