Hessisches Ministerium des Innern und für Sport unterstützt Cybersicherheitsforschung
In unserer zunehmend von der Digitalisierung geprägten Gesellschaft sind Fragestellungen zur Weiterentwicklung der Informations- und Cybersicherheit elementar für das Wohlergehen und die Sicherheit. Cyberangriffe können schwerwiegende Folgen haben, insbesondere, wenn sie die kritische Infrastruktur wie zum Beispiel Krankenhäuser oder Energieversorger treffen.
Wie kann der Cyberraum durch Forschung und Innovation sicherer werden?
2019 hat das Hessische Ministerium des Innern und für Sport (HMdIS) mit der Gründung des Referats „Innovationsmanagement Cybersicherheit“ die Weichen gestellt und die Forschungsförderung im Bereich Cybersicherheit in das Aufgabenprofil aufgenommen. Die Idee dahinter ist, Bedarfsträger und Wissenschaft zusammenzubringen, um anwendungsorientierte Projekte mit klar umrissenen Fragestellungen zu fördern. Über die eigens hierzu entwickelte Förderrichtlinie Cybersicherheit fördert das Land Hessen aktuell neun Forschungsprojekte mit einer Summe von 1.200.000 EUR. Weitere zehn Projekte werden über einen Rahmenvertrag Cybersicherheitsforschung mit dem Fraunhofer Institut für Sichere Informationstechnologie SIT umgesetzt. Darüber hinaus steht das HMdIS im Rahmen von regelmäßigen Kongressen, Workshop-Reihen und Arbeitsgruppen in intensivem Austausch mit Wissenschaftlern, Unternehmen sowie Behörden und öffentlichen Einrichtungen. Die im Bereich Cybersicherheit bestehenden Förderprogramme von Land, Bund und EU sind stärker institutionell ausgerichtet, was eine wichtige Basis für die Kontinuität der Forschung ist. Ergänzend dazu fördert das HMdIS sehr gezielt kleine, agile Forschung im direkten Zusammenspiel der Forschenden und Anwender.
Vorklassifizierung von Hate Speech
Als Beispiel ist das Forschungsprojekt DeTOx zu nennen, das aktuell in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt (Prof. Dr. Melanie Siegel), dem Fraunhofer Institut für Sicherheit in der Informationstechnik SIT (Prof. Dr. Dirk Labudde) und der Meldestelle HessenGegenHetze im HMdIS erarbeitet wird: Das Internet und soziale Netzwerke ermöglichen es der Gesellschaft, verstärkt am öffentlichen Diskurs teilzuhaben und sich rund um den Globus zu vernetzen. Genau diese Möglichkeiten werden jedoch immer wieder missbraucht, um gegen verschiedenste gesellschaftliche Gruppen zu hetzen und so die öffentliche Debattenkultur zu vergiften. Vor diesem Hintergrund wurde im HMdIS die Meldestelle HessenGegenHetze eingerichtet. Bürgerinnen und Bürger haben über die Meldestelle die Möglichkeit, potenzielle Hate Speech zu melden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Meldestelle bewerten eingehende Hinweise und leiten diese an die zuständigen Behörden weiter. Seit ihrer Einrichtung am 16. Januar 2020 sind bei der Meldestelle 8.359 Meldungen eingegangen, Tendenz steigend. Um die Effizienz der Bearbeitung zu steigern, untersucht das Forschungsprojekt DeTOx die Möglichkeiten der Vorklassifizierung von Hate Speech im Bereich natural language processing (NLP). Die durch die Forscher entwickelten Werkzeuge werden im Arbeitsalltag der Meldestelle erprobt. Die aus der Praxis resultierenden Bewertungen und Erfahrungen fließen wiederum in die Forschung ein. Die Forschungsergebnisse haben das Potenzial, zukünftig auch auf andere Bereiche übertragen zu werden.
Entwicklung hochrobuster und resilienter Drohnensysteme
Ein weiteres Bespiel ist das Forschungsprojekt „Cybersicherheit in organischen IoT-Systemen“ der Goethe-Universität Frankfurt (Prof. Dr. Uwe Brinkschulte und Prof. Dr. Mathias Pacher): Zumeist führt ein nicht abgewehrter Cyberangriff – zumindest zeitweise – zum Ausfall des gesamten betroffenen Systems. Ein Wechsel der kompromittierten Software im laufenden Betrieb, wie es in der Natur oftmals geschieht, ist nicht möglich. Das Projekt „IoT-Systeme“ untersucht mit der Polizeifliegerstaffel Hessen, wie Konzepte aus der Biologie auf technische Informationssysteme übertragen werden können. Konkret geht es hier um die Fähigkeiten zur Selbstorganisation, Selbstanpassung, Selbstheilung und zum Selbstschutz. Unser Ziel ist die Entwicklung hochrobuster und resilienter Drohnensysteme, in denen kompromittierte Drohnen erkannt und aus den Aufgaben des Schwarms ausgeschlossen werden. Die Aufgaben der kompromittierten Drohnen werden von anderen übernommen. Auch hier haben die Forschungsergebnisse das Potenzial, auf andere Anwendungsbereiche übertragen zu werden.
Fazit und Ausblick
Der Ansatz, kleine agile Projekte im Zusammenspiel von Wissenschaft und Bedarfsträger zu fördern, birgt aus unserer Sicht großes Potenzial. Was im Kleinen funktioniert, kann auf andere Themenbereiche übertragen und weiterentwickelt werden. So gelingt es in Hessen, praxisnahe Impulse zusätzlich zur klassischen, stärker institutionell ausgelegten Forschungsförderung zu setzen. ■