„Ich glaube an den grünen Wasserstoff“
Nico Rosberg setzt sich für eine klimaneutrale Mobilität ein. Er sieht aber auch, dass dafür noch viele Aufgaben gelöst werden müssen wie der Ausbau erneuerbarer Energiequellen und der Wasserstoff-Infrastruktur.
Seit dem Ende Ihrer erfolgreichen Formel-1-Karriere engagieren Sie sich als Investor für das Thema Nachhaltigkeit. Die deutschen Autokonzerne steigen jetzt alle beim Thema E-Mobilität groß ein, müssen aber gegenüber ausländischen Herstellern Einiges aufholen. Kommen die Hersteller da nicht zu spät und sollten lieber gleich in den Wasserstoffantrieb investieren?
An der Elektromobilität geht kein Weg vorbei in den nächsten Jahren. Die deutschen Hersteller sind später auf den Zug aufgestiegen als andere Player, holen aber sehr schnell auf, davon bin ich überzeugt. Wasserstoff ist ein langfristiges Thema, hier muss noch viel Entwicklungsarbeit betrieben werden, damit der Antrieb auch wirklich grün und energieeffizient werden kann. Bei Flugzeugen und Schiffen, wo Batterien nicht sinnig sind, wird dies sicher schneller relevant als bei PKWs, wo der Wirkungsgrad von Wasserstoff viel geringer ist als bei batterieelektrischen Antrieben. Ich glaube an den Wasserstoff, aber bis er in der breiten Masse eingesetzt werden kann, muss noch viel passieren.
Heute reden alle Branchen vom grünen Wasserstoff, der sich fast überall als Energieträger einsetzen lassen soll. Von der Schwerindustrie bis zur Mobilität soll er der Schlüssel zur nachhaltigen Wertschöpfung sein. Teilen Sie diese Euphorie?
Die Vorstellung ist toll, denn mit grünem Wasserstoff könnte Mobilität wirklich komplett klimaneutral werden. Schließlich sparen Brennstoffzellen seltene Rohstoffe sowie Energie in der Herstellung. In der Extreme E gehen wir diesen Weg bereits, denn die Batterien unserer elektrischen SUV werden mithilfe von Brennstoffzellen aufgeladen, die sich aus Sonnenenergie speisen. Aber man muss bei solchen Visionen natürlich auch dazu sagen, dass die grüne Energie irgendwo herkommen muss. Wie schon gesagt, bis der Wasserstoff massentauglich ist, haben wir noch einen langen Weg vor uns.
Deutschland deckt derzeit noch nicht einmal ein Fünftel seines Gesamtenergieverbrauchs mit erneuerbaren Energien. Wo sollen die grünen Energien für die Wasserstoff-Produktion künftig herkommen?
Darum geht es eben. Langfristig wird Deutschland von Exporten abhängig bleiben, wenn wir es nicht schaffen, die Energiewende voranzutreiben. Letztlich ist alles eine Frage der eingespielten Liefer- und Recyclingketten. Und wenn die grüne Energie für unsere Autos dann aus Solarfarmen in der Wüste kommt, ist das vielleicht auch nicht ganz unproblematisch.
Glauben Sie, dass die Politik genug dafür tut, dass sich klimafreundliche Technologien verbreiten?
Ich denke, es müsste definitiv mehr passieren. Und vor allem entschlossener gehandelt werden. Gerade im Hinblick auf die Infrastruktur. Aber dass das eine Mammutaufgabe mit vielen unterschiedlichen Komponenten ist, wissen wir auch. Leider gibt es aber keine Alternative zu einer klimafreundlichen Mobilität. Entweder wir setzen jetzt alles daran, klimafreundliche Technologien voranzutreiben, oder wir werden ein böses Erwachen erleben.