Artikel aus dem Handelsblatt Journal HEALTH vom 07.11.2022
Gesundheit – sie ist das höchste Gut der Menschen. Für uns als eine der größten gesetzlichen Krankenkassen ist es oberstes Ziel, die bestmögliche Gesundheit der Menschen zu erhalten. Dabei möchten wir mehr sein als nur der Anlaufpunkt für Versicherte im Krankheitsfall. Weil uns die Gesundheit eines jeden Einzelnen am Herzen liegt, wollen wir vielmehr Gesundheitslotse und Alltagsbegleiter für die Menschen sein. Mit Hilfe digitaler Innovationen wird die Vision der Gesunderhaltung mehr und mehr zur Wirklichkeit. Zahlreiche intelligent verknüpfte Daten ermöglichen Verhaltensempfehlungen oder Vorschläge zu Gesundheitsangeboten, die ganz individuell zugeschnitten sind und zur aktuellen Situation der oder des Einzelnen passen. In Zeiten des demografischen Wandels und gestiegener Leistungserwartungen ist die Gesundheitserhaltung umso wichtiger – auch um die individuellen Gesundheitskosten im Griff zu behalten.
Gesundheitsrisiken frühzeitig erkennen
Dass die Menschen der Digitalisierung gegenüber aufgeschlossen sind und digitale Anwendungen aktiv nutzen, unterstreicht der Self Tracking Report 2022, eine repräsentative Online-Befragung unter 5000 Teilnehmenden rund um digitale Gesundheitsdaten in Deutschland. So vermessen beispielsweise vier von fünf Befragten ihre Gesundheit selbst – angefangen von der Aufzeichnung des Körpergewichts mit der Waage bis hin zum Messen von Schmerzen und Stress über moderne Smartwatches und Apps. Schon 42 Prozent der Teilnehmenden gaben an, ihre Gesundheit komplett digital zu erfassen. Trainings- und Vitaldaten, aber auch medizinische Bildaufnahmen oder digitale Medikationspläne können wirkungsvoll zur Förderung der eigenen Gesundheit genutzt werden. Darüber hinaus ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz schon heute in der medizinischen Behandlung unverzichtbar. Dadurch lassen sich Erkrankungen zu einem Zeitpunkt feststellen, die vor Kurzem noch unentdeckt geblieben sind. Jetzt können Menschen mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko frühzeitig identifiziert, angesprochen und individuell versorgt werden. Erkrankungen werden so potenziell verhindert oder im Anfangsstadium gut behandelt. Zukünftig soll künstliche Intelligenz aber noch viel stärker dabei helfen, dass Menschen gar nicht erst erkranken.
Mit den Augen der Versicherten
Wir sehen im Einsatz von künstlicher Intelligenz ein großes Potenzial, die Gesundheitsdaten unserer Versicherten so auszuwerten, dass wir beispielsweise passende Präventionskurse oder personalisierte Dienstleistungen anbieten können. Dass dies die Mehrheit erwartet, ergaben ebenfalls die repräsentativen Befragungen für den Self Tracking Report. So wünschen sich drei von vier Bürgern auf Basis ihrer individuellen Vitalwerte auf sie persönlich zugeschnittene Präventionsangebote von ihrer Krankenkasse. Mit einer digitalisierten Welt gehen aber auch veränderte Kundenbedürfnisse einher. Die Zufriedenheit unserer Versicherten ist nicht länger nur unser Ziel, sondern Ausgangspunkt für unser Handeln. Indem wir die Kundinnen und Kunden in den Mittelpunkt stellen und ihre ganz spezifischen Motive, Bedürfnisse und Probleme in einer bestimmten Situation verstehen, ergeben sich Veränderungsansätze, die das Kundenerlebnis verbessern und die Alltagsrelevanz steigern. Solche Kundenreisen sind unsere Basis, um unseren Kundinnen und Kunden echte Mehrwerte zu bieten – sei es durch neue Produkte und digitale Features oder indem wir Kommunikation, Prozesse und Servicequalität verbessern. Indem wir auf diese Weise an Glaubwürdigkeit bei unseren Versicherten und Leistungserbringern gewinnen, akzeptieren sie uns zunehmend in der von uns angestrebten Lotsenrolle, die wir auf allen Kontaktkanälen erlebbar machen: in mehr als 130 Filialen in Sachsen und Thüringen, in einer hochqualifizierten Telefonie, in unserer hochfrequentierten Onlinefiliale und neuerdings mit einer selbst entwickelten App.
