Interview mit Patrick Frank, Country Director Germany – GLP Europe
Herr Frank, auf der diesjährigen Jahrestagung „Die Logistik-Immobilie“ diskutieren Sie im Panel mit dem Titel: „Ist die Talsohle erreicht?“ Ist sie denn erreicht?
Eine Prognose zu treffen, ist natürlich schwierig, doch wir erleben eine ungebrochen starke Nachfrage an Logistikflächen vonseiten der Nutzer und den sprunghaft gestiegenen Wunsch nach alternativen Energien. Diese Entwicklung sehen wir als klares Zeichen dafür, dass viele Unternehmen eine neue, energieeffiziente Logistikimmobilie in guter Lage als Investition in die eigene Wettbewerbsfähigkeit be–trachten. Das heißt, wir sehen Zuversicht im Markt, doch der Entwickler muss sich angesichts der aktuellen Herausforderungen mit deutlichen Einschnitten bei den Entwicklergewinnen zufriedengeben. Das Rendite-Risiko-Profil wird deutlich unattraktiver.
Die Energieeffizienz einer Logistikimmobilie ist Voraussetzung für ihre Kosteneffizienz.
Absolut! Angesichts des Energiepreisanstiegs gibt es keine Alternative zu energieeffizienten Flächen, die aber auch deutliche Investitionen des Entwicklers verlangen. Mit einer nachhaltigen Logistikimmobilie können Unternehmen ihren Energieverbrauch, ihre Treibhausgas–emissionen und ihren Wasserverbrauch reduzieren und dadurch die Betriebskosten für ihr Gebäude senken. Wir sind überzeugt, dass nur noch Gebäude Spitzenmieten erzielen, die diese Anforderungen erfüllen.
Was ist der nächste Schritt auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit?
Die Abhängigkeit der Kunden von fossilen Brennstoffen muss weiter reduziert werden. Ein Beispiel: Dezentrale Stromerzeugung mittels Photovoltaik kann bei hoher Eigennutzung mittels Wärmepumpen langfristige Sicherheit bei den Betriebskosten bieten.
In welchen Lagen können solche nachhaltigen Neuentwicklungen trotz Flächenknappheit überhaupt noch entstehen?
Trotz des Flächenmangels gibt es Möglichkeiten, erstklassige Lagen zu erschließen. Voraussetzung sind langfristige Planung sowie Aufbau und Verfügbarkeit eines erstklassigen Bestands an Baugrundstücken aufseiten des Entwicklers und nach wie vor der Wille, ins Risiko zu gehen und eine stabile Landbank aufzubauen. Wir werden teilweise auch weiterhin den Weg der spekulativen Projektentwicklung gehen.
Fördert Deglobalisierung Lagerhaltung und damit Logistikimmobilien?
Bei der Auswahl von Logistikflächen im globalen Maßstab werden Sicherheit und Kosteneinsparung zurzeit neu austariert. Künftig könnte gelten: geografisch näheres Sourcing, wo es sinnvoll ist, statt Fokussierung auf den weltweit preisgünstigsten Lieferanten – und mehr Sicherheit durch erhöhte Lagerhaltung näher bei der Produktion und beim Verbraucher. Gerne möchte ich auf der Jahrestagung diskutieren, ob ein solcher Wandel in einem passenden Zeitrahmen abgebildet werden kann und welche Rolle der deutsche Markt in diesem Kontext spielt.
Nachhaltige Logistikimmobilien sind kostengünstiger im operativen Betrieb. Der potenzielle Kostenvorteil für den Kunden wird besonders deutlich angesichts des hohen Gaspreises, der innerhalb nur eines Jahres um das Drei- bis Sechsfache gestiegen ist.