Ihre besten Komplizen für mehr Nachhaltigkeit? Ihre Mitarbeiter!

Ihre besten Komplizen für mehr Nachhaltigkeit? Ihre Mitarbeiter!

Gibt es eigentlich noch Leute, die denken, dass ein modernes, mittelständisches Unternehmen nicht auf den Megatrend Nachhaltigkeit ausgerichtet werden müsse? Wohl kaum. Die ESG-Ziele – Environment, Social und Governance – verlangen an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungskette Aufmerksamkeit: Brüssel und Berlin konkretisieren nach und nach die Regularien und Gesetze, Geschäftskunden schreiben das Prinzip Verantwortung in ihre Procurement-Bedingungen und Investoren richten ihre Entscheidungen daran aus, ob sie mit den ESG-Kriterien kompatibel sind. Viele Verbraucher fühlen sich ohnehin bei verantwortungsbewussten Unternehmen besser aufgehoben als bei Anbietern, denen Umwelt, Gesellschaft und Führungskultur mehr oder weniger gleichgültig sind.

Kurz gesagt: Im Kontext von ESG geht es um Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz von morgen. Höchste Zeit also für Gesellschafter und Geschäftsführung, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und Nachhaltigkeit in den strategischen Fokus zu rücken. Sie haben dafür starke Verbündete: ihre Mitarbeiter.

Viele, und nicht nur die Mitglieder der jungen Generationen Y und Z, stehen für ihre persönlichen Überzeugungen ein und fordern, dass ihre Arbeitgeber eine tragende Rolle im Klimaschutz und in der Gesellschaft spielen. Worauf also warten? In jedem Unternehmen existiert ein buntes, kreatives Spektrum an Impulsen, Überlegungen und auch Wissen, das wahrgenommen und umgesetzt werden will. Ideenwettbewerbe, Workshops, Grüne Bretter, einschlägige Foren im Intranet et cetera sind bestens geeignet, die Diskussion in Gang zu bringen und den Charakter des Unternehmens als „Corporate Citizen“ zu formen. Warum nicht den Umweltschützer des Monats auszeichnen und belohnen? Der Fantasie, wie das innovative, diverse und fachliche Potenzial einer Belegschaft im Kontext der ESG-Ziele zu heben ist, sind keine Grenzen gesetzt. Mit etwas Geschick und ein wenig Glück lässt sich eine Graswurzelbewegung lostreten, die das gesamte Unternehmen in einem guten Sinne transformiert …

Höre ich hier jemanden „Purpose“ rufen? Ja, natürlich. Ein Purpose, der sich organisch aus der Kultur und Wertewelt eines Unternehmens entwickelt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit wirksamer als ein Leitgedanke, den eine Agentur künstlich installiert. Der Punkt ist: Das Engagement muss ernst gemeint, in sich selbst nachhaltig und auch kommunizierbar sein. ESG-Ziele sind deshalb Chefsache. Veränderung verstetigt sich nur dann, wenn die Unternehmensleitung und die Führungskräfte vorangehen, für die Mitarbeiter ansprechbar sind und im Dialog ständig die Balance zwischen dem Wünschenswerten und dem betriebswirtschaftlich Machbaren austarieren. Wie jede Transformation muss Nachhaltigkeit zudem in den vier Handlungsfeldern eines Unternehmens – Strukturen, Systeme, Führung und Menschen/Kultur – verankert werden. Initialzündungen für nachhaltige Geschäftsmodelle dürfen nicht verpuffen, sondern gehören in einen strukturierten Strategieprozess.

Ferner sollten Initiativen, die den CO2-Footprint reduzieren helfen, integraler Bestandteil der Mittel- und Langfristplanung sein. Dazu bedarf es nicht nur eines durchdachten Systems an Kennziffern, sondern auch einer Verbindung zu den Incentive- und Bonisystemen und damit zum konkreten Handeln von Teams und Mitarbeitern. Und warum nicht einen Schritt weitergehen und ESG-Fortschritte für ein Beteiligungsmodell zugrunde legen? Das ist sicher nicht einfach und will gut überlegt sein. Indes geht Nachhaltigkeit in der Regel mit einem reduzierten Einsatz an Ressourcen und damit auch mit Kosteneinsparungen einher. Das gesparte Geld ließe sich in verzinste Kapitalanteile am Unternehmen umwandeln. Sicher funktioniert das nur für Unternehmen, die Nachhaltigkeit ins Zentrum ihrer Strategie gestellt haben und auch bereits sicht- und messbare Ergebnisse erzielen. Selbst wenn Ihr Unternehmen noch nicht so weit ist – darüber nachzudenken lohnt sich allemal. Ich bin überzeugt: Die Schubkraft eines solchen Modells, das die Mitarbeiter immer wieder aufs Neue motiviert und belohnt, ist immens.

Über den Autor:

Dr. Thomas M. Fischer ist Geschäftsführer der Allfoye Managementberatung. Der Experte für mittelständische Unternehmen sitzt zudem im Aufsichtsrat der Bauer Gruppe, ist Chairman des European Institute for Leadership (ILT) sowie Beirat der Agenturgruppe brandcom. Als Initiator des Gründerballs und des Networking-Events „Startup meets Mittelstand“ verknüpft er leidenschaftlich gerne die traditionelle Unternehmenslandschaft mit der Gründerszene. Der promovierte Betriebswirt fördert zudem als Investor mehrere Start-ups und engagiert sich im Senat der Wirtschaft.