Raum für Zukunftsgestalter

Artikel aus dem Handelsblatt Journal Future Workplace vom 30.08.2022

Die Maschinerie der Transformation ist unaufhaltsam in vollem Gange: Nach zweieinhalb pandemisch geprägten Jahren sind wir in der hybriden Arbeitswelt angekommen und haben gelernt, wie und vor allem dass das Konzept Remote Work funktioniert. So ist das Angebot nicht länger Privileg, sondern entwickelt sich zu einem Standard, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und relevant zu sein. Ein simples Zurück in die längst vergangene Normalität und Strukturen ist wenig zukunftsfähig. Das bedeutet allerdings nicht, dass das Arbeiten in Präsenz als Konzept ausgedient hat – ganz im Gegenteil.

So zum Beispiel in denjenigen Arbeitsfeldern, in denen Interaktion und persönliche Präsenz unerlässlich sind, wie etwa in der Krankenpflege, Produktion oder im Handel. Doch nicht nur dort: Der Mensch ist ein soziales Wesen und so sind eine nachhaltige Unternehmensidentifikation, -entwicklung und -kultur ohne ein gewisses Maß an kollaborativer Interaktion an einem gemeinsamen, physischen Ort nur schwerlich aufrechtzuerhalten.

Dennoch hat die strikte funktionale Trennung von Arbeits- und Lebensbereichen an Gültigkeit verloren; Arbeitszeiten und Präsenzpflicht am Arbeitsort werden flexibler. Das Anforderungsprofil an Bürostandorte muss sich weiterentwickeln und diesem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen. Büroflächen werden eine neue, veränderte Daseinsberechtigung erhalten und auch in hybriden Arbeitswelten eine essenzielle Funktion erfüllen. Dabei sind wir überzeugt, dass der territoriale Ansatz tradierter Büroplanungen dem Netzwerkgedanken zunehmend weichen wird. Büroflächen werden ihre Ausrichtung ändern und sich zu Wir-Orten, an denen Kollaboration und Austausch, Inspiration und Kreativität, Produktivität und Integration im Vordergrund stehen, entwickeln.

Raum für Chancenergreifer
METRO PROPERTIES ist das Immobilienunternehmen des METRO Konzerns. Im Rahmen unseres globalen Portfolio- und Asset-Managements obliegt uns die nachhaltige, zukunftsorientierte Entwicklung der METRO Standorte. Die Arbeitswelt der Zukunft denken wir auf Mikro- und Makroebene. Jüngstes Beispiel: Der Umzug der METRO PROPERTIES vom außerstädtischen Bürostandort ins Zentrum des urban gelegenen Düsseldorfer METRO Campus im Sommer 2021. Mit der räumlichen Veränderung eröffnete sich die Chance, die zukünftigen Bestandsbüroflächen der Immobiliengesellschaft neu zu denken. Eine Fortführung des Status Quo war undenkbar, der zukunftsweisende Weg in Richtung hybride Arbeitswelt alternativlos. Unsere Vision? Die Pilotierung eines innovativen und inklusiven Raums für Chancenergreifer und Zukunftsgestalter.

Der Arbeitsauftrag verlangte nach einer signifikanten Transformation der Organisation und Zusammenarbeit. Das individuell aufgesetzte Arbeits- und Raumprogramm sollte den kulturellen Wandel unterstützen, aber auch den organisatorischen Anforderungen vollumfänglich entsprechen. Erreicht wurde dies durch die Einführung verschiedener Flex-Office-Optionen und der Umsetzung eines konsequenten Shared-Desk-Modells in hierarchie-, abteilungs- und bereichsübergreifenden Strukturen. Die korrespondierende Flächenplanung basiert auf einem Zusammenspiel kompakter multifunktionaler Räume mit offenen Büroflächen, das sich beliebig skalieren lässt. Die geschaffene robuste und sinnhaft angelegte Raumstruktur bietet unterschiedliche Arbeitsplatzkonfigurationen an und entspricht somit der Diversität der Teams, Tätigkeitsprofile und Arbeitsroutinen.

Durch die zunehmend hybride Ausrichtung müssen Büroflächen eine veränderte Funktion einnehmen und zu einem Ort des Austauschs, der Identifikation und zum Treffpunkt für alle Mitarbeitenden werden. Ein Raum, an dem das Miteinander im Mittelpunkt steht und gefördert wird. Dabei erfordert die sich wandelnde Arbeitskultur ein Umdenken eines jeden Einzelnen. In der Planung und Umsetzung haben wir daher auf eine frühzeitige Partizipation der Mitbestimmungsgremien und der Kolleginnen und Kollegen gesetzt. Es galt, durch frühzeitige Mitsprache und kontinuierliche kommunikative Begleitung eine möglichst breite Akzeptanz zu schaffen.

Die Covid-19 Pandemie wurde zu einem Beschleuniger und der Transitzustand optimal genutzt, um fokussiert in die Umsetzung zu gehen. Während des ersten Lockdowns und noch vor dem physischen Umzug der METRO PROPERTIES an die Metro-Straße konnten die Kolleginnen und Kollegen sukzessive an das künftige, reduzierte Flächenkonzept herangeführt und gemeinschaftlich ein Paradigmenwechsel in Sachen Arbeitsstrukturen erreicht werden. So wurde aus Smart Work schließlich New Work.

