bAV: Schlüssel zur Fachkräftesicherung im Mittelstand

Der deutsche Mittelstand – Rückgrat der Wirtschaft und Innovationsmotor vieler Branchen – sieht sich mit einer wachsenden Zahl struktureller Herausforderungen konfrontiert. Energiepreise auf Rekordniveau, anhaltende Inflation, internationale Spannungen und eine zunehmende regulatorische Komplexität setzen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) unter erheblichen Druck. Doch während viele dieser externen Faktoren kaum beeinflussbar sind, bietet ein zentrales Problemfeld Raum für strategisches Handeln: der Fachkräftemangel.

Laut unserer aktuellen Studie „KMU-Stimmungsbarometer“ zählen zwei Drittel der befragten Mittelständler den Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden zu den größten Herausforderungen für ihr Unternehmen. Besonders ausgeprägt zeigt sich der Fachkräftemangel bei größeren KMU mit 21 bis 500 Beschäftigten.

Viele Mittelständler reagieren bereits: Über ein Drittel der Unternehmen priorisiert in den kommenden zwölf Monaten die Aus- und Weiterbildung der Belegschaft, fast ebenso viele setzen auf die aktive Fachkräftegewinnung. Denn die Gestaltung der Personalstrategie kann zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden.

bAV – ein unterschätzter Wettbewerbsvorteil

Untätigkeit kann sich der Mittelstand nicht leisten. Unsere KMU-Studie vom Frühjahr 2024 zeigt: KMU setzen vor allem auf etablierte Benefits wie flexible Arbeitszeiten (49 Prozent), Home-Office-Optionen (39 Prozent) und attraktive Gehälter (39 Prozent). Diese Angebote führen seit Jahren die Liste beliebter Arbeitgeberleistungen an. Doch eins ist klar: In der Wahrnehmung vieler Beschäftigter gehören diese Leistungen inzwischen zum Standardrepertoire. Wer im Wettbewerb um Talente bestehen will, muss darüber hinausgehen.

Ein bisher noch unterschätztes, aber zunehmend bedeutsames Instrument ist die betriebliche Altersversorgung (bAV). Sie bietet mehr als eine finanzielle Zusatzleistung: Sie vermittelt Sicherheit, schafft Vertrauen und adressiert das zunehmende Bedürfnis vieler Mitarbeitenden nach planbarer finanzieller Zukunft. Gerade in Zeiten, in denen das Vertrauen in die alleinige Tragfähigkeit der gesetzlichen Rente schwindet, gewinnt die private und betriebliche Vorsorge an Bedeutung.

Trotz ihres Potenzials nutzen bislang nur 34 Prozent der befragten KMU die bAV aktiv in ihrer Arbeitgeberstrategie. Zwar ist dieser Anteil gegenüber dem Vorjahr um vier Prozentpunkte gestiegen – angesichts der wachsenden Relevanz von Benefits im Arbeitsmarkt bleibt das jedoch ein erstaunlich niedriger Wert.

Die bAV ist ein bisher unterschätztes aber zunehmend bedeutsames Instrument zur Fachkräftesicherung.

Alina vom BruckVorstandsvorsitzende, Gothaer Lebensversicherung AG

Mehr Netto, weniger Aufwand – ein Gewinn für beide Seiten

Ein entscheidender Vorteil der bAV liegt in ihren finanziellen Effekten: Beiträge zur bAV werden in der Regel direkt aus dem Bruttoeinkommen abgeführt. Dadurch sinkt das zu versteuernde Einkommen, und sowohl Steuer- als auch Sozialabgabenlast reduzieren sich. Für die Beschäftigten bedeutet das: effektiver Vermögensaufbau bei geringerer monatlicher Belastung – und perspektivisch eine höhere Nettorente. Besonders attraktiv ist die Entgeltumwandlung in den Durchführungswegen Direktversicherung oder Pensionskasse. Der Arbeitgeber ist hier in der Regel verpflichtet, einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent auf den umgewandelten Betrag zu leisten – ein echter Mehrwert für Arbeitnehmer.

Darüber hinaus kann der Arbeitgeber freiwillig einen höheren Zuschuss gewähren, um sich im Wettbewerb positiv zu positionieren. Ein Zuschuss von beispielsweise 25 Prozent wirkt sich für Unternehmen häufig nahezu kostenneutral aus.

Auch für Unternehmen rechnet sich die bAV: Als steuerlich abzugsfähige Betriebsausgabe führt sie zu einer spürbaren Reduktion der Lohnnebenkosten. Vor allem der Mittelstand kann hier mit maßgeschneiderten, flexiblen Lösungen punkten.

Gesundheit fördern – ein Zeichen moderner

Fürsorge Während die bAV langfristige finanzielle Sicherheit schafft, adressiert die betriebliche Krankenversicherung (bKV) unmittelbare Bedürfnisse: den Schutz der Gesundheit im Berufsalltag. Eine bKV entlastet Beschäftigte finanziell und ermöglicht ihnen zugleich den leichten Zugang zu umfassenden Gesundheitsangeboten. Trotzdem nutzen bislang erst 14 Prozent der KMU dieses Instrument.

Mit Weitsicht zum Arbeitgeber der Zukunft

Im Kontext des demografischen Wandels sind sowohl bAV als auch bKV wirkungsvolle Bestandteile einer nachhaltigen Personalstrategie. Unternehmen, die heute in die finanzielle Vorsorge und das gesundheitliche Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden investieren, verschaffen sich morgen einen entscheidenden Vorsprung im Wettbewerb um Talente.

©BarmeniaGothaer

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Dieser Artikel ist im aktuellen Handelsblatt Journal „Betriebliche Altersversorgung und Kapitalanlage“ erschienen. Das vollständige Journal können Sie sich hier kostenlos herunterladen:
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