Advertorial
Artikel aus dem Handelsblatt Journal „Energiewirtschaft“ vom 23.01.2024
Wie können wir das Klima schützen, Haushalte und Unternehmen mit Energie versorgen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft erhalten? Diese Frage treibt die Energiebranche schon immer um, aber aktuell ist sie drängender denn je.
Verteilnetze im Fokus
Laut „Osterpaket“ sollen in Deutschland bereits im Jahr 2030 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen stammen. Was dabei gerne unterschlagen wird: Nun muss in sechs Jahren mehr als das Doppelte von dem geschafft werden, was in den vergangenen 15 Jahren erreicht wurde. Eine ebenso gigantische wie komplexe Herausforderung – vor allem für das Stromnetz. Oder genauer: für das Verteilnetz.
Über 95 Prozent aller Erneuerbaren-Energien-Anlagen sind in Deutschland an die Verteilnetze angeschlossen. Allein die Westenergie-Gruppe erwartet beispielsweise 2030 rund 940.000 Solaranlagen auf Gebäuden – mehr als das Vierfache der im Jahr 2021 angeschlossenen Anlagen. Das heißt: Bis 2030 müssten pro Monat Solaranlagen mit einer Fläche von rund 110 Fußballfeldern gebaut und angeschlossen werden. Und die Zahl der Elektrofahrzeuge wird im Gebiet der Westenergie-Gruppe voraussichtlich von 150.000 Ende 2021 auf 1,8 Millionen im Jahr 2030 steigen.
Schaffen die Verteilnetze den Stresstest?
Die Vorboten der beschleunigten Energiewende sind bereits heute deutlich im Verteilnetz zu spüren: Im Jahr 2022 gab es 69.000 PV-Anschlussbegehren, im Jahr 2023 waren es ungefähr doppelt so viele. Anders gesagt: Für die Verteilnetze ist das „Osterpaket“ der ultimative Stresstest – und wenn sie diesen Test bestehen sollen, müssen sie dringend ausgebaut, modernisiert und digitalisiert werden. Dafür braucht es zum einen starke Hände und kluge Köpfe: Allein für den Ausbau der erneuerbaren Energien werden in Deutschland bis 2025 rund 180.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt. Derzeit sind 40 Prozent des Personalbedarfs für die Entwicklung, Installation und den Betrieb von Wind- und Solarkraftanlagen bis 2025 abgedeckt.
Wir brauchen Tempo bei Planungs- und Genehmigungsverfahren
Zum anderen braucht es den entsprechenden regulatorischen Rahmen und eine attraktive Anreizregulierung: Prognosen zufolge müssen bis 2030 etwa 100 Milliarden Euro in den Netzausbau investiert werden. Das geht nur mit schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie mit besseren Finanzierungsbedingungen für Netzbetreiber und deren Investoren. Bisher brauchen Planungs- und Genehmigungsverfahren für 110-kV-Freileitungen acht bis zwölf Jahre, die von PV-Freiflächenanlagen lediglich rund zwei Jahre. Dass es auch anders geht, haben wir nach der Flutkatastrophe im Ahrtal erlebt: Damals konnten wir Mittelspannungsfreileitungen in Rekordzeit in Betrieb nehmen, von der Planung bis zur Realisierung vergingen gerade mal neun Wochen.
Offenbar kann Deutschland auch anders, wenn es sein muss – und die Energiewende muss sein. Nicht nur für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit, für die Energieversorgung und -sicherheit. Sondern weil von der Energiewende unser Wohlstand und unser sozialer Frieden abhängen – und damit die Zukunft unserer Gesellschaft.