Pharmaindustrie in Deutschland: Treiber für Wertschöpfung und Innovation

Schluss mit negativ. Wenn ich mir die aktuelle Debatte um die deutsche Wirtschaft anschaue, sehe ich vor allem einen Abgesang. Aber so kommen wir nicht weiter. Der internationale Wettbewerb läuft auf Hochtouren. Längst setzen die führenden Industrienationen auf krisenresiliente, nachhaltige und hochinnovative Schlüsselindustrien wie die Pharmaindustrie. Um hier mitzuhalten und den Menschen im Land auch in Zukunft Zugang zu den neuesten Arzneimitteln und Impfstoffen zu ermöglichen, müssen wir uns zurück auf unseren deutschen Pragmatismus besinnen, weg von der Abstiegsangst. Gemeinsam als Wirtschaft, Wissenschaft und Politik können wir das. Die Pharmastrategie der Bundesregierung kann dieser Weg sein.

Planbarkeit schafft starke Wertschöpfung sowie gut bezahlte und hochqualifizierte Jobs

Mit ihr will die Regierung bessere Rahmenbedingungen für eine Branche schaffen, die den medizinischen Fortschritt im Land vorantreibt und Wachstumsmotor für die deutsche Wirtschaft ist. Allein im Jahr 2022 haben pharmazeutische Unternehmen in Deutschland mit 30 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung beigetragen. Das entspricht knapp einem Prozent des deutschen Gesamtergebnisses. Und sie investieren. Jährlich fließen rund 20.000 Euro je Beschäftigten in Anlagen und Maschinen – mehr als beim Fahrzeugbau, der Elektroindustrie oder der Metallindustrie. Ihren gut 142.000 oft hochqualifizierten Beschäftigten bieten sie eine Bezahlung, die fast 30 Prozent über dem Durchschnitt aller Industrien liegt. Die Grundlage für all das? Unternehmerische Planbarkeit und gute Standortbedingungen.

Wertschätzung von Innovationen als Grundlage für Investitionen

Während die belastbare Infrastruktur, die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Fachkräften und das exzellente Wissenschaftsnetzwerk im internationalen Vergleich top sind, plant die Bundesregierung bei Digitalisierung und Bürokratieabbau anzusetzen. Forschung und Translation sollen gefördert werden. Die Industrie soll Zugang zu Gesundheitsdaten erhalten. Das sind wichtige Schritte. Sie fallen jedoch nur auf fruchtbaren Boden, wenn die Basis stimmt: Die Wertschätzung von Innovationen und verlässliche Rahmenbedingungen für den Markteintritt neuer Therapien. Allein so können wir langfristig die Investitionen der großen Pharmaunternehmen nach Deutschland holen und die Menschen im Land mit innovativen Arzneimitteln versorgen.

Schnelle Verfügbarkeit neuer Therapien durch verlässliche Regeln

Nicht zuletzt durch unser System aus Zusatznutzenbewertung, Preisbildung und Erstattung waren Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen hierzulande bisher in Rekordzeit verfügbar. Von der europäischen Zulassung bis zum Einsatz in der Praxis brauchte es rund 130 Tage – deutlich schneller als in Dänemark mit etwa 190 Tagen oder als in Großbritannien und den Niederlanden mit mehr als 300 Tagen. Aber es gibt Reformbedarf. Einerseits bringt das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz die nutzenbasierte Preisfindung seit dem vergangenen Jahr ins Wanken. Andererseits schreitet der medizinische Fortschritt immer schneller voran. Das AMNOG hat damit nicht Schritt gehalten: Gerade innovative, lebenswichtige Therapien für Menschen mit chronischen und akuten Erkrankungen benötigen neue Ansätze. Denn sie haben oft eine begründet limitierte Evidenz oder sind einmalige Behandlungen wie bestimmte Gentherapien. Eine Reform des AMNOG und insbesondere eine Rücknahme der kürzlich eingeführten Verschärfungen brauchen diese Therapien dringend. Hier müssen Industrie und Politik wieder gegenseitiges Vertrauen aufbauen.

Zuverlässige Produktion innovativer Arzneimittel in Deutschland und Europa

Wie zuverlässig die forschenden Arzneimittelhersteller als Partner sind, zeigt der Blick auf die vergangenen 20 Jahre. Während ein Großteil der Generika-Produktion nach Asien abgewandert ist, blieb die Entwicklung bei den innovativen Arzneimitteln stabil. Nach wie vor werden mehr als die Hälfte von ihnen in Europa und allen voran in Deutschland produziert. Bei Pfizer haben wir in den letzten Jahren mehr als 350 Millionen Euro in unser Werk in Freiburg, eines der modernsten der pharmazeutischen Industrie weltweit, investiert. Mit diesem Produktionsstandort leisten wir aus Deutschland heraus unseren Beitrag zur globalen Arzneimittelversorgung. Für Menschen in mehr als 180 Ländern produzieren und entwickeln wir hier hochwirksame Arzneimittel gegen Krebs, Herz-Kreislauf- oder neurologische Erkrankungen.

Strukturierter Dialog für zügige und wirkungsvolle Umsetzung der Pharmastrategie

Unter dem Strich verfolgen Industrie, Forschung und Politik dasselbe Ziel: Wir wollen den Menschen in Deutschland Zugang zu innovativen Arzneimitteln und Impfstoffen ermöglichen, die Innovationskraft des Standorts fördern und die hiesige Wirtschaft durch eine starke Produktion vor Ort stärken. Um das gemeinsam zu erreichen, brauchen wir einen strukturierten ressortübergreifenden Dialog zwischen der Bundesregierung und den weltweit führenden forschenden Pharmaunternehmen. Wir sind bereit, eine zügige und wirkungsvolle Umsetzung der Pharmastrategie mitzugestalten. Für Wirtschaft, Wissenschaft und die Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland.