Nachhaltige Kooperation – Abkürzung auf dem Pfad der grünen Stromerzeugung

Die Energiewende in Deutschland hat Fahrt aufgenommen: Damit einher geht ein Wettbewerb um Flächen, Netzanschlusspunkte und um Akzeptanz in der Bevölkerung. Die zahlenmäßigen Flächenpotentiale innerhalb der Bundesrepublik sind dabei ungleich verteilt. Es stellt sich also die Frage nach dem räumlichen Zusammenhang der grünen Stromproduktion mit dem Ort, an dem dieser tatsächlich benötigt wird. Trotz ambitionierter Ziele der Bundesregierung für den Ausbau des Stromnetzes, wird die Versorgung mit Grünstrom vor Ort zunehmend zum bedeutsamen Standortvorteil für Unternehmen.

In dieser so elementaren Herausforderung stellt sich die dringliche Frage nach der Aufgabe für die lokalen Versorgungsunternehmen im Rahmen der Energiewende. Wer wenn nicht sie, sollte die Schnittstelle zwischen dem Strommarkt und der Stadtentwicklungspolitik darstellen! Gemeinsam mit privaten Investoren können für lokale Versorgungsunternehmen geeignete Vehikel für Entwicklung und Finanzierung geschaffen werden, um Abkürzungen auf dem Pfad der grünen Stromerzeugung zu nutzen.

Heimspielvorteil für lokale Versorgungsunternehmen

Gerade lokale Versorgungsunternehmen können die notwendige Akzeptanz in eine nachhaltige Kooperation mit einem privaten Investor einbringen, die eine wesentliche Grundvoraussetzung für das Gelingen der Energiewende darstellt. Denn in Deutschland wird demokratisch über die Nutzung von Grund und Boden entschieden: Dieser lapidar erscheinende Satz beschreibt die Einzigartigkeit des deutschen Planungsrechts und begründet die facettenreiche Herausforderung der Energiewende.

Die öffentliche Akzeptanz stellt demnach zunehmend einen Wert an sich dar. Dies eröffnet lokalen Versorgungsunternehmen Möglichkeiten, sich im Markt zu positionieren. Als lokaler Netzbetreiber und hinsichtlich der bestehenden Strukturen für den Energievertrieb vor Ort, bringen sie zudem interessante Anknüpfungspunkte für eine strategisch sinnvolle Vermarktung des Grünstroms mit.

Aller Anfang ist schwer

Lokale Versorgungsunternehmen erfüllen eine bedeutende Funktion im Rahmen der öffentlichen Versorgung mit Elektrizität. Die Energiewende stellt sie vor die enorme Herausforderung ihre Rolle und das eigene Geschäftsmodell neu zu denken. Die ambitionierten energiepolitischen Ziele im Großen sind die komplexen Herausforderungen im Kleinen – dabei stellt sich die Frage, wie lokale Versorgungsunternehmen alle dafür erforderlichen Ressourcen an die Hand bekommen können.

Um die komplexe Aufgabe einer Projektentwicklung und -realisierung auf die Beine zu stellen, braucht es nicht nur geeignete Vehikel für die Finanzierung, sondern auch zusätzliche fachliche Kompetenzen sowie vermutlich weitere Fachkräfte, die diese Kompetenzen einbringen können. Mit den ambitionierten Zielen der Bundesregierung geht nämlich auch eine dynamische Reformpolitik im Rahmen des Bauplanungsrechts einher, das unter richtiger Anwendung bereits viele Verfahrenserleichterungen bereithält.

Dynamik der privaten Investoren nutzen

Insbesondere private Investoren, die so stürmische Zeiten wie die Finanzkrise und den zwischenzeitlichen Niedergang der Branche durchgemacht und überlebt haben, sind mit umfassenden Erfahrungen und Anpassungskompetenzen ausgestattet, die es gilt, sich als öffentlicher Akteur zu Nutze zu machen. In einer nachhaltigen Kooperation können nicht nur gemeinsame Werte in Form von Projekten geschaffen werden: Solche Kooperationen können auch dazu dienen, Wissen zu transferieren und die Organisationsentwicklung des lokalen Versorgungsunternehmens zu beschleunigen.

