Welche Rolle wird die Blockchain-Technologie in Zukunft spielen?
Der Wandel hat bereits begonnen. Blockchain ist eine Zukunftstechnologie mit einem breiten
Anwendungsspektrum in der Real- und Finanzindustrie. Die Nachfrage nach Krypto steigt bei
Privat- und Firmenkunden stetig und die Möglichkeiten reichen von einem Angebot für Privat-
und Firmenkunden bis hin zu tokenisierten Wertpapieren.
Welches Potenzial haben Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte für Banken und
traditionelle Finanzinstitute?
Die aktuellen Entwicklungen und vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten werden durch einige
aufschlussreiche Statistiken untermauert: Zehn Prozent der Deutschen besitzen bereits
Kryptowährungen, 30 bis 40 Prozent der Deutschen sind am Kauf von Kryptowährungen
interessiert und immer mehr Broker und Banken bieten Kryptowährungen an. Darüber hinaus
erwarten sieben von zehn Unternehmen weltweit, Kryptowährungen in den nächsten zwei
Jahren in irgendeiner Form zu nutzen. Tokenisierung hat das Potenzial, mittelfristig die gesamte Wertschöpfungskette im Wertpapierbereich zu verändern. Krypto und digitale Assets bieten viele Chancen für Banken und traditionelle Finanzinstitute.
In welchen Bereichen ist Boerse Stuttgart Digital aktuell aktiv?
Die Gruppe Börse Stuttgart ist seit fünf Jahren im Digital- und Kryptogeschäft tätig und betreibt eine Brokerage für den bilateralen Handel (OTC) mit digitalen Vermögenswerten, eine Exchange als ersten regulierten Handelsplatz (MTF) für den Handel von digitalen Assets in Europa und die Boerse Stuttgart Digital Custody für die treuhänderische Verwahrung für Partner im Bereich Brokerage und Trading sowie Custody-as-a-Service. Darüber hinaus wird derzeit in der Schweiz einer der ersten Sekundärmarktplätze für tokenisierte Vermögenswerte auf der Blockchain aufgebaut. Vollständig reguliert in Deutschland – sowohl im klassischen Kapitalmarkt als auch im Digital- und Kryptogeschäft – bietet Boerse Stuttgart Digital ein umfangreiches Angebot für B2B und institutionelle Kunden entlang der gesamten digitalen
Finanzwertschöpfungskette: Den Zugang über Retail- und institutionelle Brokerlösungen, den Handel über einen regulierten MTF und die Verwahrung über einen vollregulierten und versicherten Krypto-Verwahrer. Mit mehr als 700 Mitarbeitenden in Stuttgart, Berlin, Stockholm, Zürich und Ljubljana ist die Gruppe Börse Stuttgart die sechstgrößte Börsengruppe und führend im Digital- und Kryptogeschäft in Europa.
Welche Use Cases für neue Geschäftsmodelle gibt es bereits?
Auf der Blockchain entstehen völlig neue Geschäftsmodelle. Die Anwendungsbeispiele aus der
Finanzindustrie und der Realwirtschaft sind vielfältig und reichen von Kryptoprodukten und
-dienstleistungen bis hin zur Emission und zum Handel von tokenisierten Vermögenswerten.
Die Nachfrage von Privatkunden bei Banken und Brokern nach Kryptowährungen als
Anlageform steigt. Im Idealfall ermöglichen diese ihren Kunden den Zugang zu
Kryptowährungen direkt bei ihrer Hausbank oder ihrem Broker. Auch für Unternehmen gibt es
immer mehr Anwendungsfälle für Kryptowährungen, nicht nur als Spekulationsobjekt, sondern
auch als Zahlungsmittel für Kunden. Ein bereits weit verbreitetes Beispiel findet sich im
E-Commerce, wo Kunden statt in Fiat-Währungen Online-Shopping etwa mit Bitcoin erledigen
können. Tokenisierte Wertpapiere bieten vielfältige Anwendungsbereiche und ermöglichen es
Banken, als Emittenten aufzutreten und neue Produkttypen anzubieten, beispielsweise im
Firmenkundengeschäft. In der Realwirtschaft wird die Blockchain-Technologie auch im Supply
Chain Management zur Überwachung von Lieferketten, im Identity-Management zur
Betrugsprävention im Gebrauchtwagenhandel durch digitale “Geburtszertifikate” und durch
Blockchain-basierte IT-Lösungen eingesetzt.
