2026 wird zum Schlüsseljahr für die Gesundheitsversorgung: Selten zuvor waren die gesundheitspolitische Agenda so umfassend, die Erwartungen so hoch und die Risiken globaler Verschiebungen so spürbar wie heute. Unsere pharmazeutische Industrie steht im Zentrum dieser Entwicklungen.
In Deutschland setzte der neue Koalitionsvertrag der Bundesregierung bereits Maßstäbe: Er erkennt unsere Branche erstmals als Leitwirtschaft an, will unter anderem Forschung, Innovation und klinische Studien fördern, Apotheken stärken und die Gesundheitsdaten-Infrastruktur modernisieren. Viele dieser Impulse spiegeln auch Empfehlungen unseres Masterplan.Pharma wieder. Die politische Wertschätzung für Reformideen ist deutlich zu spüren – zugleich ist klar: Ohne strukturelle Veränderungen im Gesundheitswesen sind kurzfristige Reparaturen nicht ausreichend.
Die Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln in Deutschland und Europa steht auf dem Prüfstand: Zwei Drittel aller Wirkstoffe kommen aus China oder Indien. Besonders versorgungsrelevante Medikamente wie Schmerz- oder fiebersenkende Mittel werden zu über 80 Prozent außerhalb Europas produziert. Jede geopolitische Verwerfung, jeder Handelskonflikt kann zu Engpässen führen. Es ist eine Illusion zu glauben, Europa könne versorgungssicher sein, wenn Produktion und Innovation hierzulande nicht mehr ausreichend stattfinden. Der Standort Europa muss attraktiver werden, damit pharmazeutische Unternehmen im globalen Wettbewerb mithalten können.
Jüngste Entwicklungen wie die US-Zollpolitik zeigen, wie verwundbar wir global geworden sind. Die Entscheidung der US-Regierung zur Einführung eines ″Most-Favoured-Nation″-Preismodells (MFN) für Arzneimittel gefährdet nicht nur den freien Wettbewerb, sondern bringt die globale Arzneimittelversorgung ins Wanken. Wenn pharmazeutische Hersteller gezwungen sind, ihre globale Preisstrategie an den international niedrigsten Preiswerten auszurichten, stehen Märkte mit ohnehin schon niedrigen Preisniveaus auf dem Spiel. Werden europäische Preise zum Maßstab für den weltweit größten Pharmamarkt, hat das zwangsläufig Rückwirkungen auf die Einführung innovativer Arzneimittel in Europa. Damit droht eine deutliche Verzögerung oder gar ein Verzicht von Neuzulassungen in der EU – mit möglichen Folgen für Patientinnen und Patienten. Dass nun sowohl solche regulatorischen Eingriffe und US-Zölle auf pharmazeutische Produkte in Höhe von 15 Prozent gleichzeitig greifen, ist ein riskanter Doppelschlag für unsere Industrie. Denn Zölle verteuern nicht nur den direkten Handel, sondern wirken sich über höhere Preise bei Vorprodukten, Hilfsstoffen und Verpackungen auch indirekt auf die gesamte Lieferkette aus.
Europa braucht deshalb industriefreundliche Anreize für eine lokale Produktion, Forschungsförderung und resiliente Lieferketten. Unser Masterplan.Pharma bietet dafür den strategischen Kompass: Jahrzehntelange Preisdiktate in Deutschland müssen beendet, europäische Produktionsanreize geschaffen und bürokratische Hürden an vielen Stellen abgebaut werden. Versorgungssicherheit muss strukturell verankert sein!
2026 entscheidet, wohin wir mit unserer Gesundheitsversorgung steuern. Der politische Rückenwind ist durchaus da: In Deutschland läuft der Pharmadialog – und die europäischen Mitgliedsstaaten verhandeln etwa über das EU-Pharmapaket, Health-Package samt Biotech Act oder den Critical Medicines Act. Wichtig bei all dem: Die Weichen richtig zu stellen – für Innovation, Resilienz und eine starke europäische Gesundheitswirtschaft.