Von den zwei Brüdern Wright, den US-Flugpionieren des vorletzten Jahrhunderts wird diese Geschichte erzählt: Im Jahr 1901 wandte sich Wilbur an seinen Bruder Orville mit der Aussage, dass der Mensch in 50 Jahren noch nicht fliegen werde. Zwei Jahre später war ihr Doppeldecker in der Luft – in zwölf Sekunden flog er ganze 35 Meter weit. Damit hatten beide wohl nicht gerechnet. Aber der Traum vom Fliegen wurde Realität und hat die weltweite Mobilität von Menschen und Waren revolutioniert.
Mit dem vermehrten Einsatz Künstlicher Intelligenz treten wir in eine Phase, die mutmaßlich eine umfassendere Transformation einleiten wird. Und wieder ist schlecht vorhersehbar, was in Kürze schon Realität sein könnte. Der aktuelle Stand generativer Künstlicher Intelligenz entspricht wahrscheinlich auch nur den zwölf Sekunden und 35 Metern von damals. Aber um in der Analogie des Fliegens zu bleiben: Dieser Flug wird schneller und weitreichender sein als das, was wir bislang gesehen haben.
Mit KI 4,5 Milliarden Substanzen in 48 Stunden screenen
Bei Pfizer setzen wir Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen mitunter ein, um neue Wirkstoffe zu entdecken. Mit KI-Unterstützung lässt sich beispielsweise für bestimmte Moleküle vorauszusagen, welche Eigenschaften sie haben. Dazu können wir heute unsere Bibliothek mit etwa 4,5 Milliarden Substanzen in weniger als 48 Stunden screenen.
Und natürlich eröffnen sich zahlreiche weitere Felder. Um nur einige zu nennen: In der medizinischen Forschung wird mit Unterstützung von KI daran gearbeitet, Krankheiten bereits dann erkennen und eingreifen zu können, wenn sich auf Zellebene Veränderungen ergeben. Stichwort Systembiologie.
Mithilfe Künstlicher Intelligenz lassen sich genetische Unterschiede entdecken, die erklären, warum manche Menschen gut auf ein bestimmtes Medikament ansprechen und andere nicht. Oder warum bestimmte Menschen spezielle Nebenwirkungen haben, wenn sie Medikamente einnehmen, die im Allgemeinen gut verträglich sind. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Drei Prinzipen für den Einsatz von KI
Für uns bei Pfizer geht mit diesem großen disruptiven Potenzial neben den Chancen auch eine große Verantwortung einher. Denn wir nutzen KI, um Therapien, Impfungen und ergänzend auch digitale Lösungen zu entwickeln, die der Gesundheit von Menschen dienen. Das erfordert, dass wir klare Leitplanken für einen verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz etablieren. Drei Prinzipien bestimmen hierbei konkret unser Handeln:
1. Wir entwickeln KI-Systeme, die Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder anderen Aspekten nützen und unterstützen.
KI kann Menschen und deren Entscheidungen beeinflussen – positiv wie negativ. Daher analysieren und prüfen wir, wer die entsprechenden KI-Lösungen nutzt, wem sie nützt und wer betroffen ist. Und wir stellen sicher, dass die verwendeten Daten und Algorithmen fair, inklusiv sowie frei von jeglichen Bias sind.
2. Wir respektieren die Privatsphäre jeder und jedes Einzelnen und das Bedürfnis nach Transparenz bei der Nutzung von Daten und KI
Wir legen das eingesetzte Modell offen, erklären den sogenannten „Intended Use“ und machen Limitierungen transparent. Ebenfalls versuchen wir, wo möglich, Erklärungen bzw. die Rationale für bestimmte Entscheidungen bzw. Empfehlungen der KI ebenfalls zu kommunizieren. Unsere verantwortungsvolle KI-Strategie sieht vor, dass Nutzer:innen nach Möglichkeit über die Limitationen und Risiken der von ihnen verwendeten KI-Systeme informiert werden. Auch der Datenschutz wird von Anfang an in das Design von KI-Systemen miteinbezogen (sog. Privacy by Design).
3. Wir übernehmen Verantwortung (Ownership) für unsere KI-Systeme
Wir legen genau fest, welche menschlichen Interaktionspunkte es im Entwicklungs- bzw. Lebenszyklus einer KI gibt. Der Mensch muss zu jeder Zeit Kontrolle haben, und wir sind dafür verantwortlich, dass unsere KI-Technologien sorgfältig evaluiert sind.
Deshalb entscheiden Forscher:innen über das Studiendesign, die Auswahl der Algorithmen und Merkmale und sind für die Feinabstimmung der Modelle verantwortlich. Sie inspizieren, validieren und nehmen Änderungen an Algorithmen vor, um die Ergebnisse zu verbessern, und schließlich überwachen sie die KI bei der Bereitstellung und greifen bei Bedarf ein, um Probleme zu beheben.
Wir werden wahrscheinlich in einigen Jahren, wenn wir zurückblicken, sagen, dass wir nicht damit gerechnet hätten, in so kurzer Zeit so viele neue Möglichkeiten durch den Einsatz von KI geschaffen zu haben. Und wir werden auch sagen können, dass wir dabei stets das Steuer in der Hand hatten.