KI-gestützt mit echtem Kundennutzen
Mit der App AOK NAVIDA haben unsere Versicherten ihre persönliche Gesundheitsassistentin immer dabei. Die App ist ein Angebot, sich aktiv mit der eigenen Gesundheit zu beschäftigen. AOK NAVIDA soll zum ersten vertrauenswürdigen Anlaufpunkt werden, wenn es um Fragen zur persönlichen Gesundheit geht. Eine der ersten Funktionen: Ein Symptomchecker für den Fall, dass sich Nutzende krank fühlen. Anhand einfacher Fragen wird die wahrscheinlichste Diagnose erstellt und erste Handlungsempfehlungen zum Gesundwerden gegeben. Für dieses Angebot arbeiten wir mit unserem externen Partner Docyet zusammen – einem Start-up, das mit seinem Standort Leipzig nicht nur räumlich nah an der AOK PLUS ist, sondern mit dem wir auch die Motivation teilen, Anwendungen mit echtem Kundennutzen zu bieten. Mithilfe künstlicher Intelligenz hilft der Symptomchecker, den richtigen nächsten Schritt für die eigene Gesundheit zu machen: zum Arzt oder einer Ärztin zu gehen, eine Videosprechstunde zu nutzen, das Krankenhaus aufzusuchen oder sich ein paar Tage ins Bett zu legen. Es sind solche nutzerzentrierten Lösungen, die den Menschen wirklich weiterhelfen und ihnen mehr Sicherheit geben, Vertrauen in künstliche Intelligenz aufzubauen. Ein weiterer praktischer Anwendungsfall ist die digital unterstützte Physiotherapie. Bei der Zahl der physiotherapeutischen Behandlungen pro Jahr liegt Sachsen im Bundesvergleich mit an der Spitze. Gemeinsam mit eCovery – ebenfalls ein junges Unternehmen aus Leipzig – testen wir ein hybrides Therapieangebot für Menschen mit Rücken-, Hüft- und Knieschmerzen. Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen erproben in dem Pilotprojekt zusammen mit Patientinnen und Patienten die Kombination von Physiotherapie und digitalem, App-basiertem Training. Auch hier steht der Kundennutzen im Fokus: Ziel ist eine schnellere Schmerzlinderung für die Betroffenen. Das Angebot ermöglicht Patientinnen und Patienten, die für sie passenden Übungen auch außerhalb der Vor-Ort-Sitzungen zu trainieren. Die App eCovery passt sich dabei mittels KI-Einsatz an die Bedürfnisse und Fortschritte der Nutzenden an und ermöglicht eine individuell zugeschnittene Begleitung durch den Trainingsprozess.
Ausblick: Vertrauen trifft auf Datenschutz
Für eine zielgerichtete und bestmögliche Gesundheitsversorgung ist der Einsatz künstlicher Intelligenz notwendig. Indem wir digitale Angebote vorantreiben und entwickeln, lassen sich Prävention und Versorgung höchst individuell unterstützen. Der Schutz von Sozialdaten (insbesondere § 284 SGB V) schränkt die Möglichkeiten der Krankenkassen bei der präventiven, anlassunabhängigen Datenauswertung allerdings weiterhin erheblich ein. Gleichzeitig behindert das gesetzliche Korsett auch den Einsatz künstlicher Intelligenz zum Wohle der Kundinnen und Kunden. Geht es um Innovationen, sollten wir vom Nutzen her denken. Die Versicherten sind sehr wohl in der Lage, selbstständig zu entscheiden, ob sie ihre Daten mit den Akteuren im Gesundheitswesen teilen und von KI-gestützten Dienstleistungen profitieren möchten. Laut dem Self Tracking Report 2022 würden rund 80 Prozent der Deutschen ihre Daten der medizinischen Forschung zur Verfügung stellen. 70 Prozent wollen die von ihnen gesammelten Daten in die elektronische Patientenakte einfließen sehen oder ihrer Krankenkasse zukommen lassen. Institute, Kassen, Ärztinnen und Ärzte werden demnach als vertrauenswürdige Partner für Gesundheitsdaten angesehen. Und beim Vertrauen der Menschen in künstliche Intelligenz sind wir auf einem guten Weg, indem wir über die Nutzung einen Nutzen für die Menschen stiften. ■
