Mit ihrem Green Deal hat sich die Europäische Union das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum zu fördern. Sustainable Finance, also die Lenkung von Kapitalflüssen in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten und die Erweiterung der Risikobewertung um ESG-Aspekte, ist ein zentraler Hebel für den Transformationsprozess hin zu einer nachhaltig ausgerichteten Wirtschaft. Eine Voraussetzung für das Erreichen dieser Ziele ist, dass Unternehmen vergleichbare und zuverlässige Nachhaltigkeitsinformationen offenlegen.
CSRD legt Basis für Finanzierungen mit ESG-Zinskopplung
Entsprechend gewinnt die kommende Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) an Relevanz. Durch diese werden die Anforderungen an das ESG-Reporting massiv ausgeweitet. Dies gilt sowohl für die inhaltlichen Vorgaben als auch für den Kreis der berichtspflichtigen Gesellschaften. Schätzungen zufolge dürften allein hierzulande statt bisher ca. 550 Unternehmen von öffentlichem Interesse künftig ca. 15.000 Gesellschaften unter die Berichtspflichten fallen.
Es werden letztlich granulare Ausführungen mit strategischem Bezug für das gesamte Spektrum der Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (E, S und G) gefordert. So reicht die Bandbreite von Daten zu Treibhausgasemissionen sowie Informationen bezüglich der eigenen Belegschaft und Menschenrechte bis hin zu Angaben zur Unternehmensführung. Die künftigen ESG-Berichtspflichten schaffen nicht nur Transparenz für die Risikobewertung, sondern legen auch die Basis für nachhaltige Finanzierungen.
Anhaltend hohe Nachfrage nach ESG-Element
Besonders mittelständisch geprägten Unternehmen eröffnet sich hierdurch weites Spektrum an Finanzierungsformen mit Nachhaltigkeitselement. Denn Darlehen mit einer Knüpfung der Zinskosten an ESG-Indikatoren sind bei großen börsennotierten Gesellschaften bereits im Mainstream der Finanzierung angekommen. In der Finanzierungspraxis lassen sich bei der Strukturierung der ESG-Komponente zwei Konzepte unterscheiden: Für die Incentivierung der Nachhaltigkeitsperformance des Kreditnehmers kann eine Kopplung der Zinskosten an ein ESG-Rating oder an Nachhaltigkeitskennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs) erfolgen.
Die Nutzung von Sustainable Finance ist ein klares Signal an die Stakeholder – u.a. Geldgebende, Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende, Politik –, dass Nachhaltigkeit ein wichtiger Teil der Geschäftspolitik ist. Unternehmenslenker geben über den finanziellen Anreiz zudem einen positiven Impuls in der eigenen Organisation. Die Praxis zeigt, dass häufig allein die Einbindung von ESG-Kennzahlen in die Finanzierung den Nachhaltigkeitsbestrebungen einen zusätzlichen Schub verleiht und die Entwicklung von ambitionierten Nachhaltigkeitsstrategien sowie deren Umsetzung beschleunigt.
Sustainable Finance Advisory als BegleiterFür die Nutzung des kennzahlenbasierten Kreditinstruments ist die Berichterstattung von ESG-KPIs und quantifizierbaren Zielen essenziell. Während das Gros der Unternehmen diese Voraussetzungen in der Regel noch nicht erfüllt, wird sich das durch die CSRD nun zügig ändern. Für Unternehmen gilt es, sich frühzeitig mit den kommenden Anforderungen zu beschäftigen und die sich hieraus ergebenden Chancen zu nutzen. Wie sich diese bestmöglich aufstellen sollten, um von der Möglichkeit einer nachhaltigen Finanzierung profitieren zu können, ist eines der Themen im Rahmen der Handelsblatt-Konferenz ESG-Reporting und -Steuerung.