Wie bewerten Sie die derzeitige Lage am Markt für Baufinanzierungen?
Der Baufinanzierungsmarkt zeigt deutliche Zeichen der Stabilisierung und verzeichnet ein Wachstum. Mit einem Volumen von über 22 Milliarden Euro im März und knapp 22 Milliarden im April wurden Niveaus erreicht, die zuletzt im Sommer 2022 zu beobachten waren. Die Zinsentwicklung, die im Vorjahr bei einer gewissen Schwankungsbreite eher sank, hat im März 2025 nach der Ankündigung eines Investitionspakets zu einem kurzen Zinsanstieg geführt, was viele Käufer zum Abschluss motivierte.
Zur optimistischen Grundstimmung trägt bei, dass die finanzielle Situation der aktuellen Kreditnehmer robust erscheint und die Immobilienpreise, insbesondere inflationsbereinigt, noch spürbar unter den Höchstständen von 2022 liegen.
Trotz der positiven Entwicklung bestehen weiterhin Herausforderungen. Insbesondere in Metropolregionen müssen sich viele Kunden stark einschränken und sind oft auf Eigenkapital aus der Familie angewiesen, um eine Finanzierung zu realisieren. Die Kundenanfragen sind häufig komplex und mit diversen Auflagen verbunden. Zudem erholen sich die Bereiche Anschlussfinanzierung und Neubau nur langsam und bleiben hinter dem eigentlichen Bedarf zurück.
Politische Faktoren, wie neue Initiativen zur Förderung von bezahlbarem Wohnraum, werden mit positiver Erwartung beobachtet. Gleichzeitig könnten externe Einflüsse, wie die US-Handelspolitik, Auswirkungen auf Inflation und Zinsen in Europa haben. Marktteilnehmer prognostizieren mögliche Zinssätze um die 4 % zum Jahresende.
Was meinen Sie, wie sieht das Baufinanzierungsgeschäft in 5 oder 10 Jahren aus?
Die Baufinanzierung wird immer ein beratungsintensives Produkt bleiben. Der Kauf einer Immobilie stellt für viele Menschen die größte Finanzierungsentscheidung ihres Lebens dar. Technische Entwicklung – in Form von KI oder Automatisierung – sorgen im besten Fall dazu, dass Beraterinnen und Berater eine größeren Teil ihrer Arbeitszeit auf ihre Kernkompetenz allokieren können: die Arbeit am Kunden.
Bei der makroökonomischen Entwicklung sind derart langfristige Prognosen schwierig. Klar ist: Wohnraum, insbesondere in den Ballungsräumen, wird aufgrund der hohen Nachfrage und dem schleppenden Neubau, weiterhin ein knappes Gut bleiben. Miet- sowie Preissteigerungen sind demnach zu erwarten.