Warum der erste Schritt zur Vorsorge oft zu spät kommt

Die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der Altersvorsorge wächst. Laut dem Altersvorsorge Monitor 2025 sorgen nur 38 Prozent der Deutschen aktiv privat vor – und das häufig erst, wenn der Ruhestand nicht mehr fern ist. Dabei empfinden 60 Prozent Angst vor Altersarmut, und nur 5 Prozent glauben, schon ausreichend abgesichert zu sein.

Später Start, unsicheres Ziel

Der erste Anstoß zur Altersvorsorge kommt oft verzögert. Viele beginnen zwischen 20 und 29 Jahren, häufig mit dem Berufseinstieg – aber ohne durchdachten Plan. Ein Viertel hat sich noch gar nicht mit privater Vorsorge beschäftigt. Gründe sind vielfältig: finanzielle Engpässe, Komplexität der Produkte, fehlendes Wissen und die Tendenz, das Thema zu verdrängen.

Zwar gilt die gesetzliche Rente für die meisten als wichtigste Säule, doch nur 21 Prozent halten sie für ausreichend. Im Schnitt wären monatlich 280 Euro zusätzlich nötig, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Die Diskrepanz zwischen Erwartung und Bedarf führt zu Unsicherheit – und nicht selten zu Resignation. Eine Befragte fasst rückblickend zusammen:

„Man hätte viel früher viel mehr sparen sollen“

Drei Vorsorgetypen, drei Strategien

Die Studie identifiziert drei unterschiedliche Segmente:

  • Zuversichtlich-Planende (41 %): Eher jünger, finanziell gut ausgestattet, mit Bereitschaft für renditestarke Produkte. Sie starten oft früh, wollen aber mehr investieren und suchen flexible Lösungen.
  • Konservativ-Vorsorgende (25 %): Meist älter, setzen auf klassische Produkte wie Renten- und Lebensversicherungen. Pflichtbewusst, risikoavers und überzeugt, dass der Staat stärker fördern sollte.
  • Überfordert-Ängstliche (34 %): Mittleres Alter, häufig Frauen mit begrenzten Mitteln. Sie fühlen sich von der Komplexität überfordert und meiden das Thema. Benötigt werden einfache, verständliche Produkte und vertraute Ansprechpartner.

Diese Segmentierung zeigt: Standardlösungen greifen zu kurz. Wer erfolgreich beraten will, muss unterschiedliche Lebenssituationen, Ziele und Risikobereitschaften berücksichtigen.

Vertrauen ist Währung

Beim Zugang zu Informationen zählen Vertrauen und Zugänglichkeit. Allgemeine Internetseiten bieten einen schnellen Einstieg, Versicherungsvertreter und Bankberater punkten mit Expertise und persönlichem Kontakt – wenn sie als unabhängig wahrgenommen werden. Unbekannten Anbietern wird oft ein reines Verkaufsinteresse unterstellt. 62 Prozent wünschen sich Beratung, drei Viertel bevorzugen ein persönliches Gespräch.

Transparenz bleibt ein Knackpunkt: Auch wer vorsorgt, kennt oft nicht alle Vor- und Nachteile seiner Produkte. Hier können neutrale Beratungsstellen oder frühzeitige Aufklärung in der Schule wichtige Impulse setzen. Ein Studienteilnehmer fordert deshalb:

„Ich würde mir eine Beratung wünschen, am besten von einer Person, die keinen finanziellen Hintergedanken hat“

Was Anbieter und Politik tun können

Die Wünsche der Verbraucher sind klar: Bestandsgarantie ohne Risiko, geringe Kosten, staatliche Förderung, Flexibilität bei Einzahlungen. Für einkommensschwache Gruppen sind Mikrosparmodelle entscheidend. Gleichzeitig braucht es verständliche Kommunikation – Fachjargon schreckt ab.

Politisch könnten gezielte Förderprogramme, steuerliche Anreize und verpflichtende Informationsangebote helfen, besonders benachteiligte Gruppen zu erreichen. Für Anbieter gilt: Segmentgerechte Produkte entwickeln, digitale Angebote wie Robo-Advisor für Technikaffine ausbauen und gleichzeitig den persönlichen Kontakt für andere Zielgruppen stärken.

Fazit

Der erste Schritt zur Vorsorge kommt oft zu spät, weil viele nicht wissen, wie sie anfangen sollen – oder glauben, es lohne sich für sie nicht. Dabei zeigt der Altersvorsorge Monitor 2025: Je früher und gezielter man beginnt, desto größer sind die Chancen, den eigenen Ruhestand selbstbestimmt zu gestalten. Die Verantwortung liegt bei jedem Einzelnen – aber Politik und Anbieter können den Weg erheblich erleichtern.

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