Stahlspeicher der Gewobag: Innovative Wärmeversorgung in der Wohnungswirtschaft

Der klimaschonende Einsatz von Energie ist eine der großen Herausforderungen, vor denen die Wohnungswirtschaft steht. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 arbeitet die Gewobag ED Energie- und Dienstleistungsgesellschaft mbH als hundertprozentige Tochter der landeseigenen Gewobag Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin daran, erneuerbare Energien für die Versorgung der über 70.000 Gewobag-Wohnungen zu nutzen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dabei gilt stets die Vorgabe, dass die Mieterinnen und Mieter durch die Maßnahmen keine finanziellen Nachteile haben sollen.

Ein wegweisendes Pilotprojekt haben wir 2019/2020 in einem 1.680 Wohnungen umfassenden Quartier am Bottroper Weg im Berliner Stadtteil Tegel realisiert: einen Hochtemperatur-Stahlspeicher, der nach dem Prinzip Power-to-Heat-to-Power konzipiert ist. Die Idee: Der Stahlbehälter speichert Strom aus Sonnen- und Windkraft, indem er diesen in Hochtemperaturwärme umwandelt. Diese Wärme wird bedarfsgerecht zur Versorgung der Wohngebäude genutzt und könnte, bei entsprechenden Voraussetzungen, welche im Pilotprojekt nicht vollumfänglich vorhanden sind, über eine Dampfturbine wieder in Strom verwandelt und als Mieterstrom vermarktet werden.

Erfolgreich umsetzen lässt sich ein solches Leuchtturmprojekt, welches das Potenzial der Speichertechnologie für die Wohnungswirtschaft in der Praxis untersucht, nur dann, wenn Unternehmen mit unterschiedlichen Kompetenzen partnerschaftlich zusammenarbeiten. Deshalb ist der Tegeler Stahlspeicher in Kooperation zwischen dem Energieversorger Vattenfall, dem Energiewende-Start-up Lumenion und dem landeseigenen Wohnungsbauunternehmen Gewobag realisiert worden. Die Technologie liefert dabei das Start-up Lumenion, das für seinen Stahlspeicher 2020 den Innovationspreis Berlin Brandenburg erhalten hat.

Ausgezeichnet wurde auch das Gewobag-Projekt, und zwar mit dem vom BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen ausgelobten BBU-ZukunftsAward 2020. Die Jury hob den hohen Innovationsgrad und die optimale Nutzung der erneuerbaren Ressourcen hervor. Wesentliche Ziele des Pilotprojekts sind die intelligente Verknüpfung von Strom und Wärme (Sektorkopplung), die Entlastung und Stabilisierung des Stromnetzes, die Optimierung der Effizienz des vorhandenen Blockheizkraftwerks sowie – ganz grundsätzlich – die Verringerung des Einsatzes fossiler Energieträger im urbanen Raum.

Technisch funktioniert die Lösung im Pilotobjekt so, dass die Energie bei 650 Grad Celsius gespeichert wird. Dabei weist der Speicher eine Kapazität von 2,4 Megawattstunden auf. Er stellt kontinuierlich thermische Energie mit einem Temperaturniveau zwischen 80 und 550 Grad Celsius zur Verfügung, die für die Heizung und Warmwasserbereitung der Wohnungen verwendet wird.
Die eigentlich angestrebte Einspeisung von Sonnen- und Windenergie aus Brandenburg ist bisher wegen der dabei erhobenen Steuern und Abgaben wirtschaftlich nicht darstellbar. Deshalb stammt der gespeicherte Strom aus dem im Quartier vorhandenen, mit Erdgas betriebenen Blockheizkraftwerk. Damit das Ziel, den Anteil fossiler Energieträger zu reduzieren, erreicht werden kann, braucht es also regulatorische Änderungen auf politischer Ebene.

Technisch jedoch, das haben die Erfahrungen in der derzeit laufenden Testphase gezeigt, funktioniert der Stahlspeicher einwandfrei. Auch die Kooperation der drei beteiligten Partner hat bewiesen, wie gut es gelingen kann, die bei einem solchen Projekt immer auftauchenden operativen Herausforderungen zu meistern. Unser Stahlspeicher in Berlin-Tegel ist deshalb ein Mosaikstein einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie, die neben den positiven ökologischen Effekten immer auch die Menschen in den Blick nimmt. Denn als Wohnungsbauunternehmen streben wir an, unsere Mieterinnen und Mieter bei den Betriebskosten finanziell zu entlasten. Und das gelingt vor dem Hintergrund der CO2-Bepreisung umso besser, je weniger CO2 unsere Wohnanlagen ausstoßen.

Autor: Karsten Mitzinger, Geschäftsführer Gewobag ED GmbH