New Work ist jedoch ein Beta-Zustand, dem ein kontinuierlicher Prozess des Monitorings und der Anpassung an den Status Quo bzw. an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden unterliegt. In hybriden Arbeitswelten ist es unzureichend, Büroräumlichkeiten als simple, seelenlose Objekte zur Verfügung zu stellen. Standorte müssen dauerhaft interessant sein, also aktiv bespielt werden und kontinuierlich Angebote machen – es bedarf eines Community Managements. Die Qualität von Räumen und die Ansprache der Mitarbeitenden entscheiden also maßgeblich über den Erfolg von Bürokonzepten und darüber, ob sich Menschen wohlfühlen und miteinander ins Gespräch kommen. Bürowelten stehen heute im Wettbewerb zu der individuellen Wohnstätte und dem dritten Ort. Einen weiteren erfolgskritischen Parameter stellt daher die räumliche, physische Lage des Standorts dar.

Co-Working-Area

METRO PROPERTIES Co-Working Area: Die Raumstruktur bietet unterschiedliche Arbeitsp

Raum für Urbanisten
Uns interessiert dabei auch die Auswirkung von New Work auf den Immobilienmarkt und das Erscheinungsbild der Städte. Hybride Arbeitswelten führen unweigerlich zu einer Konsolidierung von Büroflächen. Die Assetklasse Büroimmobilie steht im Fokus und unter Druck. Politik und Immobilienwirtschaft diskutieren intensiv die Umnutzung verwaister Bürobauten zu Wohnraum bzw. großflächiger Unternehmensareale zu städtischen Quartieren.

Unsere Prognose: Arbeit ist urban und abseits großflächig angelegter, isolierter Büroparks zu denken. Die Bürowelten der Zukunft sind hyperlokale Plattformen und aktiver Teil gemischter städtischer Quartiere im Sinne der 15-Minuten-Stadt. Sie bieten ihren Nutzer:innen eine attraktive Infrastruktur mit Versorgung, Dienstleistung, Nahverkehr und Freizeit-/Erholungsräume mit Parks und Grünflächen.

Soll ein Bürostandort künftig Relevanz und Mehrwert für seine Nutzer:innen bieten, muss sein Angebot zwingend über die Funktion Arbeiten hinausgehen und auch den Bereich Leben abbilden. Eine singuläre Nutzung von Immobilien ist weder zweckmäßig noch zeitgemäß. Im Sinne der Nachhaltigkeit sind Gebäude vielmehr derart zu konzipieren, dass sie diverse Funktionen erfüllen und ihre langfristig ausgerichteten Lebenszyklen mittels vielfältiger, multifunktionaler Nutzungen überdauern. Büroräumlichkeiten sind, unabhängig von Architektur und Materialität, als resilient zu bezeichnen, wenn sie maximal flexibel auf sich ändernde Organisationsstrukturen oder sich ändernden Bedürfnisse der Nutzer:innen angepasst werden können, ohne dass dies umfangreiche bauliche Maßnahmen nach sich zieht.

Erfolgreiche Unternehmenszentralen sind räumlich nicht länger isoliert von ihrem Umfeld zu betrachten. Sie sind kein in sich geschlossener Mikrokosmos, sondern gehen eine mehrwertstiftende Symbiose mit ihrem Umfeld ein und interagieren mit diesem. Unternehmen öffnen sich zunehmend der Öffentlichkeit und nutzen die Chance, sich auf dem Büroareal als Marke erlebbar und ihren Purpose greifbar zu machen. Durch ihre integrative, mehrwertstiftende Eingliederung in die Ökosysteme urbaner Quartiere werden sie selbst Teil des dritten Orts, einem Raum der nachbarschaftlichen Gemeinschaft und des Ausgleichs, abseits von Familie und Arbeit.

metro-campus

METRO Campus: Die Bürowelten der Zukunft sind hyperlokale Plattformen und
aktiver Teil gemischter städtischer Quartiere im Sinne der 15-Minuten-Stadt.

METRO Campus:
Raum für Visionen In einer Welt mit zunehmend flexiblen und individuellen Lebensentwürfen schaffen wir Orte der Begegnung und Lebensqualität – so auch am globalen METRO Konzernsitz in Düsseldorf. Am METRO Campus wird perspektivisch ein zukunftsfähiges, attraktives Arbeitsund Lebensumfeld für Kolleg:innen, Kund:innen, aber auch für Nachbarschaft und Gesellschaft entstehen. Ein Ort, der Grenzen aufbricht, soziale Interaktion zulässt und Angebote sowie Lebensqualität für die unterschiedlichen Zielgruppen des Unternehmens bereithält. Architektur und Städtebau vermögen diesen Raum für Kommunikation, Konnektivität und Kollaboration zu schaffen.

Das städtebauliche Konzept des METRO Campus der Zukunft vereint Wohn- und Arbeitsraum, durchmischt mit Gastronomie, Markthalle, Einzelhandel, Handwerk und Ateliers, Naherholungs- und Freizeitangeboten eingebettet in Parks und Gärten. Die am Standort verbleibenden METRO Hauptverwaltungen nebst weiteren METRO Bürobauten werden dabei sinnhaft in das städtebauliche Gesamtgefüge des neuen Quartiers eingefügt und in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Transformation der existierenden Bürobauten zu einem repräsentativen, identitätsstiftenden Gebäudeensemble macht den Düsseldorfer METRO Bürostandort nicht nur attraktiv und erlebbar, sondern führt ihn nachhaltig in die Zukunft.

Wir sind überzeugt, dass der territoriale Ansatz tradierter Büroplanungen dem Netzwerkgedanken zunehmend weichen wird.

Stefan HerbertHead of Studio Corporate Project Development, METRO PROPERTIES
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