Interview mit Henrie Kötter CEO ECE Work & Live

Lieber Herr Kötter, die ECE hat sich vor einigen Monaten umstrukturiert, und ist nun mit der ECE Work & Live in allen Asset Klassen, vor allem im Bereich Wohnen stärker vertreten. Welche Bereiche im Wohnen will die ECE in Zukunft abbilden?

„Mit der Gründung der ECE Work & Live tragen wir zum einem dem Umstand Sorge, dass das Entwicklungsgeschäft in den Sektoren Büro und Logistik – also „work“ – wie auch im Wohn- und Hotelbereich – also „live“ in den letzten zehn Jahren innerhalb der ECE zum Kerngeschäft wurde. Unsere strategischen Pläne, auf diesen Erfolgen aufzubauen und – mit der finanziellen Solidität und dem Knowhow der gesamten ECE Gruppe – sowohl in Deutschland als auch international zu wachsen, verlangen entsprechende agile Strukturen, die uns die neue Struktur bietet. Und gerade im Bereich Wohnen haben wir mit über 7.000 bereits realisierten, geplanten oder im Management befindlichen Wohnungen eine gute Ausgangsbasis für weiteres Wachstum und neue Projekte. Unser Fokus liegt insbesondere auf größeren Entwicklungsprojekten in den Metropolen in Europa, wo wir unsere Kompetenzen in der Quartiersgestaltung und im Bereich innovativer und nachhaltiger Planungskonzepte optimal einbringen können “

Was macht denn Ihre Konzepte besonders innovativ und nachhaltig?

„Gerade im Bereich des Mietwohnungsbaus gibt es in fast allen europäischen Metropolen eine Angebotsknappheit, die zu hohen Mieten führt. Die Schaffung attraktiven und bezahlbaren Wohnraums ist allerorten von den gleichen Herausforderungen gekennzeichnet: hohe Baukosten, wenige verfügbare und teure Grundstücke und teils langwierige Baurechtschaffungsverfahren. Wir haben uns in den letzten Jahren intensiv damit befasst, wie man innerhalb dieser Restriktionen dennoch das Angebot verbessern kann. So entwickeln wir heute Wohnimmobilien, die speziell auf die Vermietung ausgelegt sind. Dieser Trend entsteht gerade in ganz Europa und wird in der Immobilienbranche als Build-to-rent oder kurz BTR -Ansatz diskutiert.“

Wollen Sie uns diese Art des Wohnens kurz erläutern. Und welches Zielpublikum wird damit angesprochen?

„Der Unterschied besteht darin, dass hier besonders effiziente Wohnungsgrundrisse mit attraktiven Allgemeinflächen wie z.B. Co-Working Flächen, Fitnessstudios oder Dachterrassen kombiniert werden. So kann der Mieter generell auf etwas weniger Quadratmetern wohnen, was positiv für die Bezahlbarkeit ist, und hat dabei gleichzeitig sogar noch ein besseres Wohnerlebnis. Eine digitale Plattform ermöglicht dabei den Austausch der Mieter untereinander oder mit verschiedenen Anbietern aus der Umgebung – so entstehen gemeinsame Yoga Sessions auf der Dachterrasse oder Lesungen. Die urbane Zielgruppe, die vor allem aus Young Professionals aber auch aus Best Agern und Empty Nesters besteht, schätzt dabei insbesondere den Komfort und die Einfachheit wie auch die sozialen Kontakte innerhalb ihrer Community. “

Ist das BTR Konzept ein Produkt, dass die ECE für sich selbst oder auch institutionelle Investoren entwickelt?

„Die ECE befasst sich seit über fünf Jahrzehnten mit Einzelhandel – einem Geschäft, in dem über die Zeit nur diejenigen erfolgreich sind, die den Kunden konsequent ins Zentrum der Überlegungen stellen. Auch beim BTR-Ansatz – bei dem Wohnen endlich aus Nutzersicht optimiert wird – steht der Kunden bzw. Nutzer im Mittelpunkt, der Ansatz liegt uns daher in
den Genen. Die ECE hat bereits selbst über 7.000 Wohnungen realisiert, geplant oder im Management. Aber das Engagement der Familie Otto als unserer Eigentümerfamilie geht noch darüber hinaus – so besteht in Nordamerika ein Portfolio von über 14.000 Wohnungen und Entwicklungen.

Aufbauend auf diesem Erfahrungsschatz entwickelt die ECE Wohnimmobilien in Deutschland, aber hat auch zahlreiche andere europäische Metropolen wie Kopenhagen, Warschau oder Rom für Eigentumswohnungen oder eben auch als BTR-Ansatz im Blick. In Kombination mit unserer mehr als zehnjährigen Erfahrung als internationaler Investment Manager – wir verwalten heute über fünf Milliarden Euro als Fondsvermögen – haben wir uns entschieden, einen Fonds aufzulegen, der gezielt in BTR-Entwicklungen in den Metropolen Europas investiert.

Die Entwicklung von Eigentumswohnungen ist ja relativ neu für die ECE. Wie sieht hier, die Strategie in den nächsten Jahren aus?

„Gerade bei der Entwicklung großer, gemischt genutzter Quartieren brauchen Städte einen starken und zuverlässigen Partner, der mehr als nur Wohnungsbau kann, und Quartiere als Ganzes denken, planen und entwickeln kann. Da kommen wir ins Spiel. Auch bei der Entwicklung von Eigentumswohnungen können wir bereits mit einiger Erfahrung, aber vor allem auch mit Bau- und Planungskompetenz und unserer Innovationsstärke punkten. Hier haben wir uns in den letzten Monaten zudem dezentral verstärkt, um dieses Segment deutschlandweit stärker zu verfolgen. “

Wie gehen Sie mit dem Bereich des sozialen Wohnungsbaus um?

„Die ECE möchte als verantwortungsvoller Wohnungsbauentwickler am Markt agieren. Daher haben wir unseren ECE Wohnungskodex entwickelt. Wir pflegen einen fairen Umgang mit unseren Mietern und Mieterinnen. Wir integrieren die ESG-Kriterien als wesentliche Leitlinien in unsere Entwicklungen und entwickeln partnerschaftlich und in enger Zusammenarbeit mit Kommunen und Städten. Zudem bekennen wir uns zu dem zwischen dem Deutschen Mieterbund und dem Zentralen Immobilienausschuss vereinbarten Ethikkodex.“