Viele Krypto Assets sind Teil eines Ökosystems und haben vielfältige Anwendungsfelder,
insbesondere auch Infrastrukturprojekte, die die Basis für neue Geschäftsmodelle der Zukunft
bilden. Ein bekanntes Beispiel ist Ethereum mit der Kryptowährung Ether (ETH). Das
zugrundeliegende Ethereum-Netzwerk ist weit mehr als die Infrastruktur für das Zahlungsmittel, denn der Fokus der Blockchain-basierten Ethereum-Plattform liegt auf programmierbaren Verträgen (Smart Contracts) und dezentralisierten Programmen (dApps). Aktuell werden in Europa mit MiCA (Markets in Crypto-Assets) die regulatorischen Grundlagen für eine breite Implementierung von Krypto und digitalen Assets geschaffen.
Welche regulatorischen Anforderungen werden künftig durch MiCA zu erfüllen sein?
Der Wirkungsbereich von MiCA umfasst eine Fülle von Vorgaben, die von Kryptowährungen
und Stablecoins über Kryptobörsen bis hin zu Krypto-Wallets reicht. In Zukunft haften Anbieter
von Krypto-Dienstleistungen für den Verlust von Krypto-Vermögenswerten von Anlegern
aufgrund unzureichender Sicherheitsstandards bei der Verwahrung und die Europäische
Bankenaufsichtsbehörde (EBA) wird beauftragt, ein öffentliches Register über nicht konforme
Krypto-Dienstleister zu führen. Anbieter von Krypto-Dienstleistungen benötigen eine Zulassung, um in der EU tätig werden zu können. Diese muss von den nationalen Behörden innerhalb von drei Monaten erteilt werden. Vorgesehen ist ebenso eine Erklärung mit Informationen über ökologischen und klimatischen Fußabdruck.
Wie können Banken und traditionelle Finanzinstitute den Weg in die Welt von
Kryptowährungen und digitalen Assets meistern?
Die entscheidende Frage, die sich traditionelle Banken beantworten müssen, bevor sie einen
Schritt in die Welt von Krypto und digitalen Assets wagen, ist, mit welcher Angebotsstrategie sie in den Markt einsteigen und welche Kundensegmente sie bedienen wollen. Dies bildet die Basis für die Klärung weiterer Angebotsfaktoren, beispielsweise die Auswahl der Handelsplattformen, Custody-Lösungen und Zusatzdienstleistungen, wie etwa Staking. Auch der Faktor Time-to-Market ist zu berücksichtigen sowie abzuwägen, ob man lieber die schlüsselfertige Lösung eines erfahrenen Partners hinzuzieht oder umfangreiche personelle und finanzielle Ressourcen in den eigenen Aufbau von Krypto- und Digital Assets-Lösungen im Unternehmen investieren möchte. Boerse Stuttgart Digital agiert als vollständig regulierter Partner für Unternehmen, die ihren Kunden einen einfachen und zuverlässigen Zugang zum Handel und zur sicheren Verwahrung von Kryptowährungen und digitalen Assets bieten möchten.
Welche Faktoren sind im Bereich des Risiko- und Sicherheitsmanagements besonders zu
beachten?
In Europa gibt es eine Reihe von regulatorischen Anforderungen zur Einhaltung geltender
Vorschriften und Bestimmungen, die sich auf Compliance, Insolvenzfestigkeit der Verwahrung
und Marktgerechtigkeit des Handels erstrecken. Im Bereich der Compliance gelten Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und KYC-Anforderungen. Hinzu kommen Vorschriften für das Management und die Bewertung kryptospezifischer Sicherheits-, Liquiditäts- und Technologierisiken durch Verwahrstrukturen, Versicherungen und die Bereitstellung ausreichender Liquidität, um den Handel mit digitalen Vermögenswerten und Kryptowährungen jederzeit zu gewährleisten und das Risiko technischer Ausfälle und Störungen zu minimieren.
