Künstliche Intelligenz als Motor für eine bessere Gesundheitsversorgung

KI setzt sich im Gesundheitswesen immer mehr durch und trägt bereits heute dazu bei, erste Prozesse in der Gesundheitsversorgung effizienter und effektiver zu gestalten, Prävention und Therapieergebnisse zu verbessern und somit die Qualität der Versorgung zu erhöhen und Patientenrisiken zu minimieren.

Herr Teuber, wie verläuft die Einführung von KI im Gesundheitssystem? Kann man von einer regelrechten Revolution sprechen?

Ibo Teuber: Künstliche Intelligenz wird mehr und mehr genutzt, ja. Und es besteht definitiv das Potenzial für ein exponentielles Wachstum der KI-Technologie. Aber für einen richtigen Kickstart gibt es einfach noch zu viele Hürden. Zum einen fehlen in vielen Einrichtungen noch immer die nötigen Ressourcen. Zum anderen bleibt die Datenverfügbarkeit das zentrale Problem. Um KI-Systeme zu trainieren, werden gute und vor allem strukturierte Daten gebraucht – und viele Daten. Am besten wären hier zusammenhängende Datenpunkte aus der gesamten Krankengeschichte der Patientinnen und Patienten. Doch gerade in Deutschland liegen solche Informationen meist unstrukturiert in verschiedenen Silos und können nicht sinnvoll verknüpft werden.

Welche Rolle spielt dabei der Datenschutz und die Cloud?

Ibo Teuber: Auch der Datenschutz – den wir unbedingt brauchen – ist oft noch unnötig komplex: Manchmal dürfen Daten selbst dann nicht in der Cloud gespeichert werden, wenn sie vollständig anonymisiert sind. Ohne Cloud aber kann es keine KI-Revolution geben. Immerhin: Viele Regularien werden jetzt nach und nach entschlackt. Dabei geht es nicht darum, Schutzstandards abzuschwächen, sondern darum, die Vorgaben praktikabler zu machen.

Wird der Markt für KI-Innovationen ein Tummelfeld für Startups bleiben – oder werden die alteingesessenen Konzerne bald alles dominieren?

Ibo Teuber: Der Aufstieg der künstlichen Intelligenz wirbelt die Machtstrukturen im Softwarebereich durchaus durcheinander. Die Hersteller von Krankenhausinformationssystemen beispielsweise sehe ich als gefährdet an, wenn sie sich nicht den neuen Anforderungen öffnen. Früher wollten die Krankenhäuser Komplettangebote von einem einzigen Anbieter, doch heute möchten sie sich ihre Software zunehmend gerne aus verschiedenen Angeboten zusammenbauen – auch mit Hilfe von Startups. Auf der anderen Seite drängen die großen Technologiekonzerne aus den USA in den Markt. Diese haben bereits Klinken und Praxisketten übernommen – und besitzen somit enorm viele Daten, was ihnen im KI-Bereich Vorteile verschafft.

Was sind die Voraussetzungen, damit KI als wichtiger Baustein in einer Zukunft der Gesundheitsversorgung Mehrwerte schaffen kann?

Ibo Teuber: Hier sehen wir vor allem interoperable Daten und größeres Vertrauen in KI-Systeme und deren Einsatz in der gesamten Branche als unabdingbar an. Grundvoraussetzung ist, dass relevante Gesundheitsdaten und andere Daten zwischen Verbrauchern, Versorgern, Krankenkassen und der Industrie in der Zukunft wirklich fließen. Dies erfordert die Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen. Interoperabilität, Datenqualität und Vertrauen in die Sicherheit von Daten und Algorithmen machen KI zu einem wichtigen Motor für eine bessere Gesundheitsversorgung.

Erfahren Sie mehr zur „Künstlichen Intelligenz im Gesundheitssektor – Chance für echte Mehrwerte“ in unserem gemeinschaftlichen Report des Handelsblatt Research Institut mit der AOK Plus und Deloitte, der auf der „Health – The Digital Future“ Tagung vorgestellt wird.