Co-Building & Digitale Gesundheitskompetenz

Digitalisierungsstau im Gesundheitswesen gemeinsam bekämpfen

Laut einer aktuellen Studie des Spitzenverbandes Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV) beurteilen 89 Prozent der befragten Mitglieder die Investitionsbereitschaft am digitalen Gesundheitsmarkt optimistisch. Auch globale Tech-Player investieren in den letzten Jahren massiv, um sich im Gesundheitsmarkt mit eigenen Angeboten zu positionieren. Grundlage dafür ist das große Potenzial, das durch die Digitalisierung vieler Prozesse gehoben werden kann. Während fast alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens schon umfangreich und seit langem digitalisiert sind, hat sich der Gesundheitssektor bisher geduldig hinten angestellt. Gründe dafür sind vorrangig die Komplexität und starke Fragmentierung der Gesundheitsbranche und die besondere Sensibilität der Daten und Prozesse.

Um die Potenziale, die in der Digitalisierung des Gesundheitswesens liegen, also nachhaltig auszuschöpfen, muss der Weg dahin gemeinsam begangen werden. Von Ärzt:innen und Praxisteams wird großes Engagement und die Bereitschaft zur Veränderung gefordert. Im Umkehrschluss sollten es auch sie sein, die Anspruch auf entsprechende Schulungen und Unterstützung im Umgewöhnungsprozess erhalten sollten. 

Digitale Gesundheitskompetenz als Grundlage für Transformation

Der Begriff “Digital Health Literacy” oder “digitale Gesundheitskompetenz” beschreibt auf Patientenseite die Fähigkeit, gesundheitsrelevante Informationen in Bezug auf digitale Anwendungen und digitale Informationsangebote zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anwenden zu können. Es geht hier also um Kompetenzen, die entwickelt und ausgebaut werden müssen. Genauso wie bei den Patient:innen, ist die Entwicklung der digitalen Gesundheitskompetenz auf Seiten der Gesundheitsfachkräfte ein Prozess und geschieht nicht über Nacht. Sowohl die Kammern (z.B. über CME-zertifizierte Kurse), aber auch die Wirtschaft, die ihre Services entlang der Bedürfnisse dieser Zielgruppe entwickeln, tragen zur Entwicklung bei.

Kundenzentrierung 2.0 

Kundenzentrierung ist als Schlagwort bereits in aller Munde. Was es in den meisten Fällen bedeutet, ist, dass sich die Entwickler eines Services oder Produktes in ihre Kundschaft hineinversetzen und versuchen zu verstehen, wo es die größten Herausforderungen und Bedürfnisse gibt und wie sie die Produkte und Services so aufsetzen können, dass sie den meisten Nutzen bringen. Was als grundlegende Intention gut und richtig ist, kann aber noch viel weiter gedacht werden. Wie konsequent können sich – z.B. am konkreten Beispiel der Software im Gesundheitswesen – Programmierer und Business Developer in den Alltag in Praxen und Krankenhäusern hineinversetzen? 

Verantwortung für Veränderung gemeinsam tragen

Innovative Softwareunternehmen wie Doctolib haben eine Verantwortung: die Lösungen für Gesundheitsfachkräfte so zu gestalten, dass die Nutzererfahrung eine positive ist und die Anwendung den Arbeitsalltag erleichtert. Dazu gehört auch, dass die Unternehmen den Nutzer:innen erklären, wie sie mit den Tools arbeiten können. Ein Weg zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz von Ärzt:innen führt über die Deployment-Teams der Software-Anbieter. Bei Doctolib sind beispielsweise schon mehr als 100 Experten in Deutschland dafür zuständig, die Praxisteams zu schulen und ihnen die Nutzung digitaler Tools zu erklären.

Darüber hinaus wird bei Doctolib der Prozess des Co-Building gelebt, also der engen Einbindung von Nutzerinnen und Nutzern in den gesamten Entwicklungsprozess seiner Lösungen. So stellen wir sicher, dass die Lösungen ungedeckte Bedarfe bedienen. Mit bisher mehr als 2.000 Co-Buildern, 600 Anwenderinterviews und über 4.000 Umfragen, optimieren wir deren intuitive Handhabung und Benutzerfreundlichkeit. Im April 2022 haben wir darüber hinaus unsere Open Co-Building Community gelauncht, in der alle Doctolib Kunden mit einem Community-Account Projekte auswählen können, an denen sie mitwirken möchten. In Deutschland erreichen wir über diesen Kanal aktuell etwa 44.000 Mitglieder, die Vorschläge für neue Funktionen in unseren bestehenden Softwares einreichen oder für Vorschläge von Kolleg:innen abstimmen können.

Auf der Basis unserer Erfahrungen mit Co-Building, bin ich davon überzeugt, dass die enge Zusammenarbeit mit den Anwender:innen das Potenzial hat, den Knoten in der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens zu lösen.

 

Die enge Zusammenarbeit mit den Anwender:innen hat das Potenzial, die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens zu beschleunigen.

Nikolay KolevGeschäftsführer Doctolib GmbH