Im Leitstand der Stahlproduktion: KI-Industriesoftware trägt dazu bei, die bestehende Lücke zwischen betrieblichen Erkenntnissen und fortschrittlicher Analytik weiter zu schließen

Bei der industriellen Transformation der Stahlindustrie ist Künstliche Intelligenz (KI) eine Schlüsseltechnologie. So bietet der Einsatz von KI-Industriesoftware zahlreiche Vorteile bei der Steigerung der Produktqualität und der Optimierung von Produktionsprozessen. Ein Einsatzschwerpunkt liegt darin, Probleme frühzeitig zu identifizieren, bevor sie zu Produktionsausfällen oder Qualitätsproblemen führen.

So weit, so gut. Im Alltag der Stahlproduktion kommt es aber immer wieder vor, dass alle Prüfkriterien innerhalb der vorgegebenen Parameter liegen – und der produzierte Stahl dennoch nicht die gewünschten Spezifikationen erfüllt. Das ist allein aus Kostengründen ärgerlich, aber auch frustrierend, wenn man nicht erklären kann, warum das passiert ist.

Im Interview zeigt Tim Eschert auf, wie KI-Industriesoftware im Leiststand der Hochöfen inzwischen auch für derartige Probleme Lösungsansätze bietet und dafür sorgt, dass sich unentdeckte Produktionsfehler nicht wiederholen.

Viele Hochöfen zur Stahlproduktion laufen seit vielen Jahrzehnten. Lässt sich da überhaupt noch etwas optimieren bzw. lohnt sich das überhaupt?

Wir sollten nicht den Fehler machen, die laufenden Anlagen bei der industriellen Transformation aus den Augen zu lassen. Hochöfen lassen sich eben nicht von heute auf morgen neu bauen. Die laufenden Anlagen werden in den kommenden Jahren relevant bleiben. Aber ich bin auch davon überzeugt: Jeder Tag, an dem Hochöfen ohne KI-basierte Prozessoptimierung laufen, ist unnötig teuer und schmutzig. Zu den Potenzialen: Was früher nicht möglich war, ist heute möglich. Insbesondere durch technischen Fortschritt bei KI gestützten Entscheidungsprozessen zur Optimierung der Produktion.

Das bedeutet, es gibt immer noch „blinde Flecken“ in der Stahlproduktion?

Abweichungen im Produktionsprozess kommen immer wieder vor und lassen sich typischer Weise gut korrigieren. In der Praxis erleben wir in den Hochöfen aber auch noch ein anderes Phänomen: Alle Parameter sind scheinbar okay und alle Leuchten stehen auf „grün“, dennoch liegt der produzierte Stahl außerhalb der geforderten Korridore. Wieso das so ist und vor allem warum, war bis dato offen. Jeder in der Branche kennt das Problem, einen Lösungsansatz gab es bislang jedoch nicht. Das hat sich geändert: Heute lassen sich unentdeckte Anomalien im Produktionsprozess mit unserer neuesten Generation von KI-Industriesoftware entdecken – und erklären. Das verringert den Ausschuss und spart immense Kosten. Und zwar nicht theoretisch, sondern real, im hier und jetzt.

Also regelt die KI bald alles von selbst in den Hochöfen?

Ganz sicher nicht. Aber moderne Analytik erweitert die Handlungsräume der betrieblichen Anwender. Ein gewisses „Tuning“ macht sicherlich Freude oder schafft zusätzliche Sicherheit, bis zum autonomen Fahren ist es aber noch ein weiter Weg. Durch neue Features mit bei unserer KI-Industriesoftware wird das Produktionswissen einer Fabrik signifikant verbessert. Wenn Veränderungen oder Anomalien im Produktionsprozess erklärbar sind, trägt das gleichzeitig dazu bei, das Vertrauen aller Beteiligten in KI-Vorhersagen zu stärken.