Warum ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für Banken, in die Blockchain-Technologie,
Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte zu investieren?
Das Interesse von Privatanlegern an Kryptowährungen wächst und so steigen auch die
Investitionen von Unternehmen in diesem Bereich. Eine aktuelle Studie prognostiziert, dass
institutionelle Investoren in diesem Jahr Privatanleger als wichtigste Inhaber digitaler
Vermögenswerte ablösen werden. Mehr als sieben von zehn professionellen Anlegern glauben,
dass Institutionen in sieben Jahren 60 Prozent der digitalen Vermögenswerte besitzen werden –
eine Umkehrung der aktuellen Situation, in der Institutionen etwa drei Prozent der digitalen
Vermögenswerte besitzen und Privatanleger 97 Prozent. Mit mehr als 22.400 Arbeitsplätzen im
Bereich Krypto und Blockchain hat Deutschland in absoluten Zahlen die meisten Web3-Jobs
und liegt damit vor den USA. Trotz dämpfender Schlagzeilen der letzten Monate ist der
Kryptomarkt resilient und legt weiter zu. Die Anwendungsbereiche in der Finanz- und
Realwirtschaft werden immer konkreter, mit Beispielen von internationalen Top-Playern wie
BMW, IBM und Siemens, die auf Blockchain-basierte IT-Lösungen setzen. BMW nutzt
beispielsweise digitale Geburtsurkunden im Identitätsmanagement zur Betrugsprävention im
Gebrauchtwagenhandel. Aktuell wird in Europa die MiCA (Markets in Crypto-Assets)
unterzeichnet, die die regulatorische Basis für den breiten Einsatz von Kryptowährungen und
digitalen Assets schafft und es gibt viele neue Möglichkeiten, eigene Angebote in diesem
Bereich ganz oder teilweise gemeinsam mit regulierten Partnern umzusetzen. Durch die
Bündelung der digitalen Geschäftsfelder Brokerage, Trading und Custody bildet Boerse
Stuttgart Digital einen One-Stop-Shop für maßgeschneiderte B2B-Lösungen im Bereich Digital
Finance und bietet ein vertrauensvolles Umfeld, um institutionelle Kunden in Europa auf ihrem
Weg in die digitale Finanzwelt zu begleiten.
Über Dr. Oliver Vins
Seit Juni 2021 ist Dr. Oliver Vins Geschäftsführer bei Boerse Stuttgart Digital und Mitglied des Group Executive Committee der Gruppe Börse Stuttgart. Mit seiner umfangreichen Erfahrung in der IT- und Produktentwicklung innerhalb des Finanzsektors hat sich Dr. Vins als echter Experte in regulatorischen Fragen etabliert und ist regelmäßiger Keynote-Speaker und Panelist in der Fintech-Branche. Neben seiner Rolle bei Boerse Stuttgart Digital ist Dr. Vins Geschäftsführer der Boerse Stuttgart Digital Custody (blocknox GmbH), die sowohl Verbrauchern als auch institutionellen Partnern sichere und voll lizenzierte Verwahrlösungen für digitale Vermögenswerte anbietet. Zuvor war Oliver Vins 2013 Mitbegründer der vaamo Finanz AG, wo er bis zur Fusion mit Moneyfarm als Co-CEO tätig war. Zudem war er als Chief
Product Officer für die Produktstrategie und -implementierung verantwortlich. Bevor er den Weg ins Unternehmertum beschritt, arbeitete Dr. Vins als Unternehmensberater bei McKinsey. Mit seinem Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften und seiner Finanzexpertise glaubt er fest an das immense Potenzial des Kryptomarktes für die globalen Kapital- und Finanzmärkte und unterstützt regulatorische Initiativen wie MiCA.