Artikel aus dem Handelsblatt Journal „Betriebliche Altersversorge und Kapitalanlage“ vom 24.05.2023
Die neue betriebliche Altersversorgung bei Siemens Healthineers ist eine innovative Lösung für Diversität und Generationengerechtigkeit und trägt so der Veränderung in der Arbeitswelt Rechnung. Sie zeichnet sich durch eine für alle Mitarbeitende nachvollziehbare Beitragsermittlung aus, die prozentual vom Einkommen erfolgt und somit dynamisch ist. Die Festlegung eines Mindestbeitrags führt zu einer Verbesserung bei Mitarbeitenden in den unteren Entgeltgruppen. Durch einen Mindestbeitrag bei Teilzeitgraden bis zu 50 Prozent und einer Aufstockung bei mindestens 80 Prozent auf 100 Prozent des Beitrags wird die Vereinbarkeit von Familie und beruflicher Entwicklung gesteigert. Berufseinsteigende, die ihre Ausbildung beendet oder ihr duales Studium absolviert haben, erhalten bei der Übernahme einen Startbaustein.
Der „Healthineers Way of Working“ – ein Ansatz für mehr Geschlechter – und Generationengerechtigkeit
Ein ausreichendes Einkommen im Alter ist für Arbeitnehmer:innen einer der wichtigsten Faktoren ihres finanziellen Wohlbefindens. Bei einer repräsentativen Umfrage, die Aon 2019 durchgeführt hat1, war dieser Faktor den Antwortenden sogar wichtiger als das aktuelle Einkommen. Gleichzeitig wissen wir, dass dieses Ziel vor allem für zwei Gruppen schwer erreichbar ist: Frauen und jüngere Arbeitnehmer:innen. Die gesetzliche Rente von Frauen liegt im Durchschnitt mehr als 40 Prozent unter der von Männern.2 Jüngere Arbeitnehmer:innen werden durch die demographische Entwicklung belastet und erwarten ein deutliches Absinken des Rentenniveaus.3 Die betriebliche Altersvorsorge hat das Potenzial, dem entgegenzuwirken, und die Arbeitnehmer:innen erwarten das auch.3
Mit dem „Healthineers Way of Working“ setzen wir konsequent auf ein umfassendes Konzept, in dessen Mittelpunkt ein ganzheitlicher Ansatz für das Wohlbefinden der Beschäftigten steht. Eine Komponente ist das Modell einer bAV, die einen Beitrag dazu leistet, den aktuell viel diskutierten „Gender Pension Gap” zu schließen und betriebliche Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Frauen und Männer, Jung und Alt gleiche Chancen haben. So können sie ihre Talente entwickeln und sie optimal in Unternehmen und Gesellschaft einbringen.
Wir beschäftigen in Deutschland rund 13.000 Mitarbeitende mit einer arbeitgeberfinanzierten Direktzusage. Das Unternehmen hat aktuell einen Frauenanteil von ca. 30 Prozent. Wie in fast allen Unternehmen ist der Teilzeitanteil bei den Frauen wesentlich höher als bei den Männern: Jede dritte Frau arbeitet in Teilzeit, aber nur jeder fünfundzwanzigste Mann. Bei den Führungskräften sind die Teilzeitquoten nochmals geringer.
Der „Healthineers Way of Working“ unterstützt deshalb flexible und moderne Arbeitsformen und fördert individuelle Lebens- und Arbeitskonzepte. Dazu gehören zum einen Teilzeitmodelle, die es Frauen und Männern gleichermaßen ermöglichen, Familienarbeit gleichberechtigt zu organisieren. Zum anderen wird Teilzeit im Management unternehmensseitig begrüßt. In dieser Gruppe sieht das Unternehmen hohes Potenzial für die Förderung einer gesunden Work-Life-Balance. Für Männer soll es attraktiver werden, in Teilzeit zu arbeiten und sich dadurch Freiräume für Familie oder andere Themen zu schaffen. Insbesondere Frauen werden ermutigt, ihren Teilzeitgrad zu erhöhen, um u.a. in der Altersvorsorge „aufzuholen“.
