Drei Fragen an Victoria Ossadnik, Mitglied des Vorstands E.ON SE, verantwortlich für Digitales, Innovation und Inhouse Consulting.

Digitalisierung ist für die Energiebranche zu einem Kernthema geworden – warum?

Unser Energiesystem steht vor drei großen Herausforderungen:

  1. Wir wechseln sehr schnell von zentraler Erzeugung von Strom mit fossilen Energien oder Kernenergie zu dezentraler Erzeugung aus Wind und Sonne.
  2. Gleichzeitig steigt der Verbrauch von elektrischem Strom massiv durch den zusätzlichen Einsatz von Strom anstelle fossiler Energieträger wie Benzin und Gas für Mobilität und Wärmeerzeugung.
  3. Die geplanten gesetzlichen Fristen für die Umgestaltung sind zum Teil kürzer angesetzt als eine Baugenehmigung für einzelne Komponenten für den erforderlichen Ausbau der Stromnetze erlangt werden kann. Hinzu kommt die Knappheit von Arbeitskräften und Materialen.

Diese Herausforderungen bedeuten, dass wir in allen Bereichen der Energieversorgung – von den Endverbrauchern bis zur Netzsteuerung und Planung sowie im Netzausbau – digitalisieren und so diese sehr komplexen Systeme optimiert steuern müssen.

Wie viel digitale Technologie braucht es für das Energiesystem von morgen?

Unser Energiesystem wird in der nächsten Dekade Millionen neuer PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Ladestationen für E-Fahrzeuge aufnehmen. Wir müssen in der Lage sein, das gesamte System von der Erzeugung über die Netze bis hin zu den Verbrauchern integriert zu betrachten, zu steuern, und zu orchestrieren. Die Digitalisierung der Infrastruktur mit der intelligenten Nutzung der Daten ist hierfür ebenso der Schlüssel wie die Einbeziehung der Endverbraucher.

Welche Fortschritte macht E.ON bei der Digitalisierung?

Bei E.ON haben wir einen großen Teil unserer Geschäftsanwendungen auf der Cloud und wir setzen auf standardisierte Plattformen und Architekturen für die unterschiedlichen Geschäftsbereiche. In unserem Netzgeschäft führen wir gerade hochmoderne, neue Plattformen ein, in unserem Endkundengeschäft verwenden wir cloudbasierte, intelligente Systeme. Wir kombinieren neueste Technologie von Start Ups mit unseren Erfahrungen und mit Standardplattformen und können so relativ schnell Innovationen auch breit einsetzen. Ein Beispiel hierfür ist eine Digital Twin Technologie für unsere Netze.