Energieversorger können auf privates Kapital bauen, um die Energiewende zu bewältigen. Dafür müssen sie allerdings „Hausaufgaben“ machen.
Damit die Energiewende gelingt, muss das Energiesystem klimaneutral werden. Der dafür nötige Umbau des deutschen Energiesystems könnte bis zu eine Billion Euro kosten. Einen Großteil davon werden kommunale Energieversorgungsunternehmen (EVUs) aufbringen müssen – vor allem Stadtwerke. Ihre eigene Finanzkraft wird dafür nicht ausreichen. Deshalb braucht es mehr privates Kapital für die Transformation. Der Kapitalmarkt würde es hergeben. Aber bringen EVUs mit, was private Eigen und Fremdkapitalgeber erwarten?
Es braucht eine überzeugende Equity-Story
Zuerst zum Eigenkapital: Hierfür sind Private-Equity-Investoren prädestiniert, zumal etliche von ihnen im Infrastrukturgeschäft engagiert sind. Sie setzen häufig auf Impact Investing und investieren dafür in rentable, längerfristige Energiewendeprojekte. Überaus wichtig sind ihnen kalkulierbare Einnahmeströme über die gesamte Investitionslaufzeit bzw. über die gesamte Lebensdauer der Vermögenswerte hinweg. Es geht um profitable Geschäftsmodelle in einem stabilen regulatorischen Rahmen, welcher den Anforderungen von PE-Investoren Rechnung tragen muss, damit diese in die Energiewende investieren. EVUs, die eine PE-Beteiligung erwägen, benötigen eine überzeugende Equity Story mit strategischer Ausrichtung auf Wachstumsfelder, die moderne Technologien, Innovationen und Flexibilität hochgewichtet. Zudem sollten EVUs ihren Weg zu Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen – dazu gehören Investitionen in IT-Infrastruktur und digitale Technologien wie Smart Metering, Smart Grids und KI-gestützte Kundenservice-Plattformen – konkret formulieren. Auch ist privaten Eigenkapitalinvestoren eine regelmäßige, transparente Finanzberichterstattung wichtig – ebenso Informationen darüber, wie und wann die Unternehmensziele erreicht wurden und werden. Dazu gehören unter anderem Nachhaltigkeits(ESG)-Ziele. Zudem müssen sich EVUs auf eine Anpassung der internen Governance sowie externe Aufsichtsräte einstellen und natürlich auch auf das Kerngeschäft von PE-Investoren: Beteiligungen werthaltiger machen, um sie dann wieder zu veräußern.
Auch die Debt-Story muss transparent und nachvollziehbar sein
Zu den Fremdkapitalgebern: Das sind vor allem Banken. Diese haben – auch regulierungsbedingt – geringeren Risikoappetit als früher. Dennoch gibt es weiterhin genügend finanzierende Institute. Allerdings fordern sie mittlerweile höhere Margen – gegen striktere Auflagen und höhere Anforderungen etwa an die Bonität. Die Bankenkonsolidierung verstärkt die genannten Trends. Um Fremdkapitalgeber für sich zu gewinnen, müssen EVUs bzw. Stadtwerke ihnen eine klare Debt-Story präsentieren. Daraus muss hervorgehen, dass Zins- und Tilgungszahlungen langfristig aus dem operativen Ergebnis geleistet werden können. Zudem erwarten auch Banken eine aktive, transparente Kommunikation. Zu einer erfolgreichen Fremdkapitalstrategie gehört außerdem, dass sich EVUs einen Kreis an Kernbanken aufbauen, die ihr komplexes Geschäftsmodell wirklich verstehen und passende Finanzierungsinstrumente langfristig bereitstellen. Dabei können im Sinne einer diversifizierten Finanzierungsstruktur auch Schuldscheine, Namensschuldverschreibungen und Anleihen sinnvolle Ergänzungen zu klassischen Bankkrediten sein – zumal sie kosteneffizient und liquide sind. Dafür müssen EVUs jedoch besonders hohe Anforderungen erfüllen, etwa IFRSRechnungslegung für Anleihen und das Emittentenrating einer namhaften Agentur. Letzteres ist ohnehin sinnvoll, um Informationsasymmetrien mit Finanzierungspartnern zu reduzieren und dadurch verbesserte Fremdkapitalbedingungen zu erhalten. Des Weiteren vergrößert ein externes Rating den potenziellen Kapitalgeberkreis, weil viele Investoren Emittentenratings in ihre Anlagerichtlinien aufgenommen haben. Spannend ist die Rolle der zunehmend im Kreditmarkt aktiven Debt Funds. Sie fokussieren sich insbesondere auf Projekt- und Mezzaninefinanzierungen. Eine Annäherung von EVUs bzw. Stadtwerken an diese oft internationalen Finanzierer könnten weitere interessante Alternativen zur klassischen Bankenfinanzierung ergeben. EVUs bzw. Stadtwerke, die ihre Equity- und Debt-Story sowie ihre Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung entsprechend entwickeln, steigern ihre Finanzierungs-und Wettbewerbsfähigkeit deutlich und dauerhaft. Basis hierfür ist ein nachhaltig profitables Geschäftsmodell. Für EVUs, die ein solches haben und weiterentwickeln kann privates Kapital zu einem echten Vorteil in der Energiewende werden. ■
