In der Cloud zur Digital Excellence

Global vernetzt bietet die Digitalisierung enorme Chancen

Es ist ein zweischneidiges Schwert: Die Digitalisierung bietet zum einen viel Potenzial für die Optimierung betrieblicher Prozesse, zum anderen erhöht sie den Veränderungsdruck auf Geschäfts- und IT-Seite ganz erheblich. Vor allem in derLogistik und nicht zuletzt auch durch die weltweite Corona-Pandemie schreitet der digitale Wandel rasant voran. Ein gewisser Mangel an nachhaltigen und zukunftssicheren Strategien tritt dadurch offen zutage. Doch es gibt sie, diese Strategien. Es braucht allerdings Mut und Offenheit für Veränderung.

Bei der weltweiten Einführung und Weiterentwicklung von Anwendungen und Prozessen sind wir bei Rhenus Freight Logistics, einer Einheit der Rhenus Gruppe, fortlaufend mit folgenden Schlüsselthemen konfrontiert:

  • Konnektivität und Zusammenarbeit: Wir betreiben ein netzwerkbasiertes Geschäft. Die schnelle, nahtlose und sichere Verbindung von Kolleginnen und Kollegen, Standorten, Kunden und Geschäftspartnern sowie die einfache Kommunikation und Zusammenarbeit sind wesentliche Anforderungen in einem globalen Transportnetzwerk.
  • Wachstum und Wandel: Die Rhenus Gruppe wächst international. Mittlerweile engagieren sich 33.500 Mitarbeitende an 820 Standorten in mehr als 55 Ländern. Die IT muss mit diesem Wachstum Schritt halten. Die Skalierbarkeit und Flexibilität von Organisationsstrukturen, Prozessen und Systemen sind entscheidend für die Nachhaltigkeit strategischer Konzepte.
  • Globalität und Diversität: Unsere Geschäftstätigkeit erstreckt sich über verschiedene Zeitzonen und Sprachen mit unterschiedlichen kulturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Wir benötigen deshalb sichere, stabile, aber auch enorm flexible IT-Betriebsmodelle. Nicht einfach, zumal sie mit möglichst geringen Verwaltungs- und Supportaufwand einhergehen sollen und sich gleichzeitig offen zeigen für lokale Rahmenbedingungen, die sich ständig ändern können.

In dieser komplexen Gemengelage sehen wir die Erfolgsfaktoren vor allem in einer solide vernetzten Zusammenarbeit, einer konsequenten Prozessorientierung sowie in der Anwendung innovativer digitaler Technologien. Dazu benötigen wir vor allem produktorientierte agile Teams, die gut untereinander kommunizieren. Nur mit ihnen können wir unsere „Digital Excellence Strategie 2025“ und die darin gebündelten strategischen Digitalisierungsinitiativen erfolgreich umsetzen.

Integrierte Value Streams statt isolierter Aufgabeninseln
Rhenus integriert alle wertschöpfenden Fähigkeiten in autonomen Produkteinheiten mit eigener Geschäftsverantwortung. Dieses Prinzip der operativen Geschäftsfelder hat sich bewährt. Deshalb leben wir es auch in der IT. Wir haben früh begonnen, die zentrale IT in kleine autonome Einheiten umzubauen. Das macht uns beweglicher, um auf Veränderungen agil und proaktiv reagieren zu können. Agile Prinzipien und Methoden wie Scrum, Kanban, DevOps, Design Thinking und Innovation Sprints sind heute fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur. In der Software-Entwicklung setzen wir auf kleinere interdisziplinäre „Feature-Teams“. Diese werden unterstützt durch eine teamübergreifende und nach Fachdisziplinen organisierte „Chapter-Struktur“. Dieser Aufbau hilft uns, bei größtmöglicher Flexibilität den hohen Ansprüchen an Sicherheit und Performance in neuen digitalen Strukturen gerecht zu werden. Denn es bleibt dabei: Standards und Prozesse weltweit zu digitalisieren und zu optimieren ist nur möglich, wenn alle wertschöpfenden Fähigkeiten, Abläufe und Technologien integriert betrachtet werden. Es ist ganz klar Teamarbeit und muss auch so umgesetzt werden. Produktorientierte „Value Stream Teams“ mit Spezialistinnen und Spezialisten aus Business und IT aus allen Regionen der Rhenus optimieren deshalb gemeinsam und kontinuierlich unsere Geschäftsabläufe. Es handelt sich dabei um einen mehrstufigen, fortlaufenden Prozess. Globale „Digital Transformation Teams“ trainieren und implementieren regelmäßig die neuen Prozesse und rollen neue Systeme und Releases weltweit aus.

Cloud-native Technologien und Cloud Computing
Ein wesentlicher Schlüssel für nachhaltige Konzepte ist unsere neue Cloud-Plattform, die 2022 online geht. Dabei setzen wir auf innovative digitale cloud-native Konzepte, die sich durch Sicherheit, Flexibilität und Kosteneffizienz auszeichnen. Cloud-Rechenzentren ermöglichen den dynamischen Zugriff auf weltweit verteilte skalierbare Ressourcen. Die Folge: Die Produktivität und Flexibilität der Nutzerinnen und Nutzer sowie die Fähigkeit, nahtlos mit Kunden und Geschäftspartnern zusammenzuarbeiten, werden erheblich verbessert.

