Ein digitaler Patienten-Zwilling ist ein virtuelles Modell eines Menschen, das alle wichtigen Gesundheitsinformationen eines Patienten zusammenfasst. Diese Informationen können aus unterschiedlichsten Quellen stammen, wie z. B. Anamnesegesprächen, medizinischen Aufnahmen, Laborwerten und Therapiedaten.
Digitale Patienten-Zwillinge haben das Potenzial, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie Ärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern einen besseren Überblick über die Gesundheitssituation von Patient*innen bieten. Dies kann zu einer genaueren Diagnose, einer personalisierten Behandlung und einer besseren Nachsorge führen.
Die Vorteile digitaler Patienten-Zwillinge
Digitale Patienten-Zwillinge können Ärzten dabei helfen, komplexe Erkrankungen schneller und genauer zu diagnostizieren, indem sie den konsolidierten Zugang zu gesundheitsrelevanten Informationen verbessern helfen. Der digitale Patient*innen-Zwilling verbindet die vorhandenen individuellen Gesundheitsinformationen in Echtzeit miteinander und gleicht sie fortwährend mit Ergebnissen aus Populationsstudien, Daten spezifischer Krankheitsbilder sowie individuellen Krankheitsverläufen, Medikationen, Diagnostiken oder Therapien anderer Betroffener ab.
Unter Berücksichtigung von Evidenzen, gepaart mit klinischen Leitlinien und gesundheitsökonomischer Aspekte könne Digitale Patienten-Zwillinge Ärzten dabei helfen, Behandlungen zu entwickeln, die auf die individuellen Bedürfnisse von Patient*innen zugeschnitten sind.
Auch in der Nachsorge können Digitale Patienten-Zwillinge medizinischem Personal dabei helfen, die Wirksamkeit von Behandlungen zu überwachen und Patient*innen bei der Einhaltung von Therapieplänen zu unterstützen.
Herausforderungen digitaler Patienten-Zwillinge
Es gibt heute im Wesentlichen vier Voraussetzungen, die für eine praktische Umsetzung erfüllt sein sollten:
- Das Krankenhaus muss ausreichend digital vernetzt sein.
- Die Daten müssen strukturiert und annotiert vorliegen.
- Die Patienten müssen zu jeder Zeit über die Nutzung ihrer Daten entscheiden können.
- Das medizinische Fachpersonal muss Zugriff auf die im digitalen Patient*innen-Zwilling aufbereiteten Informationen haben und diese digitale Oberfläche auch im klinischen Alltag anwenden können.
Digitale Patienten-Zwillinge sind eine neue und vielversprechende Technologie mit dem Potenzial, die Gesundheitsversorgung grundlegend zu verändern. Schon heute wird das Konzept der Digitalen Patient*innen-Zwillinge in einzelnen Lösungen umgesetzt, so zum Beispiel bei der Automatisierten Datenerhebung und -auswertung, der Simulation für die Planung und Durchführung von Therapien oder auch bei der Visualisierung von Patienteninformationen mit Hilfe von Cinematic Rendering. Richtig eingesetzt werden es Digitale Patient*innen-Zwillinge ermöglichen, die vorhandenen Ressourcen bewusster im Sinne der Patient*innen, Kliniken und Gesundheitssysteme einzusetzen.
Dies ist eine Kurzfassung eines Artikels von Peter Aulbach, erschienen auf Siemens Healthineers Perspectives. Den Originalartikel finden Sie hier: https://www.siemens-healthineers.com/deu/perspectives/digital-patient-twin
Quellen: Lou B, Doken S, Zhuang T, Wingerter D, Gidwani M, Mistry N, Ladic L, Kamen A, Abazeed ME (2019) An image-based deep learning framework for individualising radiotherapy dose: a retrospective analysis of outcome prediction. The Lancet Digital Health 1, 136-147.