All diese Angebote sind heute ein wichtiger Faktor bei der Gewinnung qualifizierter Beschäftigter, auf die wir im internationalen Wettbewerb angewiesen sind. Es zeigt sich, dass flexible Arbeitsformen nicht nur den Bedürfnissen der Beschäftigten entgegenkommen, sondern auch Leistung und Kreativität fördern. So entsteht eine Win-Win-Situation für Arbeitnehmer:innen wie Arbeitgeber.
Die neue arbeitgeberfinanzierte Direktzusage im Detail
In der neuen Siemens Healthineers BSAV gibt es eine ganze Reihe konkreter Leistungen, um diese Weiterentwicklungen der Arbeitsbedingungen finanziell zu flankieren.
So erhalten bei Siemens Healthineers Tarifbeschäftigte und außertariflich bezahlte Mitarbeitende seit der Neuausrichtung gleichermaßen prozentuale Beiträge bezogen auf das jeweilige Einkommen. Abgelöst wurden damit im Tarifbereich Beitragstabellen, die die Beitragsermittlung kompliziert machten und keine automatische Anpassung bzw. Dynamisierung der Beiträge vorsahen. Durch die neue Beitragslogik steigen die Beiträge im Tarifbereich im Durchschnitt um knapp ein Drittel.
Zudem wurden Komponenten eingeführt, die dem „Gender Pension Gap“, der „Teilzeitfalle“, der verhältnismäßig schlechteren Versorgung von Geringverdienenden und jüngerer Generationen in der bAV besser gerecht werden.
Mitarbeitende in den niedrigeren Entgeltgruppen werden dadurch unterstützt, dass ein Mindestbeitrag in Höhe von 1.000 Euro pro Jahr durch den Arbeitgeber in die bAV eingezahlt wird.
Liegt die vereinbarte Arbeitszeit unter 50 Prozent der Regelarbeitszeit, wird ein Mindestbeitrag von 50 Prozent gezahlt. Ab 80 Prozent der Regelarbeitszeit wird der volle Beitrag in die bAV gezahlt. Diese Regelung kommt vor allem Frauen zugute und hilft, die Lücken bei ihrer Altersversorgung zu minimieren. Sie macht aber auch Teilzeit für Männer attraktiver. Von der Umstellung profitieren ca. die Hälfte aller Teilzeitmitarbeitenden bei Siemens Healthineers. Die Beiträge der Betroffenen steigen im Durchschnitt um nahezu ein Fünftel – zusätzlich zur allgemeinen Beitragserhöhung. Für Auszubildende und Absolventen eines dualen Studiums ist eine neue Pauschale eingeführt worden: Bei unbefristeter Übernahme nach erfolgreichem Abschluss erhalten sie einen Startbaustein in Höhe von 1.000 Euro in ihrer betrieblichen Altersvorsorge.
Durch gezielte Kommunikation und Information wird darüber hinaus auf die Möglichkeiten der Entgeltumwandlung aufmerksam gemacht.
Mit der neuen Direktzusage beweisen wir, dass innovative Lösungen in der bAV umsetzbar sind, auch ohne die komplette Versorgungslandschaft in Frage zu stellen und umzugestalten. Mit dem richtigen Vorgehen können auch Strukturen, die in langen Jahren historisch gewachsen sind, mit moderaten, aber effektiven Modifikationen an die heutigen Herausforderungen angepasst werden.
Dieser Einschätzung hat sich auch die Jury für den Deutschen bAV-Preis angeschlossen. Besonders hervorgehoben wurde, dass die neue bAV-Lösung die Diversität und Generationengerechtigkeit bei ihren Mitarbeitenden adressiert und dass Berufseinsteigende mit einem Startbaustein an die bAV und damit letztlich an das Thema Alterssicherung herangeführt werden.
1 Financial Wellbeing – Warum Unternehmen beim Wohlfühlfaktor Finanzen mehr tun müssen, als gute Gehälter zu zahlen. Eine Studie von Aon in Zusammenarbeit mit Statista“, AON, 2019
2 „Frauen und die betriebliche Altersvorsorge – Wie weiblich muss bAV sein? Eine Studie von Aon in Zusammenarbeit mit Statista“, AON, 2020
3 „Betriebliche Altersversorgung – was erwarten junge Arbeitnehmer?“, AON, 2022