Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sowie der angedrohte Rückzug der USA aus der NATO haben eine sicherheitspolitische Zeitenwende eingeleitet, die Deutschland und Europa vor neue, gravierende Herausforderungen stellt. Europa soll verstärkt die Verantwortung für die eigene Verteidigung übernehmen. Dabei rückt die deutsche Rüstungsindustrie als zentraler Pfeiler der Sicherheitsarchitektur in den Vordergrund. Die Branche sieht sich mit einer stark gestiegenen Nachfrage konfrontiert. Infolgedessen wird die Bedeutung strategischer Finanzierungspartner für die Rüstungsunternehmen immer deutlicher.
Die Verteidigungsindustrie in Deutschland vor einer nie dagewesenen Nachfrage
Die deutsche Verteidigungsindustrie hat traditionell eine starke Position in Europa, mit Unternehmen wie Rheinmetall, Krauss-Maffei Wegmann (KMW) oder Hensoldt. Vom Ende des Kalten Krieges bis 2022 war die Industrie jedoch von Investitionszurückhaltung in der Bundeswehr gekennzeichnet und befand sich in einem Spannungsfeld aus hohen politischen Anforderungen und wirtschaftlichen Zwängen. Auch der Export in Drittstaaten war durch politische Restriktionen, wie das deutsche Kriegswaffenkontrollgesetz, stark eingeschränkt. Hinzu kam die öffentliche Debatte, die von Skepsis gegenüber Rüstungsausgaben und ethischen Bedenken geprägt war.
Mit dem Paradigmenwechsel in der Sicherheitspolitik verändert sich die Lage nun drastisch:
- gesellschaftlich wird das Thema differenzierter betrachtet. Die wachsende Bedrohung durch geopolitische Konflikte hat die Akzeptanz für Investitionen in Verteidigung gestärkt, ohne jedoch die ethische Debatte zu verdrängen.
- politisch wird die Notwendigkeit der Erhöhung des Verteidigungsetats zur Modernisierung von Waffen, Infrastruktur und Technologien erkannt und durch die Einführung des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens ermöglicht.
- die internationale Nachfrage von osteuropäischen Ländern wie Bulgarien, Polen, Ungarn, Norwegen oder der baltischen Staaten nach deutschen Rüstungsgütern, insbesondere nach Panzern und Luftverteidigungssystemen, nimmt seit 2023 maßgeblich zu.
Die steigende Nachfrage nach Rüstungsgütern – sowohl von der Bundeswehr im Inland als auch bei internationalen Partnern setzt die Rüstungsunternehmen unter positiven, aber erheblichen Druck.
Den Rücken stärken: was ist der Beitrag der Banken an die Industrie?
Die Auftragsbücher sind voll und Projekte werden im Rekordtempo vorangetrieben. Gleichzeitig müssen die Unternehmen große Herausforderungen bewältigen.
Demnach haben die Rüstungsunternehmen unter anderem mit Rohstoff- und Lieferkettenproblemen zu kämpfen. Die Pandemie und der Ukraine-Krieg haben gezeigt, wie anfällig internationale Lieferketten sind. Die Abhängigkeit von seltenen Erden und anderen kritischen Rohstoffen erfordert innovative Beschaffungsstrategien. Eine weitere Herausforderung stellt der Fachkräftemangel dar. Der Bedarf an hochqualifizierten Ingenieuren, IT-Experten und Produktionstechnikern übersteigt das aktuelle Angebot auf dem Arbeitsmarkt. Zudem kommt es zu Kapazitätsengpässen. Die Produktion muss in vielen Bereichen ausgebaut werden, um die gestiegene Nachfrage zu decken. Heißt: Hohe Vorlaufkosten und Investitionen, die es zu finanzieren gilt.
Banken haben eine zentrale Rolle, indem sie die Unternehmensfinanzierung bereitstellen und den Zugang zu den Kapital- und Equity-Märkten ermöglichen.
Auch in einer zu erwartenden voranschreitenden Konsolidierung der Branche ist eine hohe Bereitschaft von Banken, Kredite und Underwriting zu gewähren, neben deren M&A Expertise, von zentraler Bedeutung.
Was die Verteidigungsunternehmen aber in erster Linie brauchen, ist Unterstützung bei ihrem steigenden Exportgeschäft. Außenhandelsfinanzierungsinstrumente sowie Bankgarantien müssen verlässlich und schnell ausgehändigt werden.
Banken, die transparent und zuverlässig agieren
Die Verteidigungsindustrie benötigt nicht nur staatliche Unterstützung, sondern auch zuverlässige Finanzinstitutionen, um langfristig erfolgreich zu sein.
Die UniCredit weist eine lange Historie und eine fundierte Expertise in der Begleitung von Verteidigungsunternehmen auf und steht für langfristige Kundenbeziehungen, gekennzeichnet von Transparenz und gegenseitigem Vertrauen. Aus dem strikten Rahmen der transparent formulierten Weapons & Defence Policy werden für alle Akteure nachvollziehbare und berechenbare Leitplanken.
Besonders geschätzt wird die internationale Ausrichtung der Bank, mit Wurzeln in Deutschland und Italien und einer starken Präsenz in den osteuropäischen Ländern, wie z.B. Rumänien oder Ungarn, aus denen eine Vielzahl der aktuellen Aufträge stammen.
Lücken schließen für die Zukunft
Die deutsche Rüstungsindustrie steht vor einer historischen Chance, ihre Rolle in der Sicherheitsarchitektur Europas zu festigen. Aus der Dringlichkeit, die Lagerhallen mit Material zu füllen soll an einem langfristigen Konzept zur Gewährung der europäischen Souveränität mitgewirkt werden. Die bis jetzt stockenden Projekte, Future Combat Air System‘ (FCAS) oder Main Ground Combat System (MGCS) sowie die kürzlich verabschiedete European Sky Shield Initiative zeigen die Notwendigkeit einer engeren Kooperation innerhalb der Europäischen Union.
Für die politische Marschrichtung sind die Regierungen zuständig; für die Finanzierung stehen europäische Banken an Ihrer Seite.