Der Geldautomat: Vom Aussterben bedroht

Bargeld ist immer noch eines der wichtigsten Zahlungsmittel in Deutschland. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde das Thema Bargeld allerdings erneut kontrovers diskutiert. Während einerseits über seine Rolle bei der Ausbreitung des Infektionsgeschehens spekuliert wurde, gewann es in der Bevölkerung als Wertspeicher wieder deutlich an Beliebtheit.

Entwicklung der Bargeldinfrastruktur

Dem Trend der steigenden Nachfrage steht die negative Entwicklung der Bargeldversorgungsinfrastruktur sowohl in Deutschland als auch im Euroraum entgegen. Im Zeitraum von 2016 bis 2019 reduzierte sich die bundesweite Anzahl der Geldautomaten um 8,8 Prozent (Bundesbank 2020), die Anzahl der Bankfilialen sogar um 16,7 Prozent (Bundesbank 2020). Im Euroraum ist der Trend etwas abgeschwächter wiederzuerkennen. Hier sank die Anzahl der Geldautomaten um 4,3 Prozent, bei den Bankfilialen waren es im gleichen Zeitraum 12 Prozent (EZB 2020). Die Deutsche Bank gab beispielsweise kürzlich bekannt, das Filialnetz weiter auszudünnen und Bargeld aus der Filiale verbannen zu wollen (FAZ 2022). Hier ist somit auch in Zukunft mit einer Negativentwicklung zu rechnen, denn die klassischen Geldautomaten sind im Betrieb zu teuer und wartungsintensiv.

Problem der Geldautomatensprengung

Erschwerend hinzu kommt ein weiteres Problem: die Zunahme von Geldautomatensprengungen. Zu den ohnehin schon hohen Kosten, die mit dem Betrieb der Geldautomaten verbunden sind, kommen somit vermehrt Kosten zur Instandsetzung hinzu.  2020 gab es insgesamt 704 Fälle von physischen Angriffen auf Geldautomaten in Deutschland, 4041 davon Sprengungen. Das entspricht einem Plus von 18,6% im Vergleich zum Vorjahr und einem Beuteschaden von ca. 17,1 Millionen Euro (BKA 2021).

Zugang zu Bargeld sichern

Umso wichtiger ist es, auch in Anbetracht dessen, dass Bargeld weiterhin eines der beliebtesten Zahlungsmittel ist, dass der Zugang zu Bargeld für alle Menschen sichergestellt ist. Doch hier weist das System aus den oben genannten Gründen Lücken auf, es muss eine Alternative zu den klassischen Bankfilialen und Geldautomaten gefunden werden. Dazu gibt es bereits einige Ansätze, zum Beispiel den nächstgelegenen Supermarkt als Bankautomatenersatz zu nutzen. Neben Cashback, bei dem nur Auszahlungen, meistens verbunden mit einem Mindesteinkaufswert, möglich sind, gibt es auch Services wie Barzahlen/viacash, die direkt in die App der jeweiligen Bank integriert sind. Das ermöglicht sowohl Einzahlungen als auch Auszahlungen an der Ladenkasse, ganz ohne Mindesteinkauf. Für klassische und Neo-Banken kosteneffiziente und in den Alltag der Kund*innen integrierte Alternativen zu Bankautomaten sind somit bereits vorhanden und haben das Potenzial, diese in Zukunft vollständig zu ersetzen.