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Artikel aus dem Handelsblatt Journal HEALTH vom 07.11.2022
Daten können keine Diagnosen stellen und keine erkrankten Menschen behandeln. Für unsere Gesundheitsversorgung sind sie dennoch unverzichtbar. Dr. Holger Bartz und Christian Hilmer vom forschenden Pharmaunternehmen Janssen erklären, welchen Wert gesundheitsbezogene Daten für Medizin und Versorgung haben.
Wie können Daten dazu beitragen, unsere Gesundheitsversorgung zu verbessern?
HB: Unser Anspruch als forschendes Unternehmen und mein ganz persönlicher Anspruch als Mediziner: Alle Menschen sollen bei Bedarf die individuell beste Therapie erhalten und zwar exakt dann, wenn sie diese brauchen. Gesundheitsbezogene Daten sind dafür unverzichtbar. Systematisch erhoben, miteinander verknüpft und ausgewertet, zeigen sie uns, wo es den größten Bedarf an neuen oder besseren Therapien gibt. Das ermöglicht uns, unsere Forschungsaktivitäten zu fokussieren und gezielt medizinische Innovationen zu entwickeln, die diesen Bedarf decken – beziehungsweise bereits zugelassene Therapien so anzupassen, dass sie noch besser auf die spezifischen Anforderungen von Patient:innen zugeschnitten sind, weil sie zum Beispiel mit weniger Nebenwirkungen für die Betroffenen einhergehen.
Was für Daten sind dafür notwendig?
CH: Es gibt unterschiedliche Arten von gesundheitsbezogenen Daten, und sie alle sind wichtig. Bei jedem Arztbesuch oder Klinikaufenthalt etwa generieren wir Daten über unseren Gesundheitszustand, unsere Reaktion auf verordnete Therapien, über Wechselwirkungen etc. Das sind die sogenannten versorgungsnahen Daten, Versorgungsdaten oder auch Real World Data. Dann gibt es Registerdaten, das sind Daten zu Therapien und deren Verläufen für spezifische Erkrankungen, die in klinischen Datenbanken erfasst werden. Nicht zu vergessen die Studiendaten, die forschende Unternehmen wie wir im Rahmen der klinischen Studien zur Zulassung neuer Medikamente generieren.
All diese Daten haben einen unschätzbaren Wert für Medizin und Versorgung: Von der Diagnostik über die Erforschung und Entwicklung zunehmend personalisierter und präzise wirkender Therapien, die datenbasierte Auswahl der individuell erfolgversprechendsten Therapie bis hin zum Auswerten des medizinischen Ergebnisses.
Das klingt super. Wo ist der Haken?
HB: Um die unterschiedlichen Daten bestmöglich im Sinne von Patient:innen nutzen zu können, müssten wir sie systematisch miteinander verknüpfen. Davon sind wir noch weit entfernt. Ganz abgesehen von der fehlenden Interoperabilität und nicht kompatiblen IT-Strukturen scheitert es aktuell auch am fehlenden Zugang forschender Unternehmen zu den vorliegenden Daten.
CH: Und das, obwohl forschende Pharmaunternehmen zu den Innovationstreibern in Deutschland zählen. Glücklicherweise sehen das auch andere Akteure aus dem Gesundheitswesen so und machen sich zunehmend dafür stark, dass wir in punkto Datenzugang und -nutzung genauso behandelt werden wie andere forschende Institutionen.
Für die Entwicklung und Verbesserung von Therapien sind Daten also essenziell. Und danach?
CH: Damit Patient:innen Zugang zu neuen Medikamenten haben, müssen diese von den Herstellern in den Markt eingeführt werden. Hierfür gibt es in Deutschland ein Verfahren, das nach dem zugrundeliegenden Gesetz benannt ist: Das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes, kurz AMNOG, ist international hoch angesehen, weil es neue Medikamente evidenzbasiert unmittelbar nach ihrer Zulassung in die Versorgung bringt. Nach mehr als zehn Jahren ist es jedoch Zeit, das System anzupassen, insbesondere auch in Bezug auf die Akzeptanz von Daten
Wo genau sehen Sie Anpassungsbedarf?
HB: Die Medizin hat in den zurückliegenden Jahren enorme Fortschritte gemacht. Wir können Krankheiten heute immer früher erkennen und zunehmend personalisiert und präzise behandeln. Damit das System medizinische Innovationen adäquat bewerten kann, müssen wir es an den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse angleichen,
CH: Je personalisierter ein Medikament ist, je früher und präziser es in den Krankheitsverlauf eingreift, desto schwerer ist es, es in die Versorgung zu bekommen. Vor allem Medikamente zur Behandlung von Erkrankungen, von denen nur wenige Menschen betroffen sind oder für die es noch keine Vergleichstherapie gibt, fallen durchs Raster, weil versorgungsnahe Daten nicht adäquat berücksichtigt werden – sogar dann, wenn der Bedarf für ein neues Medikament sehr hoch ist, etwa in der Onkologie.
Wenn wir sicherstellen wollen, dass alle Patient:innen die Chance auf die individuell bestmögliche Versorgung haben, müssen wir die Methoden des AMNOG um neue Studiendesigns und klinische Endpunkte ergänzen und Daten aus dem Versorgungsalltag bestmöglich berücksichtigen. Je eher, desto besser.