Innenstädte sind durch ihre große Öffentlichkeit und ausgeprägte soziale, kulturelle und wirtschaftliche Verdichtung von jeher Räume, in denen sich gesellschaftliche Prozesse wie unter einem Brennglas widerspiegeln und natürliche Indikatoren für die Resilienz von Städten in Umbruchsphasen. Dies gilt nicht erst seit der Corona-Krise. Gleichwohl wurde durch die Pandemie der Wandlungsdruck auf die Innenstädte erhöht und enorm beschleunigt.
Lange Zeit galt der Einzelhandel als der zentrale, Frequenz generierende Faktor in der Innenstadt. Die starke Entwicklung des Online-Handels setzt den Einzelhandel und durch die damit einhergehende niedrigere Besucherfrequenz in den Innenstädten auch die Gastronomie stark unter Druck.
Die Wirtschaftsförderung Nürnberg ist schon seit Langem eine aktive Partnerin bei der Innenstadtentwicklung. Neben der Betreuung des Einzelhandels und der gastronomischen Betriebe ist sie Ansprechpartnerin für Anliegen des Tourismus, der Hotellerie und des Kongresswesens und bekennt sich zu der herausragenden Bedeutung einer multifunktionalen Innenstadt.
Die „Nürnberger City Werkstatt“ bringt Leben in die Innenstadt.
Die Nürnberger City Werkstatt
Bereits 2019, noch vor Beginn der Corona-Pandemie, hat die Wirtschaftsförderung Nürnberg mit der Zukunftsstrategie Handelsstandort Nürnberg 2030 ein umsetzungsorientiertes Konzept zur systematischen Weiterentwicklung des Handelsstandortes vorgelegt. Zusammen mit dem Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept Altstadt bildet es die konzeptionelle Grundlage für die Initiative „Nürnberger City Werkstatt“. Dieses hat die Wirtschaftsförderung Nürnberg gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken im Dezember 2020 ins Leben gerufen.
Die City Werkstatt hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Innenstadtakteurinnen und ‑akteuren aus den verschiedensten Bereichen, wie Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Immobilienwirtschaft, Kultur oder Bildung und Wissenschaft einen organisatorischen und kommunikativen Rahmen zu bieten, um unkompliziert Projekte umzusetzen, die auf eine Steigerung der Aufenthalts- und Erlebnisqualität, eine Erhöhung der Convenience oder die Generierung von Innovationen abzielen.
City Werkstatt-Projekte
Insgesamt gibt es mittlerweile acht Projekte, von denen einige auch weiterentwickelt werden. Ein weiteres steht in den Startlöchern. Im Bereich „Pop Up“ – also temporäre Präsenzen von Läden, Gastronomie, Bildungseinrichtungen, Kultur, Kunst, aber auch Coworking Spaces – sind zwei der City Werkstatt-Projekte angesiedelt. Zum einen wird derzeit eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, die zeigen soll, ob und wie ein Pop-Up-Center – also eine gemischt genutzte Immobilie mit wechselnden Mieterinnen und Mietern – umgesetzt werden kann. Zum anderen bringt die Wirtschaftsförderung bei vorübergehenden Leerständen Immobilienwirtschaft und potenzielle Nutzerinnen und Nutzer von Pop-Up-Stores zusammen. So verschafft die City Werkstatt jungen Unternehmen für einen begrenzten Zeitraum die hervorragende Sichtbarkeit der Innenstadt und ermöglicht in zentraler Lage ihr Geschäftsmodell zu testen.
Präsenz im öffentlichen Raum entfaltet die Nürnberger City Werkstatt mit den Projekten Summer Street Adlerstraße und Lebendiger Platz. Beide Projekte schaffen eine gesteigerte Aufenthaltsqualität, indem mobile Grünelemente und Stadtmöbel einen Anlass zum Verweilen schaffen. Durch die Verknüpfung mit Kultur- und Freizeitangeboten sowie durch Kooperationen mit der Außengastronomie wird Leben an sonst eher unbelebte Orte gebracht. Schattige Plätzchen inmitten der baulich geprägten Nürnberger Altstadt und die Entlastung eines ganzen Straßenzugs vom motorisierten Individualverkehr bringen ein großes Plus an Lebensqualität in Lagen, die zwar sehr zentral sind, aber doch nicht zu den ersten Adressen gehören.
