Lieferkettengesetz kommt: Bemühenspflicht ist Ehrensache für Pharmaunternehmen

Sven Hesse

Anfang 2023 tritt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz für Unternehmen mit über 3.000 Mitarbeitenden in Kraft. Es verpflichtet Unternehmen dazu, ihrer Verantwortung in den Liefer- und Wertschöpfungsketten hinsichtlich Menschenrechten und Umweltschutz nachzukommen. Weitere Regelungen auf EU-Ebene sind in der Vorbereitung – sie werden noch schärfer ausfallen. Viele Unternehmen bemängeln den hohen Aufwand und die Unsicherheit, weil sie zu wenig Anhaltspunkte haben, was und wieviel sie berichten sollen. Trotzdem: Jetzt gilt es, die Pflicht zur Chance zu machen. Natürlich ist die Pharmabranche vom Gesetz betroffen – so wie andere Wirtschaftszweige auch.

International agierende pharmazeutische Unternehmen könnten ohne grenzübergreifende Lieferketten weder produzieren noch handeln. Deutsche Pharmaunternehmen tragen mit rund 440.000 Euro Umsatz je Mitarbeiter überdurchschnittlich zum ökonomischen Erfolg des industriellen Sektors bei. Beschäftigt sind in der Pharmaindustrie in Deutschland mehr als 120.000 Menschen.

Lieferkettengesetz ist Zukunftssicherung

Weil die Verantwortung für Pharmaunternehmen besonders groß ist, sind hohe Qualitätsstandards entscheidend. Kein Unternehmen kann es sich erlauben, die Überprüfung der Lieferketten als lästiges Übel und Pflichterfüllung zu sehen. Erfolgversprechender ist ein Managementansatz, der die Vorgaben des Lieferkettengesetzes zur Zukunftssicherung nutzt – das Lieferkettengesetz ist die Basis für proaktives Krisenmanagement. Ein Schutz vor unvorhersehbarem Lieferausfall durch Krisen, soziale Unruhen oder Handelshemmnisse. Deutlicher als in den Jahren zuvor sehen wir nun in der Tagespolitik, wie Naturereignisse, Krisen und Kriege gewohnte Zulieferquellen plötzlich zum Versiegen bringen. Das kann für pharmazeutische Produkte wortwörtlich tödliche Folgen nach sich ziehen. Deshalb ist die permanente Kontrolle der Lieferkette mehr als eine Frage der Political Correctness, sondern schlicht und einfach die Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Einhaltung von Sicherheits-, Arbeitsschutz- oder Menschenrechts-Standard sind genau wie der Schutz unserer Umwelt die Basis verantwortungsvoller Unternehmensführung.

… eine Frage der Unternehmenskultur

Rechts- und Regelkonformität im Sinne des Lieferkettengesetzes ist auch eine Frage der Unternehmenskultur: Chiesi nutzt seit 2020 Lieferantenqualifizierungsprozesse in Deutschland. Unternehmen, die ihre Lieferketten prüfen und ihrer Sorgfaltspflicht auch gegenüber Menschenrechten nachkommen, vergewissern sich auch der eigenen Identität. Wer sich, seinen Mitarbeitenden und Kund*innen zu diesen Themen klare Auskunft gibt, ist klar im Vorteil: Geschäftspartner wissen, auf welchen Teil der Lieferketten sie sich verlassen können.

Es gilt die Bemühenspflicht

Ja, vieles ist noch nicht hinreichend geklärt. Ja, vieles ist noch unklar – zum Beispiel wie ein Pharmaunternehmen Risikoländer und Risikoregionen, in denen keine unabhängigen Kontrollen möglich sind, richtig einschätzen kann. Das entbindet nicht von der Bemühenspflicht: Ein Unternehmen mit 3.000 Beschäftigten kann natürlich nicht den gleichen Aufwand betreiben wie ein Konzern mit 100.000 Beschäftigten. Für Pharmaunternehmen ist aber unabhängig von der Unternehmensgröße Lieferkettenmanagement ein wesentlicher und wichtiger Beitrag für Patientensicherheit.

Chiesi ist gut gerüstet für das Lieferkettengesetz

Chiesi Deutschland ist mit rund 400 Mitarbeiter*innen noch nicht vom deutschen Lieferkettengesetz betroffen. Unabhängig davon begrüßt Chiesi die gesetzliche Verankerung der Sorgfaltspflichten in das Lieferkettengesetz.

Das Unternehmen arbeitet daran, die Umweltauswirkungen seiner Betriebsabläufe zu verringern und unterstützt seine Partner in der Lieferkette, dasselbe zu tun. Chiesi beabsichtigt zukünftig ausschließlich mit Partnern zusammenarbeiten, die die notwendige Transparenz über ihre Corporate Social Responsibility-Leistungen sowie ihren eigenen CO2-Fußabdruck schaffen. Zudem treibt Chiesi Deutschland Aktionen voran, die auf das Nachhaltigkeitsversprechen der Chiesi-Gruppe einzahlen. Dazu zählen unter anderem die ausschließliche Nutzung von Ökostrom und des Weiteren eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie im Bereich der  Unternehmensmobilität (z.B. Geschäftsreisen und Dienstwagen).