Hand in Hand: So meistern Versicherer die Digitale Transformation

Die Digitalisierung der Versicherungsbranche ist in vollem Gange – angetrieben auch durch Disruptoren wie InsurTechs, Vergleichsportale und Apps, die mit nutzerfreundlichen Produkten und Services den Markt kräftig durcheinanderwirbeln. Transformation ist längst keine Kür mehr, sondern eine absolute Pflicht, um sich im Wettbewerb behaupten zu können. Die möglichen Einsatzszenarien digitaler Lösungen sind dabei breit gefächert. Videocalls ersetzen Beratungsgespräche in angestaubten Büros. Die schnelle Kontaktaufnahme übernehmen Chatbots. Technologien wie Neuronale Netze ermöglichen es wiederum, die Massen an Daten zu analysieren, Wissen daraus abzuleiten und fundierte Entscheidungen zu treffen. Das Ergebnis ist eine 360-Grad-Sicht auf den Kunden, um individuell zugeschnittene Produkt-Bundles zu schnüren – abhängig von Risikoprofil und Anforderungen der Haftungsabdeckung. Das geht sogar soweit, dass sich die Schadenregulierung vollautomatisch umsetzen lässt. Indem etwa ein mit Sensoren ausgestatteter Überseecontainer bereits während des Transports einen Wassereinbruch meldet, den Schaden in Bezug auf die Haftungsfrage überprüft und dann den Regulierungsprozess anstößt.

Innovationen leben von der Zusammenarbeit

Grundlage all dieser Einsatzszenarien ist immer intelligente Software. Oder anders formuliert: Wir leben in einer Welt, die so stark von Software geprägt ist, dass die reale Welt von der digitalen Welt überholt wird. Dieses Tempo der Veränderungen, das wir gerade in der Versicherungsbranche sehen, braucht jedoch ein Innovationsmodell, das nicht auf Einzelkämpfer, sondern auf Zusammenarbeit setzt. In der Wirtschaftslehre ist von Coopetition die Rede. Dieses Kofferwort aus Zusammenarbeit (cooperation) und Wettbewerb (competition) beschreibt die Tatsache, dass angesichts der ökonomischen Herausforderungen – und daraus resultierend der Notwendigkeit einer schnellen und allumfassenden Digitalisierung – sich ehemals bittere Gegner verbünden und gemeinsame Sache machen müssen. Wer schlau ist, erkennt seine Unterlegenheit in gewissen Bereichen an – und profitiert in gemeinsamen Projekten von den Erfahrungen der Konkurrenten. Ziel sollte also immer sein, die bestehenden Geschäftsmodelle Hand in Hand weiterzuentwickeln, sodass am Ende alle Marktteilnehmer und der Wettbewerb insgesamt gestärkt werden.

Für mich ist Open Source genau dieses Innovationsmodell. Der Siegeszug von Open Source ist viel mehr als nur eine technologische Veränderung. Er ist auch Sinnbild für den Wandel hin zu einer Welt, in der Zusammenarbeit der entscheidende Wettbewerbsfaktor ist. Denn Open Source ist das wahrscheinlich mächtigste Kollaborationstool unserer Zeit: Es reißt Unternehmens- und sogar Ländergrenzen ein – weltweit arbeiten hunderttausende Entwickler am selben Ziel, nämlich Innovationen durch einen quelloffenen Code für alle frei zugänglich zu machen. Wer Software mit Open Source entwickelt, kann also den größten verfügbaren Entwicklerpool überhaupt für sich nutzen, was gerade heute angesichts des IT-Fachkräftemangels ein unschlagbares Argument für die deutsche Wirtschaft sein sollte. Um die Kraft von Open Source nutzen zu können, braucht es allerdings auch einen Kulturwandel. Die neue Offenheit beginnt in den Köpfen: Es geht nicht nur darum, fremden Quellcode zu nutzen, zu ändern und zu teilen. Im Mittelpunkt stehen vielmehr der Erfahrungsaustausch und die enge Zusammenarbeit mit der Community, um innovative Potenziale zu finden und sie zur Entfaltung zu bringen.

Stärkung des Öko-Systems ist ein Gewinn für alle

Von einem solchen offenen Öko-System profitiert auch die Versicherungsindustrie. Zwar kooperieren die verschiedenen Akteure seit Jahren, künftig werden wir aber neue Formen von Netzwerken sehen. Etwa eine branchenübergreifende Plattform aus Versicherungs-, Dienstleister- und Kundenservices, deren Daten nahtlos ineinandergreifen und so erst zukunftsweisende Anwendungen ermöglichen. Die Versicherungen tun gut daran, alte Denkmuster abzulegen und ihr Geschäft nach Open-Source-Prinzipien zu gestalten.