Die Agilität privater Investoren speist sich auch aus dem stetigen Abgleich mit den Standards der Wettbewerber, der in Geschäften untereinander als eine Art „Fachgespräch“ zwischen den Zeilen mitläuft. Dementsprechend bieten nachhaltige Kooperationen nicht nur für lokale Versorgungsunternehmen eine Chance, die selbst nur begrenzt über die erforderlichen Ressourcen für eine eigene Projektentwicklung vorhalten können, sondern auch für diejenigen, die auf dem Papier alles haben, was es braucht. Wer die Energiewende mitgestalten will, scheint gut beraten, Wege für sich zu finden, um den eigenen Ansatz stetig zu überprüfen.

Die nachhaltige Kooperation – Partnerschaft auf Augenhöhe

Alle Akteure der Energiewende sind berufen, die einschneidende Veränderung im Landschaftsbild zu moderieren, die mit der Energiewende vonstattengeht. Diese Verantwortung ist bereits jetzt anzunehmen, da es sehr viel schwerer sein wird, eine verlorengegangene Akzeptanz wieder aufzubauen, anstatt eine bestehende zu pflegen. Der Gesetzgeber hat einige Möglichkeiten im Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) geschaffen, doch sehen sich private Investoren damit konfrontiert, bereits zu Beginn einer Projektierung konkrete Zuwendungen anbieten zu sollen.

Mit dem Verweis auf die Bestimmungen des § 6 EEG kann zwar dargestellt werden, dass solche Zusagen bis zum Satzungsbeschluss eines erforderlichen Bebauungsplans nicht erlaubt sind, doch verbleibt in der Bevölkerung ein berechtigtes Gefühl der Unzufriedenheit, wenn nicht klar ist, inwiefern sie von Grünstrom-Projekten profitieren können. Die nachhaltige Kooperation bietet ein geeignetes Umfeld für Akzeptanz schaffende Maßnahmen. Die Zusammenarbeit eines privaten Investors mit dem lokalen Versorgungsunternehmen auf Augenhöhe ermöglicht demnach den so wichtigen Interessensausgleich im Rahmen der umfangreichen Transformation.

Wege der Zusammenarbeit

Ein privater Investor für eine nachhaltige Kooperation bringt selbstverständlich die erforderlichen finanziellen Mittel mit und im Sinne der v.g. Augenhöhe, eine intrinsische Motivation, den finanziellen Ertrag der Wertschöpfung mit dem lokalen Versorgungsunternehmen zu teilen. Eine solche Kooperation kann dabei äußerst facettenreich gestaltet sein. Bspw. durch die Sicherung eigener Optionen an durch den privaten Investor mitentwickelten Grünstrom-Projekten und der Abstimmung geeigneter Akzeptanzkriterien im Austausch für das Auftreten in Kooperation mit dem „Local Hero“. Solche Kriterien könnten z.B. die Verzahnung mit der Stadtentwicklungspolitik sowie beabsichtigten Gewerbeansiedlungen umfassen.

Darauf aufbauend besteht die Möglichkeit, sich in ein erweitertes Co-Development vorzutasten, in dessen Rahmen Vorkaufsrechte, Direktabnahmeverträge usw. möglich sind – als Ergänzung oder Ersatz einer hauseigenen Projektentwicklungsabteilung und vor allem mit flexiblen Einstiegschancen sowie der Vermeidung EU-weiter Ausschreibungen. Nachhaltige Kooperation zwischen lokalen Versorgungsunternehmens und privaten Investoren im Bereich der Energiewende ermöglichen für beide Seiten die schnellste Route zum Ziel: Gespiegelt durch eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung, der Stärkung der kommunalen Außenwirkung und die Erweiterung der Finanzierungswege.