Die öffentlich geführte Debatte macht es deutlich: Zu „grünem Stahl“ gibt es in Zukunft keine Alternative – vor allem, wenn man es mit der Dekarbonisierung der Industrie ernst meint. Es ist absehbar, dass Stahl, der nicht der Regulatorik hinsichtlich CO²-Emissionen entspricht, früher oder später keinen Markt mehr haben wird. Speziell die deutsche Stahlindustrie steht somit vor der Herausforderung, einen äußerst energieintensiven Produktionsprozess so auszugestalten, dass er der Gesellschaft und ihren (zunehmend strengeren) Ansprüchen an Nachhaltigkeit entspricht.
Unternehmen wie Salzgitter haben bereits angekündigt, im Zuge der industriellen Transformation in neue Produktionsanlagen zu investieren. Das ist aller Ehren wert, aber machen wir uns nichts vor: Der Weg hin zu echtem „grünem Stahl“ ist noch lang – und von hoher Komplexität geprägt. Ein Stahlwerk ist eben keine kleine Fertigungsanlage. Der realistische Planungshorizont für eine neue Anlage wie von Salzgitter geplant, beläuft sich auf mehrere Jahre.
Hinzu kommt: Stahl ist ein absolutes Hightech-Produkt mit einer Vielzahl von hochkomplexen Parametern. Gerade im Bereich Recyclingstahl steigt die Varianz durch den Einsatz von unterschiedlichen Legierungsmaterialien erheblich an. Das gilt in besonderem Maße, wenn vor dem Hintergrund einer enorm gestiegenen Nachfrage beim Recycling von Stahl ganz unterschiedliche Materialqualitäten bis hin zu uraltem Schrott eingesetzt werden.
Die zentrale Frage lautet also: Ist Dekarbonisierung ohne Deindustrialisierung möglich? Die zuversichtliche Antwort darauf lautet: Ja – wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Ganz konkret: Neben der technischen Umrüstung auf möglichst effiziente Produktionsanlagen muss die Stahlindustrie daran arbeiten, die brachliegenden Potenziale in der Prozessdatenverarbeitung voll auszunutzen, um den CO²-Fußabdruck zu reduzieren und den Anforderungen der Regulatorik zu entsprechen. Es zählt das hier und jetzt in den laufenden Anlagen – nicht zuletzt auch mit Blick auf die aktuellen Prognosen zum Klimawandel.
KI kann und wird dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor sein. Software mit künstlicher Intelligenz kann eben nicht nur schnell Texte schreiben, sondern ist auch in der Lage, schnell für messbare Kosteneinsparungen zu sorgen und Komplexität zu reduzieren. Mehr noch: Der Einsatz von White-Box-Machine Learning macht es möglich, Produktionskosten zu senken und gleichzeitig Emissionen zu reduzieren.
Mit Blick auf die Möglichkeiten der automatisierten Datenverarbeitung in der industriellen Produktion liegt aktuell jedoch noch sehr viel Potenzial brach. Dabei beweisen aktuelle Projekte im Stahlsektor: Wer seine Prozessparameter im Griff hat, reduziert den Ausschuss erheblich und hat einen klaren Wettbewerbsvorteil. Gerdau kommt beispielsweise bei einem mittleren Produktionsvolumen auf rund 9 Prozent Einsparungen pro Jahr.
Als kurzes Fazit – und gerne auch als Startpunkt für eine persönliche Diskussion bei der Jahrestagung:
„Jeder Tag, an dem produzierende Unternehmen nicht mit KI-basierter Prozessoptimierung und White-Box-Machine Learning starten, ist unnötig teuer und schmutzig.“
Ihre Meinung dazu interessiert mich: Schreiben Sie mir unter tim@ferolabs.com oder sprechen Sie mich einfach an.