Wie bewerten Sie die derzeitige Lage am Markt für Baufinanzierungen?
Der Markt für Baufinanzierungen durchläuft aktuell eine Phase der Neujustierung, die viele Chancen mit sich bringt. Zwar sorgen gestiegene Zinsen, eine strengere Regulierung sowie eine zögerliche Neubautätigkeit für Herausforderungen – insbesondere aufgrund der aktuell rückläufigen Zahl an Baugenehmigungen. Dennoch zeigt sich in vielen Bereichen eine klare Stabilisierung und positive Entwicklung.
Besonders erfreulich: Das Geschäft mit Bestandsimmobilien sowie Prolongationen verläuft weiterhin sehr dynamisch. Viele Kundinnen und Kunden gehen jetzt aktiv und bewusst in die Optimierung ihrer Finanzierungen – gut informiert, digital affin und mit dem Wunsch nach Flexibilität und Planbarkeit.
Gleichzeitig bleibt die Grundnachfrage nach Wohneigentum langfristig stark. Denn trotz aller Marktverschiebungen bleibt Wohneigentum für viele Menschen ein zentrales Lebensziel – insbesondere in Zeiten, die von ökonomischer Unsicherheit geprägt sind.
Zunehmend gewinnt dabei die Kombination aus individueller Beratung und digitalen Technologien an Bedeutung. Plattformen, die Vergleichbarkeit, Effizienz und Transparenz ermöglichen, werden zur gefragten Schaltstelle zwischen Kunden und Finanzierungsangeboten.
Ein potenzielles Risiko stellen mittel- bis langfristig die inflationären Effekte durch die geplanten Investitionen der Bundesregierung in Höhe von rund 1.000 Milliarden Euro dar. Hier ist ein wachsames Auge auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gefragt, besonders im Hinblick auf Preisstabilität und Zinspolitik.
Unser Fazit: Der Markt ist in Bewegung, aber keinesfalls in der Krise. Wer jetzt mit Kompetenz, Klarheit und Kundennähe agiert, ist bestens aufgestellt – sowohl für das Heute als auch für die kommenden Jahre.
Was meinen Sie, wie sieht das Baufinanzierungsgeschäft in 5 oder 10 Jahren aus?
In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird das Baufinanzierungsgeschäft noch digitaler, kundenorientierter und datengetriebener sein:
- Vollständig digitale Prozesse: Der Abschluss einer Baufinanzierung wird für viele Kunden weitgehend digital und mit sehr wenig Medienbrüchen möglich sein – von der Anfrage bis zur Auszahlung.
- Personalisierte Beratung: Künstliche Intelligenz und datenbasierte Analysen ermöglichen maßgeschneiderte Angebote, die exakt auf die Lebenssituation und Wünsche der Kunden zugeschnitten sind.
- Ökosysteme rund um die Immobilie: Baufinanzierungsplattformen werden sich zu umfassenden Ökosystemen entwickeln, die nicht nur die Finanzierung, sondern auch Services wie Immobilienbewertung, Energieberatung und Versicherungen integrieren.
- Nachhaltigkeit und ESG: Nachhaltige Immobilien und Finanzierungen werden einen noch größeren Stellenwert einnehmen, sowohl regulatorisch als auch in der Kundennachfrage.
- Partnerschaften und Plattform-Ökonomie: Die Zusammenarbeit mit Banken, PropTechs und anderen Dienstleistern wird weiter zunehmen, um Kunden ein nahtloses Erlebnis zu bieten.
Was möchten Sie den Teilnehmern der Tagung als Message mit auf den Weg geben?
Die Zukunft der Baufinanzierung ist radikal digital – von der ersten Angebotsphase bis zur Auszahlung. Eine echte End-to-End-Digitalisierung bedeutet, dass nicht nur der Vertrieb, sondern auch die Kreditentscheidung nahtlos, automatisiert und idealerweise innerhalb weniger Stunden erfolgt. Denn Geschwindigkeit schafft Vertrauen – gerade in einem Markt, in dem die Kundenerwartungen rasant steigen.
Die demografische Entwicklung zeigt klar: Der klassische Bankkaufmann am Schreibtisch wird zur Ausnahme. Gleichzeitig werden Banken gezwungen sein, Effizienz neu zu denken – nicht nur als Kostenfrage, sondern als strategisches Element nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit. Wer jetzt auf intelligente, automatisierte Prozesse setzt, gestaltet nicht nur den Wandel – sondern die Zukunft der Finanzierung.