Jede Marke steht vor zunehmend komplexen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Vermarktung von Produkten, die den wachsenden Bedarf der Verbraucher nach Nachhaltigkeit erfüllen. In diesem Artikel werden wir uns mit dem grundlegenden Konzept der Nachhaltigkeit auseinandersetzen, wie es sich auf die Nahrungsergänzungsmittelbranche bezieht, und wie Unternehmen die Balance zwischen ökonomischem Erfolg und ökologischer Verantwortung finden können.
Definition von Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit, in ihrer Grundformulierung, bezieht sich auf die Fähigkeit, Ressourcen so zu nutzen, dass sie in der Lage sind, ihre Funktionen langfristig aufrechtzuerhalten, ohne die Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu gefährden (bmz, 2023). In Bezug auf die Nahrungsergänzungsmittelbranche bedeutet dies, dass die Produktion, der Vertrieb und die Verwendung von Produkten und Inhaltsstoffen so gestaltet werden sollten, dass sie die Umwelt minimal belasten und gleichzeitig die Gesundheit und das Wohlbefinden der gegenwärtigen und zukünftigen Konsumenten fördern.
Nachhaltigkeit im Kontext von Nahrungsergänzungsmitteln
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Nahrungsergänzungsmittelindustrie hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen, da Verbraucher immer umweltbewusster werden und einen größeren Wert auf ethisch produzierte und umweltfreundliche Produkte legen. Zwar spielen die Faktoren Inhaltsstoffe, Gesundheitsaussagen und Dosierung noch die entscheidende Rolle bei der Auswahl der richtigen NEMs (forsa, 2022), aber bereits 81% der Verbraucher achten beim Kauf von Lebensmitteln auf die Nachhaltigkeit der Produkte (pwc, 2022). Dieser Wandel in der Verbrauchereinstellung hat Unternehmen dazu gedrängt, ihre Geschäftspraktiken und Produktangebote zu überdenken.
Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit in dieser Branche betrifft die Auswahl der Inhaltsstoffe. Pflanzliche Inhaltsstoffe, die nach ökologisch verträglichen Methoden angebaut werden, gewinnen an Beliebtheit, da sie die ökologische Fußabdruck verringern können. Ebenso ist die Wahl von umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien und Produktionsverfahren von großer Bedeutung. Dass diese Kriterien erheblich zum Erfolg beitragen können, zeigt ein Start-Up aus einer anderen FMCG-Branche.
Mit Nachhaltigkeit zum Erfolg
everdrop ist ein aufstrebendes Unternehmen im Bereich Haushaltsreiniger, das Nachhaltigkeit in seiner Mission und im Marketing stark betont. Das Unternehmen hat sich der Reduzierung von Plastikmüll und schädlichen Chemikalien in Reinigungsprodukten verschrieben. Dadurch hebt sich die Marke durch klare Kommunikation der Umweltauswirkungen und Verbraucheraufklärung hervor, was eine treue Kundengemeinschaft geschaffen hat. Der Erfolg von everdrop zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine Mission, sondern auch ein Weg zu wirtschaftlichem Erfolg sein kann, während gleichzeitig eine saubere Zukunft gefördert wird.
Greenwashing – Ein (un)kalkulierbares Risiko
Das Risiko des Greenwashings in der nachhaltigen Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln ist vergleichbar mit der Schönfärberei in der Unternehmenswelt. Hierbei werden bewusst Informationen präsentiert, die ein positiveres Bild vermitteln sollen, obwohl sie nicht der Realität entsprechen. Ähnlich wie in der Finanzwelt, wo Unternehmen ihre Bilanzen „aufhübschen“ können, versuchen einige Firmen im Bereich der Nachhaltigkeit, ihr ökologisches Engagement zu betonen, selbst wenn dieses oberflächlich ist. Diese Taktik kann das Vertrauen der Verbraucher gefährden, ähnlich wie Bilanzfälschungen in der Wirtschaft das Vertrauen der Investoren erschüttern können.
Um dem Greenwashing effektiv zu begegnen, müssen Unternehmen in der Nahrungsergänzungsmittelbranche auf strenge Transparenz und unabhängige Überprüfungen setzen. Es ist entscheidend, dass Nachhaltigkeitsbemühungen über bloße Marketingaussagen hinausgehen und durch konkrete Maßnahmen und unabhängige Zertifizierungen unterstützt werden. Nur so kann das Vertrauen der Verbraucher gestärkt und sichergestellt werden, dass nachhaltige Vermarktung tatsächlich einen echten Beitrag zur Umwelt leistet und nicht nur oberflächlich ist.
Greenwashing bleibt ein unberechenbares Risiko für Unternehmen, die sich um Nachhaltigkeit bemühen, und ein aktuelles Beispiel verdeutlicht diese Problematik: Viele Unternehmen bewerben ihre Produkte als „klimaneutral“, indem sie behaupten, dass die Produktion keine zusätzlichen klimaschädlichen Emissionen verursacht. Jedoch sehen Umweltschützer solche Labels kritisch und betrachten sie als Verbrauchertäuschung. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat rechtliche Schritte gegen verschiedene deutsche Unternehmen unternommen, um diese Praxis zu stoppen und hat vor dem Landgericht Karlsruhe Recht bekommen.
Nun könnte es der Gesetzgeber sein, der für mehr Handlungsklarheit sorgt. Die EU-Kommission plant, Mindeststandards für Unternehmen einzuführen, die Produkte als klimafreundlich oder nachhaltig bewerben. Dies soll gegen das Problem des Greenwashings vorgehen, bei dem Produkte fälschlicherweise als umweltfreundlich vermarktet werden. Der Vorschlag sieht vor, dass Unternehmen, die solche Aussagen machen, bestimmte Mindestanforderungen erfüllen müssen.
Herausforderungen und Chancen
Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen den strengen Anforderungen der Nachhaltigkeit und den wirtschaftlichen Realitäten des Marktes zu finden. Unternehmen müssen in der Lage sein, nachhaltige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten und gleichzeitig ihre Umweltauswirkungen zu minimieren. Dies erfordert nicht nur ein Umdenken in der Produktentwicklung, sondern auch eine offene Kommunikation und Transparenz gegenüber den Verbrauchern.
Der Weg zur nachhaltigen Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln ist komplex, aber die Chancen für Unternehmen, die sich erfolgreich darauf einlassen, sind erheblich. Verbraucher belohnen zunehmend Unternehmen, die ihre soziale und ökologische Verantwortung ernst nehmen.
Peter Zeitelhack
Gründer von be tanics