Transformation gelingt nur gemeinsam
Klimaschutz bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit ist nicht mehr von der Agenda wegzudenken. Und für Uniper zählt zu den wichtigsten Zielen neben der eigenen Dekarbonisierung die Dekarbonisierung unserer 1.000 Stadtwerke- und Industriekunden.
Dabei erleben wir eine Transformation vergleichbar mit dem Beginn des fossilen Industriezeitalters. Wie auch damals wird die Transformation nur gelingen, wenn Industrie, Energiewirtschaft und Politik eng zusammenarbeiten, um die knappe verbleibende Zeit zu nutzen. Uniper hat im Zuge dessen ihre neue Wachstumsstrategie unter anderem mit einem Investitionsvolumen von 8 Milliarden Euro bis 2030 auf den Weg gebracht. Im Mittelpunkt all dessen steht die enge Kooperation mit den Kunden. Hierbei sehen wir insbesondere drei große Themenbereiche, in denen eine enge Zusammenarbeit Grundlage für den Erfolg ist.
CO2-Vermeidungskosten verstehen und Dekarbonisierungspfad festlegen
Welches sind die effizientesten Optionen, um Unternehmen klimaneutral zu bekommen? Welche Kosten fallen entlang der Wertschöpfungskette an: von der Umstellung der Produktionsprozesse über Energieinfrastrukturkosten bis hin zu den jährlichen Beschaffungskosten? Dies sind nur wenige der vielen Fragen, die uns von Kundenseite gestellt werden. Fragen, die isoliert nicht zu beantworten sind und deren Antworten viel gemeinsame Vorarbeit erfordern. Gemeinsam mit unseren Industriepartnern packen wir deshalb jegliches Wissen aus den Bereichen auf den Tisch und leiten daraus eine CO2-Vermeidungskostenstrategie ab. Diese ist der Grundstein für einen strategischen und realistischen Dekarbonisierungspfad.
Grüne neue Stromwelt: Flexibilität wird zum Wettbewerbsvorteil
Die Zeiten, in denen Strom kontinuierlich entsprechend der Bedarfe produziert wurde, gehen dem Ende entgegen. Unipers neue Strategie mit Schwerpunkt auf grünem und flexiblem Strom basiert darauf, mit den Kunden die zuverlässigsten und günstigsten Lösungen zu entwickeln und letztendlich die Energie zu liefern. Während beispielsweise der durchschnittliche stündliche Strompreis im letzten Jahr bei 235 €/MWh lag, kosteten die günstigsten 30 Prozent nur 90 €/MWh. Die untertägigen Preisschwankungen nehmen weiterhin stark zu. Der professionelle Umgang damit kann über den langfristigen Erfolg der Industriebetriebe entscheiden.
Deshalb gilt es gemeinsam zu analysieren, welche Möglichkeiten bestehen – von der Produktionsflexibilisierung über Batterie- oder auch thermischen Speicher bis hin zur optimierten Marktbeschaffung in den verschiedensten Formen, wie z. B. den sogenannten PPAs (Power Purchase Agreements).
Gemeinsamer Hochlauf der Infrastruktur: die Henne-Ei-Herausforderung
Biomethan, Wasserstoff und dessen Derivate werden in Zukunft ein weiterer Baustein des klimaneutralen Industriestandortes Deutschland sein. Während wir in der aktuellen Energiewelt auf Handelsmärkte als hocheffiziente Möglichkeit der Energieverteilung setzen, gibt es diese für die neuen grünen Commodities in dieser Form noch nicht. Es gilt langfristige Verträge abzuschließen, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten und Milliardeninvestitionen z. B. in Elektrolyseure abzusichern. Die Produktion, den Transport, die Speicherung, die Verwendung und schließlich den Weiterverkauf grüner Produkte zeitlich übereinanderzubringen, ist die zentrale Herausforderung, die Industrie und Energiewirtschaft gemeinsam meistern müssen. Teilweise kann die Politik mit dem Instrument der Klimaschutzverträge helfen, diesen Prozess zu unterstützen. So können Industrieunternehmen ihre Transformation bereits heute starten und die Energiewirtschaft kann in entsprechende Infrastrukturen investieren, um unter anderem grünen Wasserstoff bereitzustellen.
Die Dekade der Transformation hat begonnen
Waren die 2010er Jahre die Jahre der Erkenntnis, befinden wir uns nun mitten in der großen Transformation des Industriestandortes Deutschland: in vielen Dimensionen komplex, im internationalen Wettbewerb stehend. Aber wir verzeichnen auch erste gemeinsame Erfolge in Richtung Klimaneutralität – das macht Mut und Hoffnung gleichermaßen.
Autor:
Gundolf Schweppe, Vorsitzender der Geschäftsführung Uniper Energy Sales GmbH und EVP Sales der Uniper SE.
Gundolf Schweppe verantwortet seit 2017 bei Uniper SE das kommerzielle Downstream-Geschäft mit Kunden. Dazu gehört das Vertriebsgeschäft über alle wesentlichen Commodities in der DACH-Region sowie das integrierte Kundengeschäft mit PPAs, Dampf und Kraftwerkskapazität auf Basis eigener Infrastruktur. Vorherige relevante berufliche Stationen waren in der Vertriebskanalsteuerung B2C der E.ON Energie Deutschland GmbH, im B2B-Wholesale-Geschäft von E.ON UK und in der kommerziellen Speicheroptimierung der E.ON Gas Storage GmbH.