Grüner Wasserstoff muss für den Hochlauf konkurrenzfähig gemacht werden

Vielen in der breiten Öffentlichkeit wird jetzt erst klar, in wie vielen Sektoren Gas eine bedeutende Rolle spielt: sei es in der Stromproduktion, im Wärmebereich, in der Chemie- und Schwerindustrie sowie auch zunehmend im Transport.

Tatsache ist erstmal, dass Erdgas unter den fossilen Energieträgern der CO2-ärmste ist und daher neben den erneuerbaren auch weiter eine wichtige Energiequelle bleiben wird. Gemäß der Folgenabschätzung des EU-Klimazielplans wird Erdgas im Jahr 2030 einen Anteil von 22 % und im Jahr 2050 von 25 % am Bruttoinlandsenergieverbrauch der EU ausmachen (was die Verdrängung von Kohle und Öl durch Gas widerspiegelt). Auch die Stromerzeugung wird neben den erneuerbaren weiterhin stark auf Erdgas bauen und Erdgas wird sowohl in den Jahren 2030 als auch 2050 für 15% der Stromerzeugung verantwortlich sein.

Langfristig müssen wir jedoch auch Erdgas weitestgehend reduzieren, um die Klimaziele erreichen zu können. Wenn wir in die Zukunft schauen, wird neben Biomethan vor allem Wasserstoff eine sehr wichtige Rolle spielen: insbesondere dort, wo nicht direkt elektrifiziert werden kann. Die Nachfrage nach erneuerbaren und CO2-ärmeren Gasen wird voraussichtlich mehr als doppelt so hoch sein wie die Nachfrage nach Erdgas.

Wir als Shell begrüßen den von der Europäischen Kommission verabschiedeten und aktualisierten RePower-EU-Plan zur Beschleunigung der Energiewende: Energiesparen, Diversifizierung der Energieversorgung und Beschleunigung der Energiewende sind die besten Hebel, um die Energiesicherheit zu stärken.

Dekarbonisierte und CO2-ärmere Gase – einschließlich dekarbonisiertem Wasserstoff und Biogas – werden für die Erreichung von Netto-Null-Emissionen immer wichtiger. Während Fortschritte erzielt werden, muss mehr getan werden, um die Technologie- und Marktentwicklungen zu beschleunigen.

Biogas, einschließlich Biomethan, könnte nach IEA-Szenarien schnell wachsen. Im Vergleich zu Wasserstoff ersetzt Biomethan schon heute Graugas und kann hier auch mittel- bis langfristig eine wertvolle Rolle spielen. Bis 2030 erwarten wir, unsere bestehende Position im Biomethan durch den Bau von Anlagen in den USA, in Europa und Deutschland auszubauen.

Bis 2030 will Shell in Deutschland führend werden bei grünem Wasserstoff und weltweit einen zweistelligen Marktanteil am Umsatz mit dekarbonisiertem Wasserstoff erreichen. Dass wir es damit sehr ernst meinen, zeigt sich darin, dass wir im Energy and Chemicals Park Rheinland bereits voriges Jahr mit 10MW Kapazität den bis dato größten PEM-Elektrolyseur für grünen Wasserstoff in Europa in Betrieb genommen haben.

Zudem haben wir vor wenigen Wochen die finale Investitionsentscheidung für den Bau von Holland Hydrogen I getroffen, die mit 200 MW Europas größte Anlage für grünen Wasserstoff sein wird, wenn sie 2025 den Betrieb aufnimmt. Außerdem haben wir bereits weitere Projekte in der Planung, zu denen beispielsweise auch ein 100MW Elektrolyseur in Hamburg-Moorburg gehören könnte.

Um eine schnelle, erschwingliche Ausweitung der dekarbonisierten Wasserstoffproduktion zu erreichen, bedarf es der politischen Unterstützung der Regierungen, damit Wasserstoff mit bestehenden Energieträgern konkurrieren kann.

In der Zwischenzeit ist eine Koordinierung zwischen öffentlichen und privaten Organisationen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene erforderlich, um sicherzustellen, dass Angebot und Nachfrage nach dekarbonisiertem Wasserstoff zusammenwachsen, neben unterstützender Infrastruktur wie Wasserstoffpipelines für den Transport, CCS-Technologien und Produktionsanlagen.