Das braucht es für die Energie- und Mobilitätswende

Artikel aus dem Handelsblatt Journal „Energiewirtschaft“ vom 23.01.2024

Wenn wir Ergebnisse wollen, müssen wir pragmatisch und wirtschaftlich handeln und uns konsequent an den Bedürfnissen der Verbraucher:innen ausrichten.

Klimaschutz ist unbezahlbar“, „die Politik agiert kopflos“, „alles ist unglaublich bürokratisch“. Diesen Aussagen würden viele Menschen zustimmen und daher wenden sich Privathaushalte und Handwerk frustriert von der Energiewende ab. Der Grund dafür: Jahrzehntelange Versäumnisse bei der Digitalisierung von Prozessen, unverständliche Abläufe, die weder schlank noch nachhaltig sind, rufen in Kombination mit vermeintlich unbezahlbaren Lösungen Frustration hervor. Dabei befürworten laut einer Untersuchung des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2022 rund 91 Prozent der Menschen in Deutschland den Schutz des Klimas.

Die Frage, wie wir die Energie- und Mobilitätswende schaffen ist einfach zu beantworten: wenn wir pragmatisch und wirtschaftlich handeln und diejenigen mitnehmen, die sie umsetzen: die Verbraucher:innen und das Handwerk. Genau das ist oft nicht der Fall. Wie so oft liegt es daran, dass Regularien und Prozesse den Blick für pragmatische Lösungen und somit eine optimale Zusammenarbeit verstellen. Muss das sein? Nein. Wir sollten – das positive Ziel vor Augen – überlegen, wie wir mit allen Akteuren daran arbeiten, die Energiewende zum Erfolg zu führen. Der Fokus auf diese 3 Themen kann uns helfen:

Thema 1: Zukunftssicherung durch Innovationen

Im Laufe der Evolution war es für die Menschheit überlebenswichtig neugierig zu sein und innovative Lösungen für Probleme zu finden. Diese Einstellung brauchen wir. Für den Klimaschutz heißt das dann: Die Wohngebäude in Deutschland sind mit Solaranlagen, Wärmepumpen, Speichern und Wallboxen ausgestattet. Moderne und bei der Technik flexible Energiemanagementsysteme steuern den Verbrauch und die Kommunikation mit den Netzen der Energieversorger bzw. mit dynamischen Stromtarifen. Dieses “mehr” an Komfort und Lebensqualität ist schon seit 2022 bei 74 Prozent der deutschen Haushalte der Grund für die Nutzung von Smart- Home-Geräten 1. Wichtig ist, dass alles integriert und einfach miteinander funktioniert. Aber nicht jeder muss das Rad neu erfinden. Bei rund 900 Netzbetreibern können wir den Klimaschutz beschleunigen, wenn es einheitliche Prozesse und Systeme gibt, die sich an den Best-Practices der Branche orientieren. Hier sind Pragmatismus und Kollaboration gefragt, womit die Branche ein deutliches Zeichen setzen könnte und so Privathaushalte und Handwerk gleichermaßen unterstützen würde.

Zukunftssicherung durch Innovationen heißt auch, dass wir gemeinsam an europäischen Lösungen für die Solarindustrie arbeiten. Zolar geht mit gutem Beispiel voran und wird zukünftig noch mehr Produkte aus deutscher / europäischer Produktion anbieten. Damit unterstützen wir die Zukunftssicherung unseres Standortes, ohne dass Strafzölle zu einer Verteuerung von Produkten führen und so die privaten Investitionen in den Klimaschutz stoppen – denn wenn wir die Verbraucher:innen überzeugen wollen, muss es sich auch für sie lohnen.

Thema 2: Regulierung und Gesetze

Den Klimawandel können wir nicht in einer Legislaturperiode stoppen. Beständigkeit und Nachhaltigkeit bei Entschlüssen sind ebenso erforderlich, wie der regelmäßige Austausch mit Marktteilnehmern. Regulierungen und Gesetze müssen in ihrer Einhaltung ebenso incentiviert und überprüft werden, wie die Anpassung an neue Technologien und Trends. Wir leben in einer Welt, die mit ihrer unfassbaren Veränderungsgeschwindigkeit gerade in Deutschland viele Akteure abgehängt hat.

Die bestehenden Regelungen im EEG / Netzanschlussgesetz sind gut und richtig. Trotzdem ist die Frustration bei der Umsetzung hoch. Deutlichere Kommunikation von Gesetzesänderungen und Vorteilen – auch gegenüber Verbrauchern und dem Handwerk – ist hier nötig. Die Marktakteure, mit exzellenten Lösungen, vorbildlichen, schlanken und nachhaltigen Prozessen sollten als Best-Practise hervorgehoben und incentiviert werden – auch das beschleunigt die Energiewende. Immer wiederkehrende Probleme und Verzögerungen müssen Konsequenzen haben – denn es geht hier um ein generationsübergreifendes Problem, dass alle betrifft.

Auch bringt es nichts mit Subventionen immer wieder kurzfristig den Markt aufzuwirbeln: was wir brauchen, sind verlässliche Rahmenbedingungen, um die Energiewende in den nächsten Jahren konsequent umzusetzen.

Thema 3: Akzeptanz und Mitwirkung

Letztlich hängt der Erfolg der Energiewende davon ab, wie sie von den Menschen wahr- und angenommen wird – eine Art „Energy Journey“. Wer bisher noch keinen Kontakt zu Klimatechnologien hatte, für den ist Energie eine Commodity – sie erfüllt nur einen Zweck. Sobald aber eine Solaranlage gekauft wurde, steigt das Interesse an Wärmepumpen oder Elektromobilität und damit die Wahrscheinlichkeit, in naher Zukunft in weitere klimafreundliche Lösungen zu investieren. Dass die Energiewende wichtig zum Schutz des Klimas ist, finden laut KfW-Energiewendebarometer 2023 rund 88 Prozent der dort befragten Haushalte. Wir müssen konsequent die Vorteile wie beispielsweise die enormen Ersparnisse für Haushalte kommunizieren, die schon Technologien wie Photovoltaik und Wärmepumpen nutzen. Wenn dann noch die Prozesse so einfach werden, wie ein Einkauf bei Amazon oder der Kauf einer Photovoltaikanlage bei Zolar, dann werden wir durch steigende Absatzzahlen bei Solaranlagen und Wärmepumpen auch massiv gesunkene CO2-Emissionen bei Privathaushalten sehen. Zusammenfassend: Wir kommen zu Ergebnissen, wenn wir bei den aktuellen Problemen die Rahmenbedingungen hinterfragen: ist das sinnvoll, geht das besser und mit welchem persönlichen Einsatz trage ich zur Rettung des Klimas bei.

1 Smart Home: Gründe für die Nutzung 2022 | Statista

Um die Energie- und Mobilitätswende zu schaffen, müssen wir diejenigen mitnehmen, die sie umsetzen: die Verbraucher:innen und das Handwerk.

Dr. Sarah MüllerGeschäftsführerin und CCO, Zolar
Das aktuelle Handelsblatt Journal
Dieser Artikel ist im aktuellen Handelsblatt Journal „Energiewirtschaft“ erschienen. Das vollständige Journal können Sie sich hier kostenlos herunterladen:
Zum Journal