Ein weiteres Projekt ist die digitale Imagekampagne „Nürnberger Quartiere“. Mit einer Web-App als Quartiersguide werden einzelne Quartiere mit ihren Besonderheiten vorgestellt und so auf verstecktere Perlen in der Stadt hingewiesen. So können die Geschichten und Menschen in den Altstadtquartieren, die Sehenswürdigkeiten, die Geschäfte, die Hotels, die Gastronomie entdeckt werden.
Das „1. Festival für Circus und Straßentheater“ ist ein kurzweiliges Projekt, das aktiv und punktuell durch das Programmangebot die Innenstadt belebt.
Die Metropolregion Nürnberg kennt kaum Straßentheater in den Innenstädten. So kann mit dem Projekt getestet werden, wie es ankommt, wenn an unterschiedlichen Orten abseits der bekannten Hauptachsen mehrere Shows gespielt werden und ob die Menschen dadurch in die Innenstadt gezogen werden.
Mit der digitalen Kampagne „Nürnberger Quartiere“ der „Nürnberger City Werkstatt“ die Highlights der Nürnberger Altstadt entdecken.
„Einfach Machen“ – Erfolge, Besonderheiten und Lessons Learnt
Was unterscheidet die City Werkstatt von anderen Innenstadtprojekten und was ist das Besondere an dieser Initiative? Das Motto „Einfach Machen“ beschreibt in seinem doppelten Wortsinn den Kern der Nürnberger City Werkstatt: Die Akteurinnen und Akteure legen einfach los, sobald ihre Idee als City Werkstatt Projekt angenommen wurde. Dies ermöglicht eine schnelle Umsetzung und unterstützt experimentelle Ansätze. Im anderen Wortsinn ist es ein Anliegen der Wirtschaftsförderung Nürnberg als treibende Kraft Prozesse soweit zu vereinfachen und zu verschlanken, dass Hemmungen und Hürden verwaltungsseitig so weit wie möglich reduziert werden.
Konkret bedeutet das:
- Die Projekte der City Werkstatt werden von den Innenstadtakteurinnen und –akteuren selbst initiiert und getragen. Dadurch unterstützt die City Werkstatt die Vernetzung und Aktivierung in der Community. Die Gewerbetreibenden und anderen Aktiven vor Ort werden mit ins Boot geholt und dazu ermutigt, an der Gestaltung und Weiterentwicklung mitzuwirken.
- Die Rolle der Stadtverwaltung ist eine ermöglichende. Sie sorgt dafür, dass die Umsetzung dieser Projekte möglichst unkompliziert, schnell und reibungslos erfolgen kann.
- Der Werkstatt-Charakter unterstützt besonders experimentelle, prototypische Projekte. In der Nürnberger City Werkstatt werden keine strukturellen, langfristigen Daueraufgaben der Kommune umgesetzt, sondern Dinge ausprobiert, temporär umgesetzt und schließlich evaluiert, so dass Lehren auch für zukünftige dauerhafte städtische Aktivitäten gezogen werden können. Die City Werkstatt trägt so dazu bei, dass schnell Erkenntnisse gewonnen werden: weniger Erfolgreiches macht Platz für neue Ideen und Gutes kann verstetigt werden.
Die Wirtschaftsförderung Nürnberg konnte für die Fortführung der City Werkstatt sowie weitere Innenstadtaktivitäten Fördermittel von EU, Bund und dem Freistaat Bayern in Höhe von insgesamt ca. 1 Mio. € einwerben.
Mehr zur Nürnberger City Werkstatt und den einzelnen Projekten erfahren Sie unter www.nuernberger-city-werkstatt.de