ESG als Renditechance in der Immobilienwirtschaft begreifen

„Lage – Lage – Lage“ ist die bekannte Antwort auf die Frage, welches das wichtigste Attribut einer Immobilie sei. Aber welche Faktoren dem Wert von Immobilien zu- oder abträglich sind, war damit nie erschöpfend geklärt. Nachhaltigkeit und ESG beispielsweise: Während Environment, Social und Governance mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind, stehen Investor*innen dabei nicht nur im Immobilienbereich vor der Frage: „Und was bringt mir das jetzt?“. Der eindimensionale Blick auf zusätzliche Kosten, Aufwände und Regularien reicht dabei zu kurz, die Analyse muss erweitert werden. Denn Nachhaltigkeit eröffnet Renditechancen in der Immobilienwirtschaft.

Die momentanen Entwicklungen verändern die Welt

Wir erleben derzeit große gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Herausforderungen: Steigende Zins- und Inflationsraten, enorme, teils absurde, Preissteigerungen bei Energie, immer knapper werdender Wohnraum. Und das betrifft die gesamte Immobilienwirtschaft, nicht nur den ESG-affinen Teil! Mehr als ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen entfällt auf Bau und Betrieb von Gebäuden. Dem gegenüber steht die sehr anspruchsvolle Aufgabe, die Erwärmung der Erde einzuhegen und Gesellschaft wie Wirtschaft an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Die Zukunftsfähigkeit von Häusern und Städten hängt an der Art deren Gestaltung. Bereits jetzt kristallisiert sich bei Büroimmobilien heraus: In Toplagen haben sie noch immer eine hohe Attraktivität und Relevanz, trotz der durch die Corona-Pandemie befeuerten Entwicklung zu Homeoffice und Remotearbeit –  aber nur, wenn sie nachhaltig sind.

Nur noch nachhaltige Immobilien haben langfristig einen Markt – und hier liegt die Chance

Perspektivisch führen diese akute Krise sowie die strukturelle Entwicklung zu einer klaren und singulären Schlussfolgerung: Die Immobilienwirtschaft muss sich hin zur Nachhaltigkeit bewegen! Diese Forderung ist eine logische Konsequenz der Entwicklungen. Und perspektivisch wird sie einhellig geteilte sowie konkrete Anforderung seitens Mieter*innen, Investor*innen und Gesellschaft sein.

Genau in dieser Verquickung von Erfordernis und Chance liegt das Potenzial für die Immobilienindustrie. Denn wenn man sich frühzeitig mit der Akquisition von Fachexpertise – gleich ob im Bau-, Finanzierungs- oder Bewirtschaftungsbereich – beschäftigt, bieten die zukünftigen Marktentwicklungen das Potenzial für Gewinne, nicht Verluste. Nachhaltigkeitsaspekte lassen sich bereits in der Konzeption und Planung von Immobilien berücksichtigen. Eine vorhandene Immobilie nachhaltiger zu gestalten, sie nachträglich energetisch zu optimieren, ist technisch wie finanziell komplex und aufwändig und kann nur von Akteuren, die über die nötige Expertise verfügen, umgesetzt werden. Wer sich hier Wissen und Kenntnisse erarbeitet und den Markt mit seinen Kenntnissen durchdringt, stellt sich gut für die Zukunft auf. Auch und gerade in Bezug auf die Rendite.

Dabei müssen auch die langfristigen Amortisierungs-Potenziale unbedingt berücksichtigt werden. Durch klimaadäquate Bauweisen reduzieren sich Verbräuche bei Energie zum Heizen und Kühlen, die Kreislaufwirtschaft ermöglicht Wiederverwendung, begrünte Dächer beugen Sturm- und Wasserschäden vor und können so sogar Versicherungsprämien positiv beeinflussen.

Nachhaltigkeit bietet langfristig Renditechancen

Um langfristig eine Rendite zu erzielen und den weltverändernden Verwerfungen zu begegnen, muss sich die Immobilienwirtschaft zur Nachhaltigkeit bewegen. Je früher und zielgerichteter die einzelnen Akteure und Unternehmen damit beginnen, desto höher die perspektivische Rendite. Die momentan schwierige Marktlage verteuert die Anforderungen, negiert sie aber keinesfalls. Perspektivisch können hier aber Skalierungseffekte eine Entlastung bringen.