Cloud-native Technologien wie die Containerisierung mit Kubernetes verbessern und automatisieren die Entwicklung und Bereitstellung von IT-Systemen. Als native Nutzer können wir so von den sich rasant weiterentwickelnden Services und Praktiken der Cloudprovider profitieren. Das hat uns dazu bewogen, immer mehr Anwendungen in die Cloud zu verlegen. Erste zentrale Anwendungen sind bereits umgezogen.

„Bis 2025 werden Cloud-native Plattformen als Grundlage für mehr als 95 % der neuen digitalen Initiativen dienen.“
(Übersetzung, Quelle: Gartner Top Strategic Technology Trends for 2022)

Transparenz und die Verfügbarkeit von Daten sind in einem globalen Transportnetzwerk essenziell. Dazu werden Daten aus vielen Systemen in einem zentralen „Data Lake“ gespeichert, angereichert und in vielen Anwendungen zur weiteren Nutzung und Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise ist in den letzten 15 Jahren eine unverzichtbare, aber auch komplexe Big-Data-Plattform entstanden. Mit wachsendem Datenvolumen -quellen und -nutzern steigen auch Aufwände und Kosten für das Management dieser Plattform. Außerdem werden die Aufgaben zur Sicherstellung der Datenqualität und Performance immer umfassender. Eine Herausforderung, die ebenfalls nach neuen Antworten verlangt.

Aus diesem Grund bauen wir derzeit eine „Data Fabric“ in der Cloud auf, die alle anfallenden Daten plattform- und systemübergreifend so integriert, dass diese effizient und intelligent an verschiedene Standorte verteilt werden können. Die Data Fabric soll die richtigen Daten passgenau und in Echtzeit genau dort zur Verfügung stellen, wo sie gerade benötigt werden. Dazu haben wir erste datenzentrierte Services entwickelt, die schrittweise zu einem digitalen „Control-Tower“ ausgebaut werden. Zukünftig wird die Data Fabric den Einsatz von Anwendungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) deutlich erleichtern und zudem eine durchgängige Data Governance einfacher und kosteneffizient sicherstellen.

„Bis 2024 wird durch den Einsatz von Data Fabrics die Effizienz in der Datennutzung vervierfacht.“
(Übersetzung, Quelle: Gartner Top Strategic Technology Trends for 2022)

Eine Plattform für ein digitales Ökosystem
Den Zugang zu einem integrierten digitalen „Ökosystem“ für vernetzte Logistik-Anwendungen organisieren wir über eine Web-Plattform. Sie ermöglicht allen an der Transportkette Beteiligten den sicheren Zugriff auf benötige Daten und digitale Dienste. Die Plattform integriert heute Legacy-Anwendungen genauso wie Microservices.

Das nächste Level der Modularisierung wollen wir mit dem Konzept der sogenannten „Composable Applications“ erreichen. Aus wiederverwendbaren Komponenten lassen sich schneller und ohne aufwendige Schnittstellenprogrammierung neue Anwendungen zusammenstellen. Erste Implementierungen zeigen: Nutzern erscheint unsere Plattform wie eine integrierte Fachanwendung, obwohl sie aus vielen Einzelbausteinen zusammengesetzt ist. Die Bausteine können ohne technische Barrieren miteinander vernetzt und für verschiedene Geschäftszwecke und Nutzergruppen individuell modelliert werden. Beispiele für solche flexiblen Kompositionen sind Prozess-Monitore für die Überwachung von Laufzeiten und Risiken in der Transportkette.

Bis 2024 wird das Design-Mantra für neue SaaS- und benutzerdefinierte Anwendungen „Composable API-first oder API-only“ lauten.“
(Übersetzung, Quelle: Gartner Top Strategic Technology Trends for 2022)

Mit anderen Worten: Wir vernetzen Menschen, Prozesse und Technologien global in der Cloud. Die agile Netzwerkorganisation, eine produktorientierte Value-Stream-Struktur und die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen und Systemen sowie die neue Cloud Plattform sind die Basis für die digitale Transformation in der Rhenus Freight Logistics. Starre zentrale Konzepte und Strukturen haben ausgedient. Stattdessen tritt ein neues Mindset auf den Plan: Die Bereitschaft, Wissen zu teilen, aber auch die Offenheit für Veränderungen und technologische Standards aus der Cloud.

Als entscheidend dafür erweist sich der Mut, unser eigenes digitales Ökosystem zu öffnen und gleichzeitig die Stärke unseres eigenen globalen Experten-Netzwerkes konsequent auszubauen. Die Idee ist, dass Softwareund Lösungspartner sowie Start-ups sich mit unserer Plattform vernetzen, während das Ökosystem und damit die Services für unsere Nutzerinnen und Nutzer weiterwachsen. Ganz nach unserem Motto: Connect2Grow.

Das Prinzip der operativen Geschäftsfelder hat sich bewährt. Deshalb leben wir es auch in der IT.

Handelsblatt Journal Future IT
Dieser Artikel ist im aktuellen Handelsblatt Journal „FUTURE IT“ erschienen. Das vollständige Journal können Sie sich hier kostenlos herunterladen:
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