Gewerbeparks neu gedacht: kleiner, digitaler und dezentraler? Im Interview spricht Georg Starck, Country Director Germany bei Mileway über die Zukunft von Gewerbeparks und die steigenden Anforderungen der Kunden.
Herr Starck, gehören Gewerbeparks bald der Vergangenheit an?
Für Mileway, dem größten Eigentümer und Verwalter von Last-Mile Logistikimmobilien in Europa, werden Gewerbeparks auch in Zukunft ein wichtiger Teil der Immobilienbranche bleiben, denn sie bieten Unternehmen verschiedener Größen die notwendige Infrastruktur für ihr Business an. Für uns geht die Definition eines Gewerbeparks aber noch etwas weiter. Wir wollen noch näher an den Städten, Kommunen und Gemeinden sein, um noch schneller die Bedürfnisse der Kunden erfüllen zu können.
Das Bild oder die Vorstellung eines Gewerbeparks, so wie wir es jetzt kennen, wird sich verändern. Vorbei sind die Zeiten, in denen Städte und Gemeinden riesige Areale auf der grünen Wiese, den sogenannten Greenfields, für Gewerbeparks ausgewiesen haben. Brachflächen, oder Brownfields und die Themen Denkmalschutz und Altlasten rücken immer mehr in den Fokus. Die Projekte werden komplexer und kleinteiliger. Auch die Anforderungen von Unternehmen verändern sich. Lage und Preis spielen zwar weiterhin eine wichtige Rolle, werden aber durch weitere Faktoren wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die Nähe zum Kunden oder die letzte Meile ergänzt. Elektromobilität und die immer kürzeren Lieferzeiten machen Gewerbeparks im urbanen Umfeld umso attraktiver.
Was muss also ein Gewerbepark noch bieten, um weiterhin attraktiv für die Unternehmen zu sein?
Unternehmen werden agiler, vergrößern und verkleinern sich ständig. Flexible Nutzung der Flächen wird vorausgesetzt. Die vergangenen zwei Jahre haben den E-Commerce-Trend beschleunigt, Verbraucher erwarten immer schnellere Lieferzeiten – das sind alles Faktoren, die auch auf den Gewerbepark einwirken. In unserer europaweiten Mileway-Kundenbefragung 2021 haben wir unter anderem herausgefunden, dass neben der transparenten Kostenstruktur und der Lage auch eine stabile Breitbandverbindung, die einfache Möglichkeit, die Flächen zu optimieren und die Kundennähe, zu den wichtigsten Auswahlkriterien für einen Standort zählen. Daher ist es auch die Aufgabe eines Gewerbeparks, diesen Anforderungen und Erwartungen gerecht zu werden. Unsere Kunden fragen proaktiv nachhaltige Aspekte an – Umrüstung auf LED-Beleuchtung, Installation von Ladestationen für E-Fahrzeuge bei unseren Bestandsimmobilien und Nachhaltigkeitszertifikate wie „DGNB Gold“ oder „BREEAM very good“ bei neuen Projekten – alles Themen, denen sich Mileway stellt und umsetzt. Unabhängig davon, ob es ein bestehender oder noch zu entwickelnder Gewerbepark ist – Flexibilität, Nachhaltigkeit und Konnektivität machen den Standort für Gewerbetreibende attraktiv.
Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie, denen sich Städte stellen müssen und wie beeinflusst es Gewerbeparks?
Das Meistern der „letzten Meile“, noch näher am Kunden sein wollen, mittendrin im urbanen Umfeld zu sein und nicht mehr in der Peripherie – das sind die Herausforderungen von Gewerbeparks, denen wir uns nicht nur als Eigentümer, Verwalter und Projektentwickler, sondern auch als Städte und Gemeinden stellen müssen. Werden wir in Zukunft noch von einem Gewerbepark oder eher von „Gewerbehubs“ sprechen, die dezentral in der Stadt verteilt sind? Kommen zusätzliche Liefer-Alternativen zum Lastenfahrrad und Elektro-Van dazu?
Unsere Position ist klar und eindeutig: Gewerbeparks werden sich diesen Veränderungen stellen müssen und die Herausforderung meistern, denn der Bedarf an hochwertigen Gewerbeflächen in urbanen Lagen steigt. Und daher sind und bleiben Gewerbeparks ein wichtiger Teil der Gesamtlösung.