Open Insurance ist mehr als ein Schlagwort – es ist die Zukunft der Versicherungsbranche

Die zunehmende Digitalisierung verändert nahezu alle Branchen, so auch die Versicherungswirtschaft. Kunden erwarten heute hochwertige und personalisierte digitale Dienstleistungen in allen Aspekten ihres Lebens. Sie sind zudem viel wechselwilliger als in der Vergangenheit, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Versicherungsanbieter deshalb die digitale Transformation vorantreiben. Eine wichtige Komponente ist dabei der Open-Insurance-Ansatz.

Der Bankensektor ist ein gutes Beispiel für Versicherungsunternehmen: Open Banking wird zunehmend zur Realität – und diese Veränderung zeichnet sich nicht zuletzt aufgrund der Regulatorik auch im Versicherungswesen ab. Den Anfang nahm die Entwicklung mit der EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 (Payment Services Directive 2), die Finanzinstitute zur Öffnung des Zahlungsverkehrs auch für Nicht-Banken verpflichtete. Sie mussten also über Schnittstellen Zugänge für Drittparteien für den Kontozugriff schaffen. Inzwischen geht Open Banking aber weit darüber hinaus, aus Kundensicht etwa mit der automatisierten Datenübertragung an Finanzplaner oder der Zugriffsmöglichkeit auf Mehrwertdienste.

Auch wenn sich die Regularien in der Finanz- und Versicherungsbranche unterscheiden, sind die Prinzipien und Vorteile eines offenen Ökosystems die gleichen. Ein Open-Insurance-Ökosystem hilft Versicherern, sich mit Partnern zu vernetzen, um wertvolle Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen. Zu diesen Partnern können andere Versicherungsunternehmen, Finanzdienstleister, Insurtechs und Drittanbieter von Dienstleistungen aus fremden Branchen gehören. Unabhängig davon, ob ein Versicherer ein eigenes Ökosystem aufbaut oder sich einem anderen etablierten Ökosystem anschließt, profitiert er von verschiedensten Vorteilen: Erstens kann er integrierte Produkte und Services bereitstellen, die die Versicherungsnehmer erwarten, und damit die Customer Experience verbessern. Zweitens kann er neue Geschäftsmodelle realisieren und zusätzliche Umsatzquellen erschließen – beispielsweise durch die Adressierung weiterer Markt- und Kundensegmente. Ein klassisches Beispiel wäre ein Embedded-Insurance-Modell, das Kunden ein One-Stop-Shopping ermöglicht, sodass sie etwa beim Kauf oder Leasing eines Autos auch gleich eine Versicherung erhalten. Drittens kann der Versicherer das Leistungsspektrum der Partner und State-of-the-Art-Technologien nutzen, um neue Dienste schneller zu entwickeln, die Effizienz zu steigern und Innovationen zu fördern.

Doch was ist auf dem Weg zum Open-Insurance-Ökosystem vonnöten? Es geht dabei vor allem um Offenheit und damit um offene Schnittstellen, sogenannte Open APIs (Application Programming Interfaces). Sie sind die Grundvoraussetzung für die Vernetzung und Nutzung des Ökosystems. Offene APIs verbinden Services, Produkte und Daten. Solche Verbindungen ermöglichen autorisierten Partnern beispielsweise den Zugriff auf Versichertendaten. Dabei können mit einer API-Management-Lösung APIs verwaltet, geschützt und kontrolliert werden, sodass für die Nutzer eine maximale Sicherheit besteht.

Klar ist aber auch, dass etablierte Mainframes und Legacy-Systeme nicht die Flexibilität und Skalierbarkeit bieten, die zur Unterstützung eines komplexen API-Ökosystems erforderlich sind. Um ein effizientes technologisches Fundament für ein Open-Insurance-Ökosystem zu schaffen, benötigt ein Versicherer eine flexible, moderne Infrastruktur, die sich sowohl in die bestehende Umgebung als auch in die Dienste und Systeme von Partnern integrieren lässt. Es geht also um eine umfassende Modernisierung, die von der Automatisierung von IT und Prozessen über die agile Softwareentwicklung unter Verwendung von Containern und Microservices bis hin zur API-basierten Open Insurance reicht. In diesem Kontext gewinnen vor allem offene Hybrid-Cloud-Plattformen zunehmend an Bedeutung. Zum einen ermöglichen sie Versicherern, ihre Kernsysteme in eine einzige, einheitliche Umgebung zu integrieren. Zum anderen bieten sie eine konsistente Basis für die Konzeption und die Bereitstellung von Anwendungen – bedarfsgerecht vor Ort im eigenen Rechenzentrum, in einer Private Cloud oder in einer Public Cloud.

Eine offene Hybrid-Cloud-Architektur unterstützt somit sowohl die Entwicklung und Bereitstellung innovativer Applikationen und Services als auch die Umsetzung von Open-Insurance-Modellen. Und an solchen Modellen wird letztlich kein Versicherer zur Stärkung seiner Wettbewerbsfähigkeit vorbeikommen – die Bankenbranche hat es vorgemacht.