Werkzeuge der digitalen Transformation – Mit KI und Business-Rules-Technologie Kreditentscheidungen verbessern

Christopher Hansert

Kreditinstitute müssen wohl mit einer deutlich höheren Ausfallquote rechnen. Hohe Energiekosten, massiv beeinträchtigte Lieferketten und ein signifikanter Anstieg der Inflationsrate belasten branchenübergreifend das Jahresendgeschäft vieler Unternehmen in Deutschland. Der Ifo-Geschäftsklimaindex spricht eine deutliche Sprache: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist weiterhin getrübt. Die Unternehmen blicken besorgt auf die nächsten Monate. Es besteht kein Zweifel: Die deutsche Wirtschaft steht vor einem schwierigen Winter, der auch den ein oder anderen Rückzahlungsfluss einfrieren wird.

Jedoch sind die sich verändernden Marktgegebenheiten nur ein Aspekt, welcher Finanzdienstleistern Kopfschmerzen bereiten. So gilt auch: Was heute Branchenstandard ist, kann morgen bereits überholt sein. Die technologischen Möglichkeiten und damit die Anforderungen der Kunden verändern sich in zunehmender Geschwindigkeit. Und auch der zunehmende Wettbewerb ist nicht von der Hand zu weisen.

Wer jetzt sein Kredit- und Risikomanagement verbessert, kann die Erträge aus dem Kreditgeschäft steigern und schnell auf aktuelle Entwicklungen reagieren. Zum einen müssen Bonitäts- und Risikofaktoren zuverlässig erfasst und angemessen bewertet werden – nicht nur um rechtzeitig Risikoaufschläge zu verlangen, sondern um umgekehrt auch Chancen zu günstigeren Konditionen zu finden, die Vorteile im Wettbewerb versprechen. Zum anderen gilt es, die Kreditentscheidung sowie das fortlaufende Monitoring des Kreditnehmers effizienter zu gestalten und die Prozesskosten zu minimieren. Auch ein Erfolgsfaktor: Wie schnell wird eine Kreditzusage erteilt?

Damit Kreditinstitute nicht den Anschluss verlieren, müssen sie Veränderungen mutig annehmen und brauchen fortschrittliche technologische Unterstützung. Mithilfe digitaler Lösungen reagieren sie zügig auf Marktchancen und meistern souverän die Herausforderungen, vor die die Geschäftswelt und die rasanten Veränderungen sie stellen.

KI-gestützte Entscheidungen über den gesamten Lebenszyklus der Kreditvergabe

Neue Technologien verändern nahezu jeden Aspekt der Finanzdienstleistungen. Die Pandemie hat die Digitalisierungsbestrebungen und die Nutzung moderner Technologien – wie IT- künstlichen Intelligenz –   weiter beschleunigt.

Modelle des maschinellen Lernens im Kreditvergabezyklus eines Kunden haben sich vielfach bewährt. Finanzinstitute müssen jedoch priorisieren, wo KI-Funktionen den größten Mehrwert bringen und wo regelbasierte Entscheidungen ergänzen oder ersetzen sollten. Viele der Entscheidungen, die sich am besten für eine Verbesserung durch KI eignen, sind operative Entscheidungen: Transaktionsentscheidungen mit hohem Volumen.

Digitale Entscheidungsplattformen: Die perfekte Kombination aus menschlicher und künstlicher Intelligenz

Eine der meistgenutzten Werkzeuge für die Bereitstellung von KI ist eine Plattform, die Entscheidungslogik (auch bekannt als Business Rules Platform) und KI-basierte Erkenntnisse integriert – sogenannte Digital Decisioning Platforms. So können Institutionen den manuellen Aufwand reduzieren und Geschäftsprozesse für eine bessere Entscheidungsfindung rationalisieren.

Digitale Entscheidungsplattformen automatisieren hochvolumige, transaktionale und operative Geschäftsentscheidungen. Konsistente und flexible Entscheidungssysteme wappnen Finanzinstitute für Marktveränderungen und befähigen sie personalisierte Angebote und Preise bereitzustellen, die Kosten für die Einhaltung von Vorschriften zu senken und Betrug zu verhindern. Regelwerke können ohne Programmierung durch Fachabteilungen (z. B. Risikomethodik-Teams) angepasst und operationalisiert werden, was den Unternehmen Agilität und Kontrolle verleiht.

Darüber hinaus unterstützen solche Plattformen die Überbrückung der Kluft zwischen zwei oftmals „inkompatiblen“ Welten: Datenwissenschaftler, die (KI/ML) -Modelle mit Tools und Sprachen wie Python, R usw. entwickelt haben, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite stehen klassische Kernbank- und Workflow-Systeme. Moderne Entscheidungsplattformen ermöglichen das flexible Zusammenspiel von KI/ML und deterministischen regelbasierten Modellen. Das ermöglicht bessere und erklärbare, prädiktive Geschäftsentscheidungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen:  Moderne Entscheidungssysteme unterstützen Kreditinstitute in der Digitalisierung und Automatisierung von Kreditscheidungsprozessen. Kreditentscheidungen können schneller und dennoch revisionssicher getroffen werden und leisten somit einen wertvollen Beitrag im aktuellen Wettbewerbsumfeld zu bestehen.