Die Welle der steigenden Energienachfrage rollt immer näher.

Sind Stadtwerke und Kommunale Gesellschaften bereit?

Die aktuellen Herausforderungen für die deutsche Energiewirtschaft sind weitreichend: Prognosen[1] gehen davon aus, dass der Strombedarf in den nächsten sieben Jahren um 47,7% steigen wird und die Anzahl der installierten Wärmepumpen sich von 1,4 Millionen auf 6 Millionen[2] vervierfachen wird. Ebenso wird bis 2030 auch eine 14-fache Erhöhung der Ladestationen für Elektrofahrzeuge (bis zu 1 Million) angepeilt und bei Solaranlagen auf deutschen Dächern wird von zusätzlichen 22 GW pro Jahr ausgegangen. 

Diese Entwicklungen haben entscheidende Auswirkungen auf den Betrieb von Stadtwerken und Kommunale Gesellschaften, für die es deshalb höchste Zeit ist, sich den Herausforderungen dieses neuen Zeitalters zu stellen.

Der Zubau erneuerbarer Energien in der letzten zwei Jahre zeigt, dass die Ausbauziele in Deutschland tatsächlich erreicht werden könnten und daher mit einem gewaltigen Anstieg in Nachfrage und auch Angebot zu rechnen ist. Dies wird die täglichen Prozesse von Stadtwerken und Netzbetreibern auf Mittel- und Niederspannungsebene stark beeinflussen und unweigerlich zu signifikanten Veränderungen führen, wie diese Netze effizient verwaltet werden können.

Die Verfügbarkeit und Qualität von Daten wird dabei in vielen operativen Bereichen eine entscheidende Rolle spielen: bei der Planung von Netzwerkerweiterungen, bei der Änderung der Betriebsweise von Dispatchern sowie bei der Einführung neuer Produkte im Energiemarkt. Gleichzeitig sind immer mehr vernetzte Gerätebesitzer daran interessiert, ihre Geräte effizient zu verwalten und eine höhere Rendite aus ihrem Kauf zu erzielen. Dies ist aber ohne datengetriebene, komplexe, mathematische Optimierungsmodelle nicht möglich. Um ein nachhaltiges und zuverlässiges Energiesystem zu gewährleisten, reicht es mittlerweile einfach nicht mehr aus, mehr Kabel zu verlegen und zusätzliche Verteilerstationen zu bauen. Es sind die Daten, die hierbei eine wichtige Rolle spielen, da sie die neue essenzielle Infrastruktur des Stromnetzes darstellen, an der schon jetzt kein Weg mehr vorbeiführt.

Da der Zugriff auf viertelstündige Daten den Netzbetreibern einen besseren Überblick der Lasten auf nodaler Ebene oder sogar auf Ebene der Netzwerktopologie erlauben würde, werden diese Daten von vielen Experten als Grundlage für Innovationen am Energiemarkt betrachtet. Darüber hinaus könnte Datentransparenz bei Geräten neue Tarifsysteme ermöglichen, die auf realen Verbrauchsmuster anstatt einheitlicher Lastprofile basieren. Obwohl die Einführung von intelligenten Stromzählern hierzu ein großer Fortschritt wäre, würde es nur einen Schritt auf dem langen Weg zur Klimaneutralität darstellen, da sogar intelligente Stromzähler auch keine Einblicke auf und keine Kontrolle über die Geräteebene ermöglichen. Smart Meter werden hier nicht all unsere Probleme lösen, weshalb dem Submetering eine entscheidende Rolle bei der Beschaffung von Daten hoher Granularität zukommen wird. Es ist nämlich notwendig, Daten hinter dem Smart Meter zu sammeln, um Innovationen voranzutreiben und Energie-Assets zu regulieren. Zeitreihendaten leisten hierzu einen fundamentalen Beitrag zur Modellierung des physikalischen Energieflusses im Netz und erleichtern Investitionsentscheidungen. Submetering kann zwar noch nicht für Abrechnung benutzt werden, jedoch spielen sie schon heute eine entscheidende Rolle für Innovationen und Tarif-Entscheidungen.

Aus diesem Grund spielen steuerbare, dezentrale Energiequellen eine entscheidende Rolle in der Energiewende und tragen dazu beit, unsere Klimaziele zu erreichen. Viele dieser Ressourcen sind jedoch für sich betrachtet zu klein. Virtuelle Kraftwerksbetreiber nehmen kaum Geräte mit Kapazitäten unter 100 kW auf und es bedarf zahlreicher solcher Kleingeräte, um einen spürbaren Effekt zu erzielen. Um den Herausforderungen zu begegnen, die sich für die Mittel- und Niederspannungsnetze sowie den Energiehandel ergeben, benötigen dezentrale Energiequellen und ihre Eigentümer deshalb einen einfacheren Marktzugang auf Geräteebene sowie bessere Integrationsmöglichkeiten.

Für eine zukunftsorientierte Lösung benötigt man folglich umfassende Gerätedaten, die nahezu in Echtzeit hinter dem Zähler gesammelt, analysiert, verarbeitet und nach aggregierten und disaggregierten Daten kategorisiert werden. Mit Hilfe finanzieller Anreize kann so eine bessere Kontrolle auf Geräte- oder Portfolioebene erreicht werden. Gleichzeitig wäre dies ein wichtiger Schritt  zur Erfüllung von Paragraph 14a des Energiewirtschaftsgesetzes. Auf diesem Weg könnten Marktbarrieren in erheblichem Maße abgebaut und Besitzern von kleineren Anlagen ein einfacher Marktzugang im Energiebereich ermöglicht werden. Um diese bevorstehenden Herausforderungen am Energiemarkt zu meistern, können Stadtwerke und kommunale Gesellschaften von einer Plattform wie dem Energy Market of Things in verschiedenen Anwendungsfällen profitieren und ihre Prozesse zukunftsfit machen.

[1]  482,2 TWh in 2022 (source Bundesnetzagentur) to 715-740 TWh in 2030 (Bundesregierung und McKinsey „Global Energy Perspective“)

[2] BWP BRANCHENSTUDIE 202

Über Navitasoft

Navitasoft hat die „Energy Market of Things“-Plattform entwickelt, um dezentrale Energieressourcen mit geringer Kapazität (z. B. Solaranlagen auf Hausdächern, kleine Batterien, Wärmepumpen, Ladestationen für Elektrofahrzeuge usw.) in die Energiemärkte und Demand-Side-Response-Märkte einzubinden und so dort Einnahmen zu generieren. Die Plattform ermöglicht es den Eigentümern kleiner Anlagen, Kapazitäten anzubieten, Preise festzulegen und Preisangebote anzunehmen. Auch Netzbetreiber profitieren von der Plattform, indem sie Anlagen für Demand-Response- und zur Bereitstellung von Ausgleichsenergie bündeln und aggregieren. Betreiber von virtuellen Kraftwerken, Aggregatoren und Händler können auf einen kategorisierten Pool von verfügbaren Anlagen zugreifen und so die Integrationskosten senken.

Seit 2008 bietet Navitasoft Softwarelösungen für regulierte Akteure auf den Strom- und Gasmärkten, wie beispielsweise Übertragungsnetzbetreiber, Energiehändler und Regulierungsbehörden, an. Navitasoft stellt außerdem Software für die Batterieoptimierung und den automatisierten Intraday-Handel bereit. Lösungen von Navitasoft sind derzeit bei acht Übertragungsnetzbetreibern sowie zahlreichen anderen Marktteilnehmern in 16 Ländern im Einsatz.