Für uns als weltweit führendem Logistikanbieter hat Klimaschutz oberste Priorität. Bis 2050 wollen wir unsere Fahrzeug- und Flugzeugflotten klimaneutral betreiben. Auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen in 2050 haben wir uns ambitionierte Zwischenziele für 2030 gesetzt und uns dazu verpflichtet weltweit sieben Milliarden Euro in klimaneutrale Logistik zu investieren. Mit dieser Nachhaltigkeits-Roadmap bekennen wir uns zu unserer Verantwortung für die Erreichung der Klimaziele. Für uns ergibt sich diese Verantwortung auch aus unserem besonderen Auftrag: Die Gewährleistung des Universaldienstes zur Sicherstellung der Versorgung Bevölkerung mit Post- und Paketdienstleistungen. 49 Millionen Briefe und 6,7 Millionen Pakete stellen wir an jedem Werktag im gesamten Bundesgebiet zu.
Auf dem Weg zur nachhaltigen Brief- und Paketlogistik: Elektromobilität und Ladeinfrastruktur
Die Entwicklung der Brief- und Paketlogistik hin zu mehr Nachhaltigkeit ist für die Erreichung der Sektorenziele im Verkehr essentiell. Die Umstellung auf Elektromobilität sowie alternative Antriebe und Kraftstoffe ist dabei der entscheidende Schritt. Dies stellt für Unternehmen in der Logistikbranche eine enorme Herausforderung dar. Das kann nur gelingen, wenn die Politik jetzt die richtigen und vor allem verlässlichen Weichen stellt, insbesondere für zwei Bereiche: beim schnellen, CO2-freien Transport auf der Langstrecke sowie bei der Zustellung und Abholung in den Ballungsräumen. Von den 83 Millionen Menschen in Deutschland leben circa 60 Prozent in Städten – dort wo Raum eine knappe Ressource ist und Emissionen besonders kritisch sind. Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten ist dafür ein zentraler Hebel. Wir nutzen bereits heute 20.000 E-Fahrzeuge in Deutschland. Bis 2025 soll die Zustellflotte in Deutschland rund 38.000 Fahrzeuge umfassen. Bis 2030 sollen 80.000 E-Fahrzeuge auf der letzten Meile eingesetzt und damit 60% der Flotte elektrifiziert werden.
Die Bundesregierung hat sich für den Ausbau der Elektromobilität ambitionierte Ziele gesetzt: 15 Millionen Elektrofahrzeuge sollen bis 2030 auf deutschen Straßen unterwegs und 1 Millionen Ladesäulen installiert sein. Beides, der Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Förderung von Elektrofahrzeugen, müssen dabei Hand in Hand gehen. Dies gilt nicht nur für die städtische Logistik und die letzte Meile. Auch der Straßengüterverkehr auf der Langstrecke muss in den Fokus gerückt werden. Das heißt, Autobahntankstellen und Raststätten müssen mit schnellen Megawattladesäulen ausgestattet werden, sodass Batterien in angemessener Zeit wieder aufgeladen werden können. Auch die Stromnetze müssen entsprechend ausgebaut werden, denn diese Ladesäulen brauchen den Anschluss an das Mittelspannungsnetz. Nachhaltig ist das Ganze natürlich nur, wenn der geladene Strom aus erneuerbaren Quellen stammt.
Klare Prioritäten und Kompromissbereitschaft
Für den Ausbau der erneuerbaren Energien gilt, was auch für den Ausbau von alternativen Antrieb zählt: Es bedarf klarer Prioritäten und Kompromissbereitschaft. Klimaneutrale Logistik ist gerade bei nationalen Transporten auf der Straße und Schiene erreichbar – aber nicht ohne erhebliche Investitionen. Und die kommen nur, wenn es klare und verlässliche Rahmenbedingungen gibt sowie Investitionssicherheit für Flottenbetreiber.
Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren in neue LNG-LKW für die Langstrecke investiert. Deren Technologie ist zwar nicht so klimaschonend wie eine rein elektrische, aber gegenüber dem herkömmlichen fossilen Verbrenner wird wesentlich weniger CO2 ausgestoßen. Diese Investitionen wurden in Deutschland, etwa im Rahmen des Flottenerneuerungsprogramms, staatlich gefördert. Unumstritten war diese Entscheidung nicht. Kritische Stimmen befürchteten Lock-In-Effekte, falsche Allokation von öffentlichen Mitteln und dadurch eine Verzögerung des Ausbaus der Elektromobilität. Doch auch ohne diese Effekte stehen heute weder genug Elektro-Fahrzeuge noch ausreichend Infrastruktur zur Verfügung. Angesichts der wenigen Zeit, die wir noch haben um die Klimaziele zu erreichen, können wir es uns nicht leisten, auf die Einsparungen, die diese Übergangstechnologien bewirken, zu verzichten. Ohne Transformationstechnologien wie Bio-LNG auf der Langstrecke und Bio-CNG auf der Kurz- und Mittelstrecke werden wir die Sektorziele für den Verkehr in dieser Dekade nicht erreichen können. Sie sind ein notwendiger Kompromiss zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs.
Auch Gigaliner stellen einen solchen Kompromiss dar. Die über 25 Meter langen und bis zu 44 Tonnen schweren LKW sind nach wie vor umstritten. Kritiker befürchten negative Effekte hinsichtlich der Verlagerung von Gütern auf die Schiene, wobei die Kapazitäten auf dem deutschen Schienennetz ohnehin bereits ausgelastet sind. Durch den Einsatz von Lang-LKW müssen aber weniger Fahrzeuge eingesetzt werden (für uns bis zu 30%) und wir können Kraftstoff effektiv einsparen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung im Güterfernverkehr auch wenn sie nicht die endgültige Lösung sind.
Auch die innerstädtische Logistik kann erheblich zur Dekarbonisierung beitragen, wenn entsprechende Rahmenbedingungen, wie ausgewiesene Ladezonen, geschaffen werden. Simulationen zeigen, dass diese den Verkehrsfluss verbessern und Halte von Fahrzeugen in der zweiten Reihe um bis zu 70% reduzieren können. Damit werden Schadstoffemissionen gesenkt und die Verkehrssicherheit erhöht. Im Pilotprojekt „Smarte Liefer- und Ladezonen“ (SmaLa) in Hamburg wurde die Nutzung von Ladezonen für Liefer-und Zustelldienstleister über ein virtuelles Buchungssystem bereits erfolgreich erprobt.
Weitere Maßnahmen wären ein erweitertes Zeitfenster, um mit geräuscharmen Elektrofahrzeugen in Fußgängerzonen zuzustellen oder die Einführung kostenloser Kurzparkrechte auf öffentlichen Parkplätzen für elektrische Fahrzeuge. Damit würden neue Anreize zur Flottenumstellung geschaffen. Auch dem Problem fehlender Lieferflächen in Innenstädten könnte man damit entgegenwirken.
Rahmenbedingungen und Planungssicherheit
Das alles sind nur einige Beispiele, aber sie verdeutlichen: Für die Transformation brauchen wir klare Prioritäten und verlässlicher Rahmenbedingungen, die Planungssicherheit bieten. Der Ausbau der Elektromobilität, der Einsatz von Brückentechnologien, wie nachhaltige Biokraftstoffe oder mehr Sondernutzungsrechte für E-Fahrzeuge in Innenstädten – mit diesen Maßnahmen können wir einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung im Straßenverkehr leisten. Für uns hat dies oberste Priorität. Was wir brauchen ist entschlossenes politisches Handeln und die Bereitschaft, das technologisch und wirtschaftlich Mögliche mitzunehmen, ohne das Ziel der Klimaneutralität aus den Augen zu verlieren.
