Mit neuen Geschäftsmodellen die dezentrale Energiewende anpacken

Artikel aus dem Handelsblatt Journal „Energiewirtschaft“ vom 23.01.2024

Immer mehr Menschen wollen die Energiewende auch in den eigenen vier Wänden angehen. Dabei ganzheitlich und individuell passgenau beraten zu werden, ist bei diesem komplexen Thema das A und O – und leider oft die größte Herausforderung. Die Lösung: das badenova Geschäftsmodell „Energiewende@Home“. Dahinter verbirgt sich ein digitaler Baukasten, mit dem sich die Menschen Energiedienstleistungen für ihre persönliche Energiewende im eigenen Heim einfach konfigurieren können, welche dann im Zusammenspiel mit lokalen Partnern wie dem Handwerk umgesetzt werden. Zusätzlicher Pluspunkt dieser Lösung: Die Skalierbarkeit des Ansatzes, die zu einem weiteren Geschäftsmodell führt.

Die Welt wird zunehmend schnelllebiger und unbeständiger – VUCA eben. Das Akronym steht für Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität. Es ist eine Welt, in der Veränderung die einzige Konstante zu sein scheint. Diese Entwicklung beeinflusst jede und jeden Einzelnen von uns, stellt aber auch die bisherigen Geschäftsmodelle von Energieversorgern auf den Kopf. Diese Disruption der Energiewelt sehen wir bei badenova als Herausforderung und Chance zugleich. Und so war uns im Breisgau schon länger klar: Wir wollen mehr sein als nur der klassische Daseinsversorger. Wir wollen Partner in der Region und mit der Region sein, um die Energie- und Wärmewende aktiv anzupacken. Passend dazu haben wir uns auf eine Transformationsreise begeben und im Jahr 2022 gemeinsam unser Zielbild formuliert: „Für eine lebenswerte Zukunft gestalten wir die Energie- und Wärmewende. Mit der Region, für die Region.“ Neben zentralen Energielösungen wie dem Ausbau von Windparks, großen Photovoltaik-Projekten und Wärmenetzen sehen wir auch dezentrale Lösungen als essenziell für das Gelingen der Energie- und Wärmewende.

Kundenzentrierung über Plattformansatz

Insgesamt versorgen wir rund 325.000 Privatkunden. Unser Anspruch ist es, für alle die beste Lösung für die ganz persönliche Energiewende in den eigenen vier Wänden zu finden, um so die Transformation des gesamten Energiesystems maximal zu beschleunigen. Dabei ist uns bewusst: Die Lösung, die für Kunde A die beste ist, muss nicht auch für Kunde B die beste sein – ganz nach der Devise: One size does not fit all. Genau deshalb haben wir einen Plattformansatz entwickelt, der es unseren Kundinnen und Kunden leicht macht, ins Handeln zu kommen. Mit digitalen Tools auf unserer Website unterstützen wir Eigenheimbesitzerinnen und Eigenheimbesitzer dabei, sich die individuell passenden Lösungen für die persönliche Energiewende selbst zu konfigurieren. Es ist ein digitales Ökosystem, das einen ganzen Baukasten an Lösungen umfasst: Das beginnt beispielsweise mit der Online-Berechnung des möglichen Ertrags aus einer PV-Anlage, umfasst die Verkaufsberatung für die entsprechenden Module und geht bis zur Installation der benötigten Komponenten durch Handwerkerinnen und Handwerker aus der Region – eine „One-Stop-Shop-Experience“ orchestriert durch badenova.

Energiewende gelingt nur im Verbund Ein wichtiger Grundsatz unseres Ökosystemansatzes „Energiewende@Home“ ist, dass wir als badenova nicht alles selber machen. Unser Ziel ist es, dass wir uns mit unseren Partnern gegenseitig perfekt ergänzen. D. h. wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen und binden aktiv Partner ein, die diese im Sinne der ganzheitlichen, kundenoptimalen Lösung ergänzen. Die Zusammenarbeit mit dem regionalen Handwerk ist dafür essenziell. Wenn uns ein Kunde beispielsweise den Auftrag für eine Solaranlage erteilt, leiten wir alle weiteren Schritte für die schlüsselfertige Installation ein. So schaffen wir einen „Marktplatz“, bei dem unsere Kundinnen und Kunden optimale Energielösungen im Zusammenspiel mit dem regionalen Handwerk und Hardware-Herstellern erhalten. Aber es geht nicht nur um die Installation von Hardware wie Solaranlagen oder Wärmepumpen. So treibt unsere Kundinnen und Kunden auch die Frage nach der Finanzierung ihrer eigenen Energiewende um: Und auch hier denken wir bereits weitere Lösungsbausteine an und sind derzeit in engen Gesprächen mit Banken, wie wir unseren Kundinnen und Kunden die Energiewende möglichst bezahlbar machen können. Denn neben dem regionalen Handwerk sind natürlich auch Banken ein wichtiger Partner für die Umsetzung unserer digitalen Plattform.

Und wir sind sicher: Weitere Bedürfnisse werden erwachsen und immer neue Lösungsbausteine von neuen Partnern mit sich bringen, die wir in unseren Markplatzansatz integrieren werden. Ganz getreu dem Motto: Wir als badenova begleiten unsere Kundinnen und Kunden optimal in ihrer Energiezukunft.

Skalierbarkeit der Lösung für andere EVU

Ich bin der Überzeugung, dass erfolgreiche Modelle allen Beteiligten zugänglich gemacht werden sollten. Darum freuen wir uns, dass das Interesse an unserer Plattform wächst – sowohl bei potenziellen Partnern für unser Angebot in Baden als auch bei anderen Energieversorgern bezüglich des Aufbaus eines eigenen Marktplatzes unter der jeweils eigenen Marke. Auf Basis dieser Nachfrage haben wir ein weiteres, digitales Geschäftsmodell aus unserem lokalen Ökosystem-Ansatz entwickelt, bei dem wir nun auch anderen Energieversorgern unsere Plattform „as a Service“ zur Verfügung stellen. Neben Erträgen generieren wir so für alle Nutzerinnen und Nutzer Skalen- und Qualitätsvorteile.

Sicherlich wird sich diese Evolution entlang der Kundenbedürfnisse fortsetzen und so sehen wir schon jetzt Ansatzpunkte für neue digitale und mehr und mehr datengetriebene Geschäftsmodelle (z.B. im Bereich der Vernetzung von Kundenlösungen), die wir sukzessive angehen werden.

Dieses Skalieren von Ideen und guten Lösungen auch über die Unternehmensgrenzen hinweg erachte ich als sehr wertvoll – denn je mehr Menschen wir im Bundesgebiet begeistern und aktivieren können, desto besser ist das für die gesamte Entwicklung der Energie- und Wärmewende – und desto schneller nähern wir uns der Erreichung des 1,5 Grad-Ziels. Darum lassen Sie uns alle gemeinsam jetzt die Energie- und Wärmewende anpacken!

Nur wenn wir dezentrale Lösungen mitdenken, kann die Energie- und Wärmewende gelingen.

Hans-Martin HellebrandVorstand, badenova
Das aktuelle Handelsblatt Journal
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