Wenn Technik heilt: Der Beitrag des 3D-Drucks zur modernen Medizin und zum Innovationsstandort Berlin

Die Gesundheitsbranche steht vor einem tiefgreifenden Wandel – und Berlin-Brandenburg ist dabei, eine Schlüsselrolle einzunehmen. Mit dem Innovationsnetzwerk AMBER (Additive Manufacturing Berlin Brandenburg) entsteht ein Ökosystem, das die Potenziale des 3D-Drucks für die Medizin erschließt und die Region zur europäischen Hauptstadt der additiven Fertigung macht.

Über 60 Partner aus Industrie, Forschung und Politik sowie rund 13 Millionen Euro Fördermittel vom Land Berlin bilden das Fundament von AMBER. Insgesamt 13 Forschungs- und Entwicklungsprojekte werden bis 2027 in den drei Teilbereichen „Personalisierte Medizintechnik“, „Bau und Leichtbau“ und „Additive Fertigung im/für den Weltraum“ gefördert. Ziel ist es, die additive Fertigung – also den industriellen 3D-Druck – strategisch zu verankern und in verschiedenen Anwendungsbereichen, darunter Mobilität, Produktion und Gesundheit, nutzbar zu machen.

Leon Tillmann, AMBER-Projektleiter bei Berlin Partner, unterstreicht die strategische Bedeutung des Netzwerks: „Wir wollen mit AMBER nicht nur die Sichtbarkeit der Region erhöhen, sondern auch die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie stärken. Die Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg und spezialisierte Anwendungen für die Medizin spielen dabei eine wichtige Rolle.“

Medizinische Anwendungen und Potenziale

Die Einsatzmöglichkeiten der additiven Fertigung für Gesundheitsanwendungen sind vielfältig und hochrelevant: Von patientenspezifischen Implantaten über individuell angepasste chirurgische Instrumente bis hin zu personalisierten Hilfsmitteln und dem Bioprinting von Zellen und Gewebe, was einst visionär klang, ist heute Teil aktiver Forschung und zunehmend klinischer Realität.

Gerade in der personalisierten Medizin eröffnet der 3D-Druck neue Perspektiven für eine bedarfsgerechte, patientenzentrierte Versorgung. Die Möglichkeit, medizinische Produkte lokal und bedarfsbasiert herzustellen, verbessert nicht nur die Behandlungsqualität, sondern stärkt auch die Resilienz des Gesundheitssystems. So lassen sich globale Abhängigkeiten reduzieren und die Reaktionsfähigkeit in Krisensituationen deutlich erhöhen.

Das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital bietet dafür ideale Voraussetzungen: Mit über 140 Kliniken, rund 40 wissenschaftlichen Einrichtungen und einer dynamischen Unternehmenslandschaft in additiver Fertigung, Medizintechnik, Biotechnologie und Pharma ist sie ein Hotspot für medizinische Innovation. Praxisanwendungen sind heute bereits in der Dentalmedizin und Orthopädie im Einsatz. Pioniere wie Cellbricks oder das Julius Wolff Institut (JWI) der Charité zeigen eindrucksvoll, wie Bioprinting und Tissue Engineering bereits heute Anwendung finden und die Zukunft der Medizin mitgestalten.

Vernetzung und internationale Sichtbarkeit

Ein zentrales Format zur branchenübergreifenden Vernetzung und strategischen Weiterentwicklung additiver Technologien ist das AM Forum in Berlin. Als Plattform für den Austausch über Innovationen, Skalierung und regulatorische Herausforderungen trägt es wesentlich dazu bei, additive Fertigung international sichtbar und wirksam zu machen.

Ergänzend dazu bietet das European Healthcare Forum for Additive Manufacturing (EHFAM) vom Netzwerk Mobility goes Additive (MGA) e.V. mit Sitz in Berlin eine spezialisierte Bühne für 3D-Druck-Anwendungen im Gesundheitswesen. Hier diskutieren Fachleute aus Medizin, Forschung und Industrie über die Zukunft der Gesundheitsversorgung – von regulatorischen Rahmenbedingungen über klinische Anwendungen bis hin zu ethischen Fragen der Technologieintegration.

Naomi Nathan, Medical Network Managerin von MGA, betont die Bedeutung der Initiativen: „Die strategische Kooperation mit AMBER ist mehr als nur eine Zusammenarbeit. Im Sinne von CollaborACTion können wir gemeinsam Wissenstransfer, Technologieadoption und politische Rahmenbedingungen stärken und die Umsetzung von Forschung in die Praxis deutlich beschleunigen.“

Fazit

AMBER ist ein Vorzeigebeispiel dafür, wie technologische Innovation, Standortentwicklung und Relevanz für Industrie und Gesundheitswirtschaft zusammenspielen können. Die additive Fertigung ist nicht nur ein technologischer Fortschritt, sie ist ein strategischer Hebel für die moderne, resiliente und patientenorientierte Gesundheitsversorgung von morgen.