Dies bedeutet, dass wir ausgehend von der Situation heute, in der wir 84 Prozent fossile Energie pro Jahr verbrauchen, diesen Verbrauch bis 2045 auf null senken müssen. Allerdings wird Deutschland auch in Zukunft weiterhin große Mengen Energie benötigen – auch wenn wir mit der Energieeinsparung relevante Erfolge erzielen. Um in Deutschland erzeugte Erneuerbare Energie zu speichern oder Erneuerbare Energie zu importieren – gegenwärtig importieren wir rund 70 Prozent der von uns verbrauchten Energie – sind Wasserstoff und seine Folgeprodukte wie Methanol und Ammoniak ideal geeignet, da klimaneutraler Wasserstoff zum Beispiel mittels Elektrolyse direkt aus Wasser und erneuerbarem Strom gewonnen werden kann.
Mit den Gasnetzen hat Deutschland eine stark ausgebaute Infrastruktur zur Energieversorgung – davon allein 554.500 km Gasverteilnetze. An die Verteilnetze sind neben der Hälfte aller Haushalte auch 1,8 Mio. Industrie- und Gewerbekunden angeschlossen. Die Gasnetze versorgen diese Kunden gegenwärtig mit Erdgas, also Methan. Sie können jedoch auch für den Transport von 100 Prozent klimaneutralem Wasserstoff ertüchtigt werden. So kann die heutige Versorgung mit Erdgas in eine klimaneutrale Versorgung transformiert werden.
Mit dem Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP) hat die Initiative H2vorOrt im März 2022 einen branchenweiten Planungsprozess ins Leben gerufen, der die Grundlage für die deutschlandweite Wasserstofftransformation im Verteilnetz legt. Mit 180 teilnehmenden Netzbetreibern im ersten Planungsdurchgang wird durch den GTP 2022 bereits die Mehrheit der Netzanschlüsse in Deutschland abgedeckt. Die überwiegende Mehrzahl aller Landkreise in Deutschland hat Gemeinden, deren Gasnetze von einem der teilnehmenden Unternehmen betrieben werden.
Ziel des GTP ist es, die Transformation der Gasverteilnetze zu beschleunigen und die Einzelplanungen der Netzbetreiber in ein kohärentes Zielbild für ganz Deutschland einzubetten. Die Verteilnetzbetreiber haben in einem strukturierten Prozess ihre Netzgebiete hinsichtlich ihrer Kundenbedarfe, der dezentralen Einspeisesituation, der Belieferung durch vorgelagerte Netzbetreiber und der technischen Eignung ihrer Leitungsnetze für Wasserstoff untersucht.
Die Ergebnisse der Planung 2022 zeigen klar, dass die Verteilnetzbetreiber bereits jetzt großflächig planen, ihre Netze auf eine Wasserstoffversorgung umzustellen und mehrheitlich den ersten regulären Einsatz von Wasserstoff in ihren Verteilnetzen zeitnah sehen – in großen Teilen Deutschlands schon innerhalb der nächsten acht Jahre. Großflächige Umstellungen auf 100 Prozent Wasserstoff werden vielfach in den 2030er Jahren antizipiert, bedingt durch den Zeitbedarf, den die Umstellung der Kundenanlagen mit sich bringt und die geplanten Umstellungszeitpunkte der Leitungen der Fernleitungsnetzbetreiber auf Wasserstoff. Je nach Region wird auch von einem langfristigen und umfangreichen Einsatz von lokal erzeugtem Biomethan ausgegangen
In den Jahren bis 2025 wird der Detaillierungsgrad der GTP-Planung kontinuierlich gesteigert werden. Die technische Analyse wird auf weitere Komponenten und Anlagen de Verteilnetze ausgeweitet. Im Gespräch mit den Kunden und Kommunen werden die zeitlichen und mengenseitigen Bedarfe ermittelt und im Zusammenwirken mit der Versorgungslage durch die vorgelagerten Netzbetreiber und die dezentrale Erzeugung in eine belastbare Netzplanung überführt. Ziel ist es, spätestens 2025 eine investitionsfähige Planung vorliegen zu haben.
Ich freue mich darauf, Ihnen weitere Details in meinem Vortrag hierzu auf der Handelsblatt Jahrestagung Gas 2022 zu präsentieren. Sie finden den GTP Ergebnisbericht 2022 unter www.H2vorOrt.de
H2vorOrt ist ein Zusammenschluss von gegenwärtig 47 Verteilnetzbetreibern im Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) in Zusammenarbeit mit dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU), die ihre Expertise für